Digitale Souveränität in Europa lebt auch davon, dass leistungsfähige KI-Modelle verfügbar sind. Es wundert daher nicht, dass die Veröffentlichung von Mistral 3 sehr viel Aufmerksamkeit erhalten hat. Mistral ist die französische Antwort auf die dominierenden KI-Modelle amerikanischer Tech-Konzerne, die nicht offen sind, und enorme Ressourcen benötigen. Wenn es um kleine, offene und ressourcenschonende Modelle geht, so kann die Mistral-Modell-Familie durchaus interessant sein. Alle Modelle sind auf Huggingface verfügbar:
Mistral 3 Large A state-of-the-art, open-weight, general-purpose multimodal model with a granular Mixture-of-Experts architecture.
Mistral 3 A collection of edge models, with Base, Instruct and Reasoning variants, in 3 different sizes: 3B, 8B and 14B.
Mich interessieren gerade die kleinen, leistungsfähigen Modelle, die eine einfachere technische Infrastruktur benötigen und ressourcenschonend sind. Die offenen Modelle können damit in lokale KI-Anwendungen eingebunden werden. Wir werden Mistral 3 in LocalAI, Ollama und Langflow einbinden und zu testen. Dabei bleiben alle generierten Daten auf unseren Servern – ganz im Sinne einer Digitalen Souveränität.
Auf die Olmo Modell Familie hatte ich diesen Blogbeitrag schon einmal hingewiesen: Mit der Olmo2 Modell-Familie offene Forschung an Sprachmodellen vorantreiben. Es handelt sich dabei um Modelle, die vom Ai2 Institut entwickelt und veröffentlicht werden. Ziel des Instituts ist es, neben der Offenheit der Modelle auch einen Beitrag zur Lösung der gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten. Im November 2025 ist die Olmo3 Modell-Familie veröffentlicht worden:
Olmo 3-Think (7B, 32B)–our flagship open reasoning models for advanced experiments, surfacing intermediate thinking steps.
Olmo 3-Instruct (7B)–tuned for multi-turn chat, tool use, and function/API calling.
Olmo 3-Base (7B, 32B)–strong at code, reading comprehension, and math; our best fully open base models and a versatile foundation for fine-tuning.
Die Modelle sind bei Huggingface frei verfügbar und können in einem Playground getestet werden.
Die kommerziellen, proprietären KI-Systeme machen den Eindruck, als ob sie die einzigen sind, die Innovationen generieren. In gewisser weise stimmt das auch, wenn man unter Innovationen die Innovationen versteht, die sich diese Unternehmen wünschen. Fast jeden Tag gibt es neue Möglichkeiten, gerade diese KI-Modelle zu nutzen. Dieses Modelle treiben ihre Nutzer vor sich her. Wer nicht alles mitmacht wird der Verlierer sein – so das Credo.
Dabei stehen Trainingsdaten zur Verfügung, die intransparent sind und in manchen Fällen sogar ein Mindset repräsentieren, das Gruppen von Menschen diskriminiert.
Versteht man unter Innovationen allerdings, das Neues für die ganze Gesellschaft generiert wird, um gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen, so wird schnell klar, dass das nur geht, wenn Transparenz und Vertrauen in die KI-Systeme vorhanden sind – und genau das bieten Open Source AI – Systeme.
„Open-source AI systems encourage innovation and are often a requirement for public funding. On the open extreme of the spectrum, when the underlying code is made freely available, developers around the world can experiment, improve and create new applications. This fosters a collaborative environment where ideas and expertise are readily shared. Some industry leaders argue that this openness is vital to innovation and economic growth. (…) Additionally, open-source models tend to be smaller and more transparent. This transparency can build trust, allow for ethical considerations to be proactively addressed, and support validation and replication because users can examine the inner workings of the AI system, understand its decision-making process and identify potential biases“ (UN 2024)
Wenn es um Innovationen geht, denken viele an bahnbrechende Erfindungen (Inventionen), die dann im Markt umgesetzt, und dadurch zu Innovationen werden.. Da solche Innovationen oft grundlegende Marktstrukturen verändern, werden diese Innovationen mit dem Begriff „disruptiv“ charakterisiert. Siehe dazu auch Disruptive Innovation in der Kritik.
Betrachten wir uns allerdings die Mehrzahl von Innovationen etwas genauer, so entstehen diese hauptsächlich aus der Neukombination von bestehenden Konzepten. Dazu habe ich auch eine entsprechende Quelle gefunden, die das noch einmal unterstreicht.
