Was wäre, wenn jeder über seine generierten Daten selbst entscheiden könnte?

Öl ,als Treiber für die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten 150 Jahre, gehörte und gehört einigen wenigen Ländern, bzw. Konzernen. Diese Konzerne stellen uns das Öl recht kostspielig zur Verfügung – wir zahlen dafür.

Öl wird als Treiber nun immer mehr durch Daten ersetzt. Daten sind das neue Öl. Diese Kurzfassung hat ihren Ursprung in einem Artikel des Economist aus dem Jahr: The world’s most valuable resource is no longer oil, but data. Auch diese Quelle für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen wird hauptsächlich von großen Konzernen verwendet. Wir dürfen die verschiedenen Tools “kostenlos” nutzen, und zahlen mit unseren Daten. Nun gibt es nicht nur die wirtschaftlich generierten Daten sondern auch die, die bei Verwaltungen hinterlegt sind. Auch diese Daten werden teilweise im Sinne von Open Data zur Nutzung freigegeben.

Jeder generiert also immer und überall Daten, die mit einem persönlichen Schutz versehen, nur denjenigen zur Verfügung gestellt werden könnten, denen die jeweilige Person das Recht dazu einräumt – beispielsweise über eine private Blockchain. Zur freien Nutzung oder gegen Gebühr. Jeder könnte die Nutzung der selbst generierten Daten also verkaufen und dadurch selbst Einnahmen generieren. An manchen Stellen sind wir schon ein stückweit auf diesem Weg, doch dominiert aktuell noch bei weitem nicht die Selbstbestimmung des einzelnen Bürgers, sondern das Primat der relativ freien Nutzung unserer Daten durch Wirtschaftsunternehmen.

Was wäre also, wenn jeder Bürger über seine generierten Daten selbst entscheiden könnte?

Sollten wir die vielen Krisen nur aus den wirtschaftlichen, technischen, naturwissenschaftlichen Perspektiven betrachten?

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Aktuell hat man den Eindruck, es gibt nur noch Krisen. Die Energiekrise, die Flüchtlingskrise, die Bildungskrise, die wirtschaftliche Krise, politische Krisen etc. deuten im wahrsten Sinne des Wortes Krise auch auf einen Wendepunkt hin. Schwierig wird die Gemengelage dadurch, dass alle Krisen auch noch miteinander vernetzt sind, was die Komplexität erheblich erhöht.

“Eine wichtige Triebkraft für die Dynamik der oben genannten ineinander verwobenen Krisen ist die Abkopplung der naturwissenschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Entwicklung von den weiter gefassten Fragen der menschlichen Werte, des guten Lebens und des Wohlergehens” (Gabriel et al (2022:12): Auf dem Weg zu einer Neuen Aufklärung – Ein Plädoyer für zukunftsorientierte Geisteswissenschaften. Dabei beziehen sich die Autoren auf Lima de Miranda and Snower (2020) sowie Gabriel (2020a)).

Die Autoren stellen somit die Frage, ob wir die Bewältigung der Krisen hauptsächlich naturwissenschaftlichen, technologischen und wirtschaftlichen Perspektiven überlassen sollten.

Dabei schlagen sie berechtigt vor, stärker auch die geistes- und sozialwissenschaftlichen Perspektiven zu beachten und mit einzubeziehen. In diesem Zusammenhang werden auch verschiedene Beispiele genannt. Herausheben möchte ich die allgegenwärtige Dominanz der Informations- und Kommunikationstechnologie, die uns eher treiben als nutzen. Die gesellschaftlichen Nebenfolgen dieser Entwicklungen werden oftmals zu wenig beachtet. Die Autoren schlagen daher in diesem Zusammenhang ein Recoupling vor: “{…] die Einbindung geistes- und sozialwissenschaftlicher Kompetenzen in den Diskurs zur digitalen Transformation, und zwar mit dem Ziel, zwischen erwünschten und unerwünschten Fällen der Automatisierung von Arbeit und der Ersetzung menschlicher Interaktionen und Praktiken durch digitale Systeme unterscheiden zu können” (ebd. S. 13).

Informationen zu den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, und zu weiteren Terminen und Standorten, finden Sie auf unserer Lernplattform.

