Content is king but Context rules: Was heisst das?

Auf der ElearnChina 2003 habe ich einen eigenen Beitrag vorgestellt (Veröffentlichungen) und einen interessanten Vortrag gehört, der sich mit Content und Context auseinander setzte. In der Zwischenzeit wird immer deutlicher, dass Content (Inhalt) wichtig ist, doch entscheidender scheint zu sein, dass der Inhalt in einem bestimmten Context angewendet wird, oder daraus neuer Inhalt entsteht. Doch was versteht man unter einem Kontext?

Context can be defined as “the formal or informal setting in which a situation occurs; it can include many aspects or dimensions, such as environment, social activity, goals or tasks of groups and individuals; time (year/month/day)” (Brown et al. 2010:4)

Der Beitrag Brown, E. (2010): Education in the wild: contextual and location-based mobile learning in action befasst sich intensiv mit dem Zusammenhang und begründet, dass gerade M-Learning (Mobile Learning) für situiertes Lernen (location as context) geeignet ist.  Da Lernen mit Wissen und Kompetenz zusammenhängt, bieten sich hier auch vielfältige Möglichkeiten für Unternehmen.

Reinmann, G. (2008): Lehren als Wissensarbeit? Persönliches Wissensmanagement mit Weblogs

In dem Artikel Reinmann, G. (2008): Lehren als Wissensarbeit? Persönliches Wissensmanagement mit Weblogs (IWP – Information Wissenschaft & Praxis, 2008, Heft 1, Seiten 049-057) erläutert die Autorin u.a. wie mit Hilfe von Weblogs, persönliches Wissensmanagement betrieben werden kann. Darüber hinaus wird die Frage gestellt, ob Lehren nicht auch Wissensarbeit bedeutet. Abstract:

Wissensarbeit und Wissensmanagement sind Konzepte, die bislang vorrangig im Unternehmenskontext diskutiert und untersucht werden. Interpretiert man Lehren als eine Form von Wissensarbeit, wird auch für Schule und Hochschule vor allem das persönliche Wissensmanagement interessant, das persönliche Kompetenzentwicklung wie auch kollaboratives Lernen und Arbeiten anregen und verbessern kann. Anhand von Einzelbeispielen aus der Blogosphäre wird gezeigt, wie Lehrende in ihrer Rolle als Wissensarbeitende von Web 2.0-Anwendungen profitieren können und inwiefern Weblogs ein vielfältiges Instrument zum persönlichen Wissensmanagement sind. Anhand eines Modells zum persönlichen Wissensmanagement wird die Verbindung individueller und kollaborativer Prozesse herausgearbeitet. Wie Lehrende darin unterstützt werden können, persönliches Wissensmanagement zu lernen, wird wiederum anhand zweier Beispiele beschrieben. Die beiden Fortbildungsbeispiele aus dem Bereich des E-Learning sind für das Thema deshalb hilfreich, weil sie selbst formale Bildungsangebote mit informellem Lernen und damit auch mit persönlichem Wissensmanagement verknüpfen.” 

Aus meiner Sicht sind “Lehrende” auch Wissensarbeiter, die sich allerdings nicht im Unternehmenskontext, sondern im universitären/schulischen Kontext bewegen. Wenn dem so ist, könnte man natürlich auch Führungskräfte in Lernenden Organisationen als “Lehrende” bezeichnen, wobei sich die Unterschiede bei der “Lehrtätigkeit” auf den Kontext beschränken würden. Die jeweilige Kontextsteuerung (Ermöglichungsräume) gerät immer stärker in den Fokus und somit weniger der Content. Siehe dazu auch Content is King – but Context rules.

Content Is King – But Context Rules

Diesen faszinierend einfachen Satz habe ich von J. Levy auf der ElearnChina2003 gehört. J. Levy war Keynote Speaker und hat deutlich gemacht, dass zur Zeit noch sehr oft über den Inhalt (Content) diskutiert wird, aber das Umfeld, in dem dieser Inhalt genutzt wird (Kontext bzw. Domäne) in Zukunft viel wichtiger werden wird.

Um es deutlich zu sagen: Inhalte, zumal noch aktuelle dazu, sind auch noch in Zukunft eine bedeutende Voraussetzung, um z.B. in Unternehmen wertschöpfend zu handeln. Beachtenswert sind allerdings scheinbar gegenläufige Trends: Einerseits werden Inhalte kostenpflichtig und andererseits kostenfrei angeboten. Letzteres wird gerade von der Initiative OpenContent stark favorisiert. Auch Universitäten wie das berühmte MIT in den USA stellen OpenCourseware zur Verfügung. Weiterhin gibt es Repositories für sogenannte Learning Objects. Dabei werden Inhalte “granuliert”, so dass nur noch “kleine Häppchen” vorliegen (Prinzip). Warum machen die das? Wenn Sie eine etwas fundiertere Darstellung suchen, so finden Sie Hinweise dazu entweder in meinem Paper zur ELearnChina2003 oder aber auf der sehr guten Seite von Marc Jelitto zu Lernobjektrepositorien.

Es kann durchaus Sinn machen, kleine inhaltliche Häppchen so aufzubauen, dass man sie wiederverwenden kann. Diese Wiederverwendbarkeit (Reusebility) ist dann die Basis für Wirtschaftlichkeit (Mass Customization in der Bildung). Ich bin allerdings ein wenig kritisch, da ich schon mit dem Begriff “Learning Objects” Probleme habe, denn: Können Objekte lernen? Ist es nicht eher das Subjekt, das in den Mittelpunkt gerückt werden muss? Denn das Subjekt nimmt die Inhalte  in Form von Daten/Informationen auf und konstruiert daraus Wissen. Daten in einem bestimmten Kontext werden zu Informationen und Informationen werden verbunden u. a. mit den persönlichen Erfahrungen zu Wissen konstruiert (Konstruktivismus). Siehe dazu auch die Wissenstreppe von North 1998. Somit ist die Situiertheit, der Kontext, des Inhalts letztendlich entscheidend, Content Is King – But Context Rules. I love it…..