„New ideas do not come from the ether; they are based on existing concepts. Innovation scholars have long pointed to the importance of recombination of existing ideas. Breakthrough often happen, when people connect distant, seemingly unrelated ideas“ (Mollick 2024).
Bei Innovationsprozessen wurden schon in der Vergangenheit immer mehr digitale Tools eingesetzt. Heute allerdings haben wir mit Künstlicher Intelligenz (GenAI) ganz andere Möglichkeiten, Neukombinationen zu entdecken und diese zu Innovationen werden zu lassen.
Dabei kommt es natürlich darauf an, welche Modelle (Large Language Models, Small Language Models, Closed Sourced Models, Open Weighted Models, Open Source Models) genutzt werden.
Wir favorisieren nicht die GenAI Modelle der bekannten Tech-Unternehmen, sondern offene, transparente und für alle frei zugängige Modelle, um daraus dann Innovationen für Menschen zu generieren.
Wir setzen diese Gedanken auf unseren Servern mit Hilfe geeigneter Open Source Tools und Open Source Modellen um:
Dabei bleiben alle Daten auf unseren Servern – ganz im Sinne einer Digitalen Souveränität.
Den Gedanken, dass Künstliche Intelligenz (Cognitive Computing) Innovationen (hier: Open Innovation) unterstützen kann, habe ich schon 2015 auf der Weltkonferenz in Montreal (Kanada) in einer Special Keynote vorgestellt.
Siehe dazu Freund, R. (2016): Cognitive Computing and Managing Complexity in Open Innovation Model. Bellemare, J., Carrier, S., Piller, F. T. (Eds.): Managing Complexity. Proceedings of the 8th World Conference on Mass Customization, Personalization, and Co-Creation (MCPC 2015), Montreal, Canada, October 20th-22th, 2015, pp. 249-262 | Springer
Immer mehr Regionen und Länder stellen fest, dass die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz – wie alle Innovationen – mindestens zwei Seiten hat. Es gibt einerseits den Nutzen für Menschen, Unternehmen und Gesellschaften und andererseits auch Schwierigkeiten.
Solche Entwicklungen geben immer Anlass, darüber nachzudenken, ob Künstliche Intelligenz so gesteuert werden kann, dass es nicht nur einzelnen Unternehmen zugute kommt, sondern einer ganzen Gesellschaft.
In der Zwischenzeit gibt es sehr viele nationale und regionale Initiativen, die versuchen, einerseits die Entwicklungen von Künstlicher Intelligenz zu fördern, andererseits aber auch Grenzen zu ziehen, deren Überschreitung zu möglichen gesellschaftlichen Schäden führen können.
Die United Nations (UN) ist für so eine Fragestellung prädestiniert, und hat mit der Veröffentlichung UN /2024): Governing AI For Humanity (PDF) eine gute Basis geschaffen, um ausgewogen über das Thema diskutieren zu können.
Aktuell habe ich den Eindruck, dass die Diskussionen über die Entwicklung und Nutzung Künstlicher Intelligenz von den amerikanischen Tech-Konzernen dominiert werden, die ihre wirtschaftlichen Vorteile sehen, die gesellschaftlich negativen Auswirkungen gerne den jeweiligen Ländern überlassen wollen.
Mit DeepSeek ist chinesischen Entwicklern ein Coup gelungen, denn sie konnten zeigen, dass ein KI-Modell nicht teuer sein muss. Die amerikanischen Tech-Giganten standen damals mit ihren Milliarden-Investitionen ziemlich schlecht dar.
Nun gibt es mit Kimi K2 Thinking ein weiteres Modell, mit dem chinesische Entwickler zeigen, wie mit relativ wenigen Ressourcen – und damit Kosten – ein leistungsfähiges Modell angeboten werden kann. Der Schwerpunkt des Modells liegt dabei auf „Coding“.
Es ist Open Sourcebasiert und wurde unter der MIT-Lizenz veröffentlicht. Diese enthält eine interessante Klausel: Da amerikanische Konzerne chinesische Open Source Modelle gerne für ihre Entwicklungen nutzen – ohne das transparent zu machen – ist die freie kommerzielle Nutzung bis zu einem monatlichen Umsatz von 20 Millionen Dollar möglich.
