Fragebogen: Wie tolerant sind Sie gegenüber Unsicherheiten?

Ausschnitt aus dem Fragebogen Unsicherheitstoleranz, in: weiter bilden 04/2023

Wir leben in turbulenten Zeiten in denen geliebte Selbstverständlichkeiten (Sicherheiten) nicht mehr gelten. Daraus entwickelt sich oft eine gewisse Angst vor dieser neuen Unsicherheit im persönlichen, unternehmerischen und sogar gesellschaftlichen Umfeld.

Es wundert daher nicht, dass die Toleranz gegenüber Unsicherheit (Unsicherheitstoleranz) im klinischen Sinne als Teil der Generalisierten Angststörung verstanden wird (Gerlach, Patzelt und Andor, 2008).

Sie können im einfachsten Fall mit Hilfe eines Fragebogens prüfen, wie es mit Ihrer Unsicherheitstoleranz aussieht. Der Ausschnitt in der Abbildung zeigt die Vorgehensweise und die ersten drei Fragen.

Den gesamten Fragebogen finden Sie in der Zeitschrift weiter bilden 04/2023 auf Seite 31 (PDF).

In dieser Ausgabe gibt es noch weitere interessante Artikel zum Thema.

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Gesund agil arbeiten – nur wie?

Wir wissen alle, dass sich Arbeit verändert (Arbeit 1.0 – Arbeit 4.0). Dabei verschieben sich die Schwerpunkte immer mehr zu einen komplexen Problemlösen in einem turbulenten/komplexen Umfeld. In sol einem Umfeld kommen immer mehr agile Vorgehensweisen zum Einsatz, die mit den unterschiedlichsten Vorgehensmodellen unterstützt werden (z.B. mit Hilfe von dem Scrum-Rahmenwerk).

Die Arbeitsweise kann, gerade wenn die Vorgaben aus dem Scrum-Guide nur teilweise umgesetzt werden, zu einer Belastung von Mitarbeitern – inkl. der Führungskräfte – kommen. Es ist daher gut, wenn die menschliche Komponente von gewerkschaftlicher Seite (Gute agile Arbeit) und jetzt auch von der VBG (Verwaltungs- Berufsgenossenschaft), der gesetzlichen Unfallversicherung, aufgegriffen wird. Auf der dazugehörenden Website stellt die VBG neben einer Einleitung auch Tools zur Verfügung, mit deren Hilfe die Situation in Ihrer Organisation analysiert und verbessert werden kann.

In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in Agil (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Weitere Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Das Phänomen der Iteration: Stabilität und Wandel als Spiegelbilder

Wenn es um die Anpassung von Organisationen an das turbulente Umfeld geht, wird oft von einem iterativen Vorgehen gesprochen. Veränderungen laufen dabei in kleinen Schritten ab (Wandel), um dann wieder zu einer neuen Stabilität zu führen, die dann wieder angepasst werden muss, usw.

“Bei so einem iterativen Vorgehen werden Handlungen wiederholt, um sich einem Ziel anzunähern. Es soll dabei mit Ungewissheit adäquat umgegangen werden, und es sollen die Qualität einer angestrebten Lösung und der damit verbundene Business Value optimiert werden. Iteratives Vorgehen bedeutet nicht, das Planen aufzugeben, sondern sich im eigenen Vorgehen immer nur vorläufig sicher zu sein. Unklarheit wird nach und nach abgebaut, Akzeptanz wird erreicht” (Gareis/Gareis 2017:55).

“Das Phänomen der Iteration lässt vermuten, dass Stabilität und Wandel nicht Gegensätze, sondern Spiegelbilder voneinander sind. Betrachten wir die Zellen in unserem Körper. Etwa alle sieben Jahre werden sie vollständig ersetzt, sozusagen iteriert. Die Bauchspeicheldrüse erneuert die meisten ihrer Zellen alle 24 Stunden, die Magenschleimhaut die ihren alle drei Tage. Sogar im Gehirn werden 98% des Eiweißes monatlich recycliert. Und doch, obwohl wir uns unablässig ändern, bleiben wir im wesentlichen dieselben” Briggs, J.; Peat, F. D. (1999:96): Die Entdeckung des Chaos. Eine Reise durch die Chaos-Theorie.

Damit alles so bleibt, müssen wir uns also permanent verändern. Würden sich unsere Zellen also nicht verändern, wären wir bald nicht mehr lebensfähig. Übertragen auf Unternehmen bedeutet das, dass Unternehmen nicht mehr als Maschinen, sondern als lebende Systeme angesehen werden sollten. Diese Metapher würde auch eher dazu führen, ein agiles Mindset im Unternehmen zu entwickeln. Insofern passt die Erläuterung von Briggs und Peat gut dazu, den Weg zu einer Agilen Organisation zu begleiten.

In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang zum Agilen Projektmanagement gehen wir auch auf solche Zusammenhänge ein. Informationen zum Lehrgang finden Sie auf unserer Lernplattform,.

Stellungnahme zur SpiegelOnline-Kolumne “Nichts ist mehr sicher, wursteln wir uns durch”

menschenmenge1Die heutige SpiegelOnline-Kolumne Gesellschaft: Nichts ist mehr sicher, wursteln wir uns durch von Henrik Müller, möchte ich kurz kommentieren:

Aussage: Nichts ist mehr sicher, wursteln wir uns durch

Antwort: Schon Beck hat in den 80er Jahren in seinem Buch Risikogesellschaft auf die Veränderungen hingewiesen. Weiterhin zeigen die Erläuterungen der Soziologen zur Reflexiven Modernisierung, dass der Umgang mit Unsicherheit (Uncertainty) schon lange das zentrale Element gesellschaftlichen Handelns ist. Darüber hinaus wird auch aufgezeigt, wie jeder einzelne Mensch, Gruppen, Organisationen und Gesellschaften damit umgehen können. “Wursteln wir uns durch” ist hier der falsche Ansatz.

Aussage: Die Folge: Das Leben wird immer weniger planbar und wir müssen das Improvisieren lernen.

Antwort: Es geht nicht um Improvisieren, sondern darum, Unsicherheiten zu bewältigen. Dazu braucht es kompetente Menschen! Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition verstanden, hilft, mit Unsicherheiten umzugehen, sie also zu bewältigen. Technische Systeme sind in vielen Dimensionen dazu noch (!) nicht in der Lage.

Aussage: Es dominiert die Fiktion der Planbarkeit

Antwort: Neben dieser Fiktion kommt noch ein weiteres Element hinzu, denn vieles wird berechenbar und planbar gemacht, was gar nicht berechenbar und planbar ist. Das zwanghafte “Messbar-Machen” wurde schon um die Jahrhundertwende (19.-20. Jh) angeprangert und wirkt sich in einer stark vernetzten Welt negativ aus, denn es kommt oft anders als gedacht (Emergenz).

Aussage: Nur wer sich Risiken und Unsicherheiten bewusst ist, kann sich ihnen stellen – effektiv und verantwortungsbewusst.

Antwort: Dem kann ich zustimmen. Dennoch sollte der Artikel auch darauf hinweisen, wie mit Unsicherheiten auf den verschiedenen Ebenen umgegangen werden kann. Eine Antwort findet man bei den Soziologen – doch wer recherchiert schon da? Es würde sich lohnen…

Anmerkungen: ich habe es mir gespart, immer Quellen anzugeben, da ich in unserem Blog viele Beiträge dazu geschrieben habe und diese Entwicklungen schon 2011 in meiner Veröffentlichung Freund, R. (2011): Das Konzept der Multiplen Kompetenz auf den Analyseebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk zusammengefasst habe. Darüber hinaus bin ich zuletzt in meiner Special Keynote auf der Weltkonferenz MCPC 2015 in Montreal “Cognitive Computing and Managing Complexity in Open innovation Model” auf die verschiedenen Zusammenhänge eