Studie: CAR INNOVATION 2015

Es sind schon beeindruckende Zahlen, die die Studie Car Innovation 2015 (Automobil-Produktion Juni 2007) liefert: Bis 2015 werden in der Autoindustrie ca. 800 Milliarden Euro ausgegeben. 40%, also ca. 320 Milliarden Euro, werden davon “in den Sand gesetzt” (Siehe dazu Autoindustrie forscht am Markt vorbei , DIE WELT vom 23.06.2007). Beeindruckende und bedrückende Zahlen die zeigen, dass die Automobilindustrie immer noch dem produktionsorientierten, produktorientierten, beziehungsweise verkaufsorientierten Marketing verfallen ist. Bei diesen Product-Out-Philosophien fängt der Marketingprozess in dem Unternehmen (Fabrik) an, wogegen ein marketingorientiertes Konzept mit dem Kunden beginnt.

Ich glaube dennoch, dass die Marktforschung in der Automobilindustrie weiss, was der Kunde möchte, nur passt das nicht zu den Strukturen in den Großkonzernen und daher werden die Anforderungen in den jeweiligen Wertschöpfungsstufen verwässert. Wie kommt es, dass einem diese Gedanken bekannt vorkommen? Ach ja, die gleichen Sätze kann man in der IMVP-Studie von Womack/Jones/Roos nachlesen, die Ende der 80er Jahre erschienen ist. Das dazugehörende Buch “Die zweite Revolution in der Autoindustrie” haben die meisten wohl nur unter der Überschrift “Lean Production” gelesen, wobei kaum einer weiss, dass damit das Toyota-Produktions-System gemeint war. Dieses Toyota-Produktions-System wird in der IMVP-Studie eng gekoppelt mit der “Hand-am-Markt-Forschung”. Die anderen Teile des Standardwerks waren somit auch lesenswert. Leider hat die einschlägige Presse fast nur über “Lean Production” geschrieben (Anmerkung: Und das auch noch ziemlich ungenau). Seit fast 20 Jahren hat sich also an der so wichtigen Schnittstelle zu Kunden (zum einzelnen Kunden) wenig geändert – beeindruckend, wie beharrlich Strukturen in Trampelpfaden verharren können (Siehe dazu auch diesen Blogbeitrag).

Es wird in der Automobilindustrie oft von Innovationen gesprochen. Die Studie zeigt auf, dass dieser Innovationsprozess (Closed Innovation) grundlegend verbessert werden muss. Darüber hinaus sollte auch schon an den nächsten Schritt gedacht werden: Open Innovation. Die Studie empfiehlt: Einfach mal den Kunden fragen. Diesen Tipp kann man im Sinne der von Reichwald/Piller propagierten Interaktivern Wertschöpfung als Integration des Kundenwissens in die Wertschöpfungskette deuten.

Online-Test: Ist Mass Customization etwas für meine Organisation?

mc-online-test.jpgEs gibt immer mehr Hinweise darauf, dass Mass Customization in den verschiedenen Branchen erfolgreich umgesetzt werden kann (Beispiele). Dennoch fragen sich immer wieder Verantwortliche in den unternehmen, ob Mass Customization etwas für ihre spezielle Organisation ist. Gemeinsam mit meinen Partnern habe ich einen Online-Test zu Mass Customization entwickelt (englischsprachig), der sich an den Untersuchungen von Pine orientiert. Bei jeder Frage geht es darum zu klären, wie sich der genannte Aspekt in den Jahren 2000 bis 2005 (oder bis heute) verändert hat. Am Ende können Sie sich dann eine kleine Grafik anzeigen lassen die zeigt, ob Mass Customization etwas für Ihre Organisation ist. Probieren Sie es einfach einmal aus.

