Atlas der Digitalen Arbeit 2022

Im aktuellen Atlas der Digitalen Arbeit (PDF) geht es um Daten und Fakten über die Beschäftigung der Zukunft. Es handelt sich hier um ein Gemeinschaftsprojekt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) und der Hans-Böckler-Stiftung. (HBS). Die sonst übliche eher betriebswirtschaftliche Perspektive auf die Transformation von Arbeit wird hier durch eine eher gewerkschaftliche, Mitarbeiterperspektive ergänzt.

Ich möchte hier nur zwei der vielen angesprochenen Punkte herausstellen. Einerseits ist es die Mitgestaltung der Veränderungsprozesse, zusammen mit den Mitarbeitern und den (wenn vorhandenen) Betriebsräten. Da komplexe Arbeitsprozesse nur durch mehr Selbstorganisation zu bewältigen sind, kommt auch auf unternehmerischer, bzw. organisationaler Ebene der Selbstorganisation/Mitgestaltung eine besondere Bedeutung zu. Weiterhin wird in dem Atlas der Digitalen Arbeit noch einmal hervorgehoben, wie wichtig Weiterbildung in der Transformation von Arbeit ist: ” Dass Weiterbildung wichtig ist, ist in der Gesellschaft angekommen. Aber sie ist zu kompliziert, bundesweite Regelungen fehlen. Und dass sich die Digitalisierung auch digital erlernen lässt, ist in Deutschland noch längst nicht selbstverständlich” (ebd. S. 22)..

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK) können Teilnehmer die heute erforderlichen Kompetenzen in modernen Lernformen entwickeln. Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Qualifikation und Kompetenz: Gegenüberstellung anhand einer aktuellen DGB-Analyse

Die Analyse des DGB Adamy, W. (2011): 1,4 Mio. Beschäftigte haben bereits in 2011 Job verloren bezieht sich in ihrer Argumentation auf das Konstrukt “Qualifikation”. Es wimmelt in dem 9-seitigen Artikel nur so von entsprechenden Begriffen wie “Geringqualifizierte”, “qualifizierten Arbeitskräften”, usw. Der Begriff “Kompetenz” kommt allerdings überhaupt nicht vor – wie kommt das?  Es verwundert zunächst nicht, wenn auf Seite 2 zu lesen ist, dass eine akademische Ausbildung nicht generell vor Arbeitslosigkeit schützt, denn die entsprechende Qualifikation muss im modernen Arbeitsleben mit weitergehenden Kompetenzen einer Person einhergehen. Es ist schon überraschend zu sehen, wie manche Diskussionen am Kern der Fragestellungen vorbeigehen (Siehe dazu z.B. Die Rückkehr des Subjekts in die betriebliche Organisation der Arbeit):

„Kompetenzen beziehen sich dabei auf die innerpsychologischen Voraussetzungen, die sich in der Qualität der sichtbaren Handlungen niederschlagen und diese regulieren und somit als Merkmale der Persönlichkeit aufscheinen. Im Zentrum dieses Kompetenzverständnisses steht somit das Individuum, mit all seinen Interessen und Bedürfnissen und nicht eine rechtsförmig bescheinigte Fertigkeit, im Sinne einer Qualifikation. Kompetenzentwicklung wird dabei als ein Prozess verstanden, ´in dem die fachliche, methodische und soziale Handlungsfähigkeit sowie die Selbstorganisationsfähigkeit (bzw. Teile dieser Facetten) erweitert, umstrukturiert und aktualisiert wird´” (Erpenbeck/Sauter 2000:294).

In dieser ersten Gegenüberstellung zeigt sich auch der individual-dispositive Charakter des Kompetenzbegriffs, der aktuell (leider noch) von der eher normativen Herangehensweise überlagert wird. Siehe dazu auch Kernkompetenzen als Emergenzphänomene.