Kimi K2 Thinking ist ein MoE-Modell, (for Coding) dessen Entwicklung nur 4,6 Millionen Dollar gekostet haben soll – wieder eine beeindruckende Kennzahl. Darüber hinaus zeigen Benchmarks, die enorme Leistungsfähigkeit des Modells. Weitere Informationen sind in dem folgenden Beitrag zusammengefasst:
Mal sehen, ob wir das Modell auch in LocalAI, bzw. in Ollama auf unseren Servern einbinden können. Bis dahin kann auf der Landingpage Kimi K2 Thinking getestet werden.
Wenn es um Künstliche Intelligenz geht, kommt auch immer öfter der Hinweis auf, dass Emotionale Intelligenz immer wichtiger wird. In dem Blogbeitrag AI City und Emotionale Intelligenz wird beispielsweise auf den Zusammenhang mit AI Citys verwiesen:
“For a smart city, having only “IQ” (intelligence quotient) is not enough; “EQ” (emotional quotient) is equally essential. (…) the emotions of citizen communities …“
Hier wird also vorgeschlagen, neben dem Intelligenz-Quotienten (IQ) noch einen Emotionalen Quotienten (EQ) bei der Betrachtung zu berücksichtigen.
Doch was verstehen wir unter „Emotionale Intelligenz“?
Ich beziehe mich hier auf eine Beschreibung von Salovay und Mayer, und bewusst nicht auf den populären Ansatz von Goleman:
“Emotional intelligence is a type of social intelligence that involves the ability to monitor one’s own and others’ emotions to discriminate among them, and to use the information to guide one’s thinking and actions (Salovey & Mayer 1990)”, cited in Mayer/Salovay 1993, p. 433).
Die Autoren sehen also Emotionale Intelligenz als Teil einer Sozialen Intelligenz. Spannend ist weiterhin, dass Mayer und Salovay ganz bewusst einen Bezug zur Multiplen Intelligenzen Theorie von Howard Gardner herstellen. Siehe Emotionale Intelligenz: Ursprung und der Bezug zu Multiplen Intelligenzen.
Betrachten wir nun Menschen und AI Agenten im Zusammenspiel, so muss geklärt werden, woran AI Agenten (bisher) bei Entscheidungen scheitern. Dazu habe ich folgenden Text gefunden:
“AI agents don’t fail because they’re weak at logic or memory. They fail because they’re missing the “L3” regions — the emotional, contextual, and motivational layers that guide human decisions every second” (Bornet 2025 via LinkedIn).
Auch Daniel Goleman, der den Begriff „Emotionale Intelligenz“ populär gemacht hat, beschreibt den Zusammenhang von Emotionaler Intelligenz und Künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz, und weist auf die erforderliche Anpassungsfähigkeit (Adaptability) hin:
„Adaptability: This may be the key Ei competence in becoming part of an AI workplace. Along with emotional balance, our adaptability lets us adjust to any massive transformation. The AI future will be different from the present in ways we can’t know in advance“ (EI in the Age of AI, Goleman via LinkedIn, 30.10.2025).
Bei Innovationen sollten wir uns zunächst einmal klar machen, was im Unternehmenskontext darunter zu verstehen ist. Das Oslo Manual schlägt vor, Innovation wie folgt zu interpretieren:
„(…) a new or improved product or process (or combination thereof) that differs significantly from the unit’s previous products or processes and that has been made available to potential users (product) or brought into use by the unit (process)” (Oslo Manual 2018).
Dass Innovation u.a. eine Art Neu-Kombination von Existierendem bedeutet, ist vielen oft nicht so klar (combination thereof). Neue Ideen – und später Innovationen – entstehen oft aus vorhandenen Konzepten. oder Daten.
An dieser Stelle kommen nun die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (GenAI oder auch AI Agenten) ins Spiel. Mit KI ist es möglich, fast unendlich viele Neu-Kombinationen zu entwickeln, zu prüfen und umzusetzen. Das können Unternehmen nutzen, um ihre Innovationsprozesse neu zu gestalten, oder auch jeder Einzelne für seine eigenen Neu-Kombinationen im Sinne von Open User Innovation nutzen. Siehe dazu Von Democratizing Innovation zu Free Innovation.
Entscheidend ist für mich, welche KI-Modelle dabei genutzt werden. Sind es die nicht-transparenten Modelle der Tech-Unternehmen, die manchmal sogar die Rechte von einzelnen Personen, Unternehmen oder ganzer Gesellschaften ignorieren, oder nutzen wir KI-Modelle, die frei verfügbar, transparent und für alle nutzbar sind (Open Source AI)?