Blended Learning: Kommerzielle Plattformen sind nur begrenzt für die Weiterbildung geeignet

Es ist schon erstaunlich, wie selbstverständlich der Bildungsbereich klassisches Scientific Management wir Qualitätsmanagement oder Controlling (Bildungscontrolling) usw. nutzt. Ein Bildungsbetrieb wird dabei wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt. Das halten viele für sinnvoll, das es ja oftmals im Bildungsbereich darum geht, Steuergelder nicht zu verschwenden. Es zeigt sich allerdings auch, dass sich wirtschaftlich orientierte Unternehmen immer deutlicher zu einer Wissensorganisation oder gar zu einer Lernenden Organisation weiterentwickeln. Siehe dazu auch Was hat Wirtschaft mit Bildung und Bildung mit Wirtschaft zu tun? Auch bei den bekannten kommerziellen Videoplattformen sollte man also durchaus hinterfragen, ob diese immer gut geeignet sind, Lernprozesse im Bildung-, bzw. Weiterbildungskontext zu unterstützen.

Die gängigen Videoplattformen wurden ursprünglich für Geschäftszwecke entwickelt (siehe Lamb 2020), nicht in der Intention, Raum für horizontale Kommunikation, persönliches Wachstum und Begegnung zu kreieren. Das zeigt sich etwa am Fehlen der Möglichkeit, mit ausgewählten Personen selbstbestimmt einen virtuellen Nebenraum betreten zu können, und an der Art der Tools. Die virtuellen Architekturen definieren die Möglichkeiten, welche Selbstaspekte wir dort repräsentieren können (siehe Balick 2014) und wie wir einander daher begegnen können. Sie funktionieren hervorragend, um Inhalt zu etablieren, für Vorträge und Kollaboration an Dateien. Für spontane, fluide, emergente und synchrone Kommunikation, die die Textur lebendigen Austausches bildet, sind sie noch nicht ausreichend entwickelt. Anzuerkennen, dass die technologischen Strukturen sowohl Form als auch Inhalt der Kommunikation bedingen („The medium is the message“, siehe McLuhan 2001[1964]), heißt aber keinesfalls, den Anspruch auf demokratische Nutzung dieser Räume aufzugeben: Jeder dominante Diskurs birgt seine Subversion (siehe Foucault 1980). Die Aneignung des digitalen Raums über seine instrumentellen Beschränkungen hinaus ist möglich. Damit Begegnung, horizontale Kommunikation und Inklusion online stattfinden können, bedarf es des Willens der Teilnehmenden, es bedarf bewusster Gestaltung und fortlaufender sozialer Aushandlung, wie und wofür wir diese virtuellen Räume nutzen. Technische Tools allein lösen das nicht für uns” (Susman, K. (2022), in: Gruber/Schindler (Hrsg.), S. 04-08).

Bei unseren Blended Learning Lehrgängen versuchen wir diesen Aspekt zu berücksichtigen. Informationen zu den Lehrgängen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Wirtschaftliches Handeln – Soziales Handeln: Eine interessante Beziehung.

Wirtschaft auf der einen Seite, und Soziales auf der anderen Seite. Dieses Bild vom “Entweder-oder” wird oft bemüht, als hätten diese beiden Hemisphären gar nichts (oder wenig) miteinander zu tun. Es dominiert häufig die wirtschaftliche Sicht über die eher soziale Perspektive. In den 1960er Jahren war die Soziale Marktwirtschaft ein Erfolgsrezept, das allerdings in den darauf folgenden Jahrzehnten vom Primat der Wirtschaft abgelöst wurde.