IMCM´07 und PETO´07 vom 21.-22.06.2007 in Hamburg: Innovative Processes and Products for Mass Customization

imcm07-und-pet07.jpgDie gemeinsame Konferenz IMCM´07 und PETO´07 findet in der kommenden Woche (21.-22.06.2007) an der TU Hamburg statt. Es geht dabei im Schwerpunkt um “Innovative Processes and Products for Mass Customization” (Speaker). Da ich aus terminlichen Gründen an der Konefrenz nicht teilnehmen kann, habe ich nicht für diese Konferenz, sondern für die MCPC2007 (Oktober in Boston) zwei Paper eingereicht, die auch in der Zwischenzeit angenommen wurden. Die bei den Konefrenzen in Hamburg bieten eine gute Möglichkeit, sich über die aktuellen Entwicklungen zu informieren. Viele der Speaker habe ich auf den verschiedenen Konferenzen zu Mass Customization kennen und schätzen gelernt. Sollten Sie die Möglichekit haben an der Konferenz teilzunehmen, so kann ich das nur empfehlen.

Schwartz, B. (2004): The Paradox of Choice (Mit Video eines Vortrags aus 2005)

Anprobe.jpgObwohl ich vor längerer Zeit auf meiner Website schon einmal auf das lesenswerte Buch von Barry Schwartz hingewiesen habe (The Paradox of Choice -Why More is Less), möchte ich an dieser Stelle noch einmal darauf eingehen. Die Kernthese des Buchs ist, dass viel Auswahl eher verwirrt, als hilft. Der Trend vieler Unternehmen, auf noch mehr Auswahl (Variantenvielfalt) zu setzen, muss daher kritisch gesehen werden. Barry unterscheidet in seinem Buch Maximizer, die immer nur das beste wollen (und es wohl nie erreichen) und Satisficer, die mit der getroffenen Entscheidung zufrieden sind. Um die Erkenntnisse von Barry Schwartz besser zu verstehen, sollten Sie sich seinen in 2005 gehaltenen Vortrag per Video ansehen (Kategorie: Sehenswert). Das Buch als Mindmap zusammegfasst.

Wie kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern?

Teambesprechung.jpgDie Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden spielen eine wichtige Rolle im Geschäftsleben. Aber was versteht man unter Interaktion und welche Ansätze gibt es, diese zu verbessern? In dem sehr lesenswerten Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung (Kostenloser Download) wird als Kern einer Interaktiven Wertschöpfung die Interaktionskompetenz genannt. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, orientiere ich mich bei dem Konstrukt Kompetenz an der Beschreibung von Heyse/Erpenbeck, die darunter Selbstorganisationsdisposition verstehen. Bezieht man sich auf Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition, so kann man die Interaktionskompetenz auch als Selbstorganisationsdisposition zur Interaktion mit dem jeweiligen Kunden interpretieren. Mein Paper zur MCPC2007 in Boston befasst sich genau mit diesem Aspekt, wobei ich vorschlage, das Konzept der Multiplen Kompetenzen zu nutzen, da sich die anderen Kompetenzmodelle oftmals auf ein zu statisches und zu wenig umfassendes Verständnis von Kompetenz beziehen.  Auch Grollmann (2005) weist in der Diskussion um Kompetenzmodelle auf den Zusammenhang zwischen der Multiplen Inteligenzen Theorie und der Kompetenzdebatte hin: “Am ehesten scheinen Zugänge geeignet, wie sie z.B. im Rahmen der Diskussion um multiple Kompetenz/Intelligenz entstanden sind.” Mit dem Konzept der Multiplen Kompetenzen kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern. Das ist aus meiner Sicht eine vielversprechende These, aus der konkrete Vorschläge für Verbesserungen abzuleiten sind.

MCPC2007 am MIT in Boston: Beide Paper wurden angenommen – Ich freue mich sehr darüber

mcpc2007.gifHeute habe ich Bescheid bekommen, dass die eingereichten Paper für die MCPC2007 angenommen wurden. Darüber habe ich mich sehr gefreut, denn die Konferenz zu Mass Customization and Personalization findet diesmal Anfang Oktober am Massachusetts Institut of Technology (MIT) in Cambridge/Boston statt. Es ist für mich schon etwas Besonderes, dort einen Vortrag halten zu dürfen. Die Überschrift der Konferenz lautet diesmal: Bringing Mass Customization to the next level. Die beiden angenommen Paper haben folgende Titel:

1. How to improve customer interaction through the concept of multiple competences

2. Intelligent Agents assisted Value Adding Communities for Mass Customization

Weitere Informationen zu den verschiedenen bisherigen Konferenzen finden in diesen Blogbeitrag.