Innovation ist ein wesentliches Element für den Wohlstand einer Gesellschaft – nicht nur für einzelne Unternehmen. Diese orientieren sich in ihren Strategien oft auf Technik (technikorientiere Innovationsstrategie) und auf Kunden (kundenorientierte Innovationsstrategie). Beide Perspektiven sollten durch ein Denken in Kontexten ergänzt werden.
„Eine kontextorientierte Innovationsstrategie versucht daher, nutzerorientierte Lösungsansätze für die Bewältigung und Entlastung von Alltagskomplexität in innovative Produkte und Dienstleistungen zu übersetzen. (…) Eine kontextorientierte Strategie ist von der Perspektive her langfristig orientiert, verbindet technologisches Wissen mit den jeweiligen soziokulturellen Anwendungskontexten und trägt insofern der rekursiven Beziehung von Innovation und Bedürfnis Rechnung. Dabei zielt eine kontextorientierte Innovationsstrategie letztlich auf Differenzierung am Markt, denn »the essence of strategy is […] choosing to perform activities differently or to perform different activities than rivals« – und damit auf langfristiges Überleben am Markt (Porter 1996, 64)“ Quelle: Burmeister et al. (2006): Innovation im Kontext: Ansätze zu einer offenen Innovationsstrategie, in Drossou (2006).
Gerade in Zeiten von Künstlichen Intelligenz werden oftmals nur die Dimensionen „Technik“ und „Kunde“ thematisiert und zu wenig der gesellschaftliche Kontext von Innovationen mit bedacht. Die ersten beiden Dimensionen sind eher kurzfristig, die kontextorientierte Innovationsstrategie eher langfristig ausgerichtet. Gerade dieser Punkt ist für eine gesellschaftliche Entwicklung wichtig, die alle Menschen mit einbezieht.
Diese Gedanken passen gut zu dem in Japan vorgestellten Ansatz einer Society 5.0.
Es ist deutlich zu erkennen, dass Künstliche Intelligenz in seinen verschiedenen Formen (GenAI, AI Agenten usw.) Berufsbilder, Lernen, Wissens- und Kompetenzentwicklung beeinflusst, bzw. in Zukunft noch stärker beeinflussen wird. Siehe dazu beispielsweise WEF Jobs Report 2025.
Auch Strukturen im Bildungsbereich müssen sich daher fragen, welche Berechtigung sie noch in Zukunft haben werden, da sich der aktuelle Bildungssektor in fast allen Bereichen noch stark an den Anforderungen der Industriegesellschaft orientiert. Wenn es beispielsweise um Schulen geht, hat sich seit mehr als 100 Jahren nicht viel geändert. Siehe dazu Stundenplan von 1906/1907: Geändert hat sich bis heute (fast) nichts. Dazu passt folgendes Zitat:
„Every time I pass a jailhouse or a school, I feel sorry for the people inside.“ — Jimmy Breslin, Columnist, New York Post (Quelle)
Wohin sollen sich die Bildungsstrukturen – hier speziell Schulen – entwickeln?
(1) Wir können die Technologischen Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in den Mittelpunkt stellen, und Menschen als nützliches Anhängsel von KI-Agenten verstehen. Dabei werden Menschen auf die KI-Technologie trainiert,, weiter)gebildet, geschult.
(2) Wir können alternativ Menschen und ihr soziales Zusammenleben in den Mittelpunkt stellen, bei dem Künstliche Intelligenz einen wertvollen Beitrag liefern kann. Ganz im Sinne einer Society 5.0.
Aktuell dominiert fast ausschließlich die Nummer (1) der genannten Möglichkeiten, was dazu führen kann, dass der Bildungsbereich Menschen so trainiert, dass sie zu den von Tech-Giganten entwickelten Technologien passen.
Möglicherweise hilft es in der Diskussion, wenn man den Ursprung des Wortes „Schule“ betrachtet. Der Begriff geht auf das griechische Wort „Skholè“ zurück, was ursprünglich „Müßiggang“, „Muße“, bedeutet und später zu „Studium“ und „Vorlesung“ wurde (Quelle: Wikipedia).
Bei Forschungen zur Künstlichen Intelligenz sind Autoren genau darauf eingegangen, weil sie vermuten, dass gerade diese ursprüngliche Perspektive besser zu den aktuellen Entwicklung passen kann:
„We find this etymology deeply revealing because it undercovers a profound truth about education´s original purpose: it wasn´t about preparing workers for jobs, but about providing space for thoughtful reflection and exploration of life´s fundamental questions. What inspires us about the ancient´s Greek approach is how they saw education as a means to help people find their purpose and develop their full potential as human beings“ (Bornet et al. 2025).
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