In den letzten Jahren haben gerade Entrepreneure gezeigt, dass Wirtschaft und Soziales durchaus für alle Seiten gewinnbringend kombiniert werden kann. Dieser hybride Ansatz ist deshalb zeitgemäß, da er eine Passung zu den Lebenswelten hat, die in der Zwischenzeit Realitäten sind. Noch einen Schritt weiter geht die “neue” Wirtschaftsoziologie. In Becker/Deutschland (2010:10-11) findet sich dazu folgender Hinweis:

“Die Krise des neoklassischen Paradigmas markiert eine Zäsur nicht nur in der Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften selbst, sondern bietet auch neue Ansatzpunkte für die Wirtschaftssoziologie. Denn jetzt spielt die Kontingenz der Handlungssituation auch in den Wirtschaftswissenschaften eine entscheidende Rolle. Damit geraten Institutionen, soziale Normen und „mentale Modelle“ in den Blick, also soziale Makrostrukturen, mit denen Soziologen vertraut sind. Wirtschaftliches Handeln als soziales Handeln und nicht länger nur als sozial ´kontextualisiertes´ Handeln zu begreifen, ist der Kern des Programms der sogenannten „neuen“ Wirtschaftssoziologie (Beckert), Fligstein, Granovetter, Swedberg, White u. a.): ´The bedrock assumption of the embeddedness approach is that social networks – built on kinship or friendship, trust or goodwill – sustain economic relations and institutions. The basic idea is as old as sociology itself, such as in Durkheim’s critique of Spencer – the existence and necessity of pre-contractual elements in contracts (Lie 2005).”

Es verwundert daher nicht, dass immer dann, wenn es in diesem Sinne komplex wird, Soziologen um eine Einschätzung gebeten werden. Leider entspricht die allgemeine Wertschätzung der Soziologen (und der Soziologie) nicht dem Stellenwert, den sie in der heutigen Zeit haben sollte. Möglicherweise ändert sich da etwas mit der “neuen” Wirtschaftssoziologie.

E-Learning-Wirtschaft 2015: Wachsender Markt

kurseDie Ergebnisse des MMB-Branchenmonitors „E-Learning-Wirtschaft“ 2015 (PDF) zeigen, dass der Markt weiter wächst und auch immer attraktiver für Start-ups wird. In der Veröffentlichung wird von einer Grundgesamtheit von 250 E-Learning-Unternehmen eine Stichprobe bei 30-45 E-Learning-Unternehmen genommen und die Werte hochgerechnet. Man kann zu dem Verfahren stehen wie man will, es zeigt sich dennoch die eine oder andere Entwicklung im Markt. Einerseits kann von weiterem Wachstum ausgegangen werden und andererseits gibt es eine immer stärkere Diversifizierung der Angebote. Meines Erachtens ist auch die Trennung zwischen einem “E-Learning Unternehmen” und einem “Nicht-E-Learning Unternehmen” in Zukunft immer schwieriger, da es zu Entgrenzungen kommen wird. Wir bewegen uns mit unseren Angeboten in diesem Markt, obwohl wir mehr auf Blended Learning Konzepte setzen, die auch immer stärker angenommen werden. Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

Wissensmanager (IHK) ab November in Köln

wissensmanager-ihk-300Der von uns entwickelte Blended Learning Lehrgang Wissensmanager (IHK) wird von der IHK Köln vom 13.11.-18.12.2015 jeweils freitags angeboten. Gerade durch die neue ISO 9001:2015, die am 23.09.2015 veröffentlicht werden soll, werden viele Unternehmen Wissensmanagement-Initiativen entwickeln (müssen). Allerdings fehlt es in den Unternehmen häufig am systematischen Umgang mit der Ressource Wissen, da kaum jemand entsprechende Kompetenzen hat. Daher benötigen Unternehmen Mitarbeiter die das Wissenssystem der jeweiligen Organisation systematisch weiterentwickeln. Der Wissensmanager (IHK) bietet dafür eine gute Basis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

BMWi-Initiative – wissensoffensive “Management in Wirtschaft 4.0”

wissensoffensive-2015Im Rahmen der BMWi-Initiative – wissensoffensive “Management in Wirtschaft 4.0” findet die Veranstaltung wissensoffensive 2015 am 10.08.2015 ab 11.00 Uhr in Hagen (Rathaus an der Volme) statt. Das Programm (PDF) zeigt einen Mix zu verschiedenen Themenfeldern. Es ist gut, wenn Wissen immer stärker in den Mittelpunkt der Diskussionen rückt, doch zeigen die Programmthemen ein zu starkes technologiebezogenes Verständnis von Wissen. Es hat sich in den letzten Jahren nicht umsonst eine Abkehr vom T-O-M-Modell (Technik – Organisation – Mensch) hin zum M-O-T-Modell ergeben. Es verwundert nicht, dass Wissen in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch zu stark mit Daten und Informationen verwechselt wird. Es ist daher schade, dass die Diskussion (wie in den 90er Jahren) von der IKT-Branche getrieben wird (Deutungshoheit). Andere Perspektiven, die dem Konstrukt “Wissen” näher kommen, haben möglicherweise zu wenig Attraktivität für eine Veranstaltung, oder sind für viele zu komplex. Ich meine da beispielhaft die soziologische Perspektive oder auch die pädagogische Perspektive, um nur zwei zu nennen…. In dem von uns entwickelten Blended Learning Wissensmanager (IHK) gehe ich auf die Entwicklungsstufen des Wissensbegriffs ein und erläutere die sich daraus ergebenden Konsequenzen für das Management von Wissen. Hinweise dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

Von sozialen Interaktionen überraschend profitieren

unexpectedEs ist schon eine Binsenweisheit, dass Unternehmen vom Social Media Tools profitieren können. Traditionelle Unternehmen sehen darin hauptsächlich Kostenvorteile, doch das ist bei weitem nicht alles. Unternehmen, die schon etwas weiter sind haben verstanden, dass man seinen Innovationsprozess damit öffnen kann, um neue Dienstleistungen und Produkte zu entwickeln (Open Innovation). Letztendlich aber, gehen die Vorteile von Social Media noch weiter: Durch die stärkere soziale Interaktion der verschiedenen Beteiligten in Netzwerken, können Potenziale erschlossen werden, die nicht so einfach planbar sind. Was heisst das? In der McKinsey-Studie Transforming the business through social tools (Januar 2015) wird deutlich, dass es bei intensiven sozialen Interaktionen zu überraschenden (positiven) Effekten kommt, die vorher so nicht gesehen wurden. Gerade diese aus den Interaktionen selbst entstehenden Effekte sind es, die besondere Innovationen hervorbringen. Spannend ist dabei, dass in dem McKinsey-Artikel sozialwissenschaftliche Erkenntnisse zu dem Themebereich nicht erwähnt werden. Immerhin sind lose Kopplungen (Granovetter: Weak Ties) Bestandteil solcher Interaktionen, die dann auch noch eingebettet sind (Embeddedness). Eine so verstandene moderne neue Wirtschaftssoziologie kann viele Anregungen für das Management geben (z.B.: Embedded Open Innovation). Doch wer will das schon? Siehe dazu auch Wirtschaft und Soziologie: Passt das zusammen?

Wirtschaft und Soziologie: Passt das zusammen?

Couple Working in Homeless ShelterWie Sie als Leser unseres Blog wissen, interessiert mich die Frage, wie wirtschaftliche als auch soziologische Aspekte in Organisationen berücksichtigt werden können. Siehe dazu beispielsweise den Beitrag Wirtschaftssoziologie: Wirtschaftliches Handeln als soziales Handeln verstehen. Bei der Beantwortung der daraus resultierenden Fragen, spielt die neue Wirtschaftssoziologie eine wichtige Rolle. Der Artikel Bögenhold, D. (2013): Soziologie und Ökonomik: Betrachtungen über Konvergenzen und Divergenzen stellt die aktuelle Diskussion dar und sieht durchaus auch Konvergenzen.

(Wirtschafts-)Soziologie sollte empirisch und strategisch weitere Forschungsthemenfelder für sich reklamieren und bearbeiten, an denen der Link zwischen Ökonomik und Fragen von sozialer Organisation von Relevanz erscheint. Die skizzierten Entwicklungen zwischen der Ökonomik und der Soziologie sowie die beobachteten weiteren Veränderungen in den einzelnen Fächern selber indizieren auch soziologische Opportunities, die als solche erkannt werden müssen, um sie dann aktiv intellektuell zu verwerten. Aus den geschilderten Konvergenzen resultieren eine Reihe von Chancen, die Herausforderungen für die Sozialökonomik darstellen. Die Liste interessanter Themen ist definitiv lang und potentiell unbeschränkt.