MCPC2007: Feedback zu den zwei eingereichten Paper in der kommenden Woche

Normalerweise sollten alle Autoren Anfang Juni Feedback zu den Anfang April eingereichten Paper erhalten. Durch die große Zahl der zur MCPC2007 in Boston eingereichten Unterlagen, kommt es allerdings zu Verzögerungen. Wie mir mitgeteilt wurde, wird der Review Process erst in der kommenden Woche abgeschlossen. Ich hoffe nun sehr, dass die zwei eingereichten Paper angenommen werden und ich im Oktober meine Gedanken vorstellen darf.

Was hat Müsli mit Mass Customization zu tun?

Essen.jpgAuf der Website von MyMuesli.de gibt es heute die Meldung: Vorübergehend Ausverkauft…  Der Erfolg der Passauer Studenten geht darauf zurück, dass es einen Trend zur Individualisierung gibt, der die Grundlage der hybriden Wettbewerbsstrategie Mass Customization and Personalization (Kundenindividuelle Massenproduktion) ist. Manche Redakteure tun jetzt gerade so, als wäre das eine Weltsensation. In der heutigen Ausgabe von DIE WELT z. B. berichtet Helge Denker unter dem Titel Die Müsli-Mixer aus Passau von dem großen Erfolg der Website MyMuesli.de. Das ist gut so. Besser noch wäre es, wenn der Redakteur weiter recherchiert hätte und dem geneigten Leser auf Mass Customization and Personalization und die vielen erfolgreichen Beispiele aufmerksam gemacht hätte. Denn erst dann versteht man, welche Potenziale auf dem kundenindividuellen Massenmarkt noch möglich sind. Aber das wäre wohl zu viel verlangt. Ich möchte Sie an dieser Stelle auf die verschiedenen (Welt)-Konferenzen zu Mass Customization and Personalization hinweisen, und darauf, dass die nächste Weltkonferenz MCPC2007 im Oktober am berühmten MIT in Boston stattfindet.

Ein wirtschaftlich erfolgreiches Open-Source-Projekt sollte Unternehmen zu denken geben

firefox.jpgUnter der Überschrift Firefox macht der Erfolg zu schaffen berichtet das HANDELSBLATT heute über das Open-Source-Projekt Firefox, an dem ca. 2000 Programmierer arbeiten und das dem Internet Explorer gehörig Konkurrenz macht. Open-Source-Projekte sind normalerweise nicht auf Profit aus, und dennoch gibt es immer mehr dieser erfogreichen Projekte, die sich normalerweise nur über Spenden finanzieren. Diese Entwicklung ist für viele Unternehmen erstaunlich, sollte allerdings eher als Fingerzeig interpretiert werden. Denn nach Drucker (1954): It´s the customer who determines what a business is. Und der Kunde weicht immer öfter auf Open-Source-Angebote aus, da diese wohl eher seinen Anforderungen entsprechen. Unternehmen können diese Entwicklungen (Open Source, Open Content, Open Innovation usw.) ignorieren oder gezielt nutzen, indem sie das Wissen der Kunden in Ihre Wertschöpfungkette integrieren (Interaktive Wertschöpfung). Dabei geht es nicht nur um das Wissen um die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen, sondern auch (und gerade) um das Problemlösungswissen. Gerade das Wissen um die Problemlösung war bisher vom Kunden entkoppelt (Closed Innovation).

OpenMoko: Mobiltelefon, das ausschließlich auf offener Software basiert

openmoko.jpgDas Projekt ist wirklich interessant. Auf der Website OpenMoko erfährt man, dass es bei dem Projekt daraum geht, “das erste Mobiltelefon der Welt zu schaffen, das ausschließlich auf offener Sofware basiert”. Ein Open Innovation Projekt, das weiter zu beobachten ist. Mal sehen, ob es klappen wird. Weiterhin hat mich natürlich folgender Hinweis beeindruckt: “We believe in standardization bottom-up (defined and implemented by the community), instead of top-down (defined by a consortium).” Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, ist es gerade mein Anliegen, in der Kompetenzdebatte (Selbstorganisationsdispositionen) auf die vielen Möglichkeiten des Bottom-Up-Approaches hinzuweisen. Dabei geht es allerdings nicht um ein “entweder-oder”, sondern um ein “sowohl-als-auch”. Soll heißen: Bottom-Up und Top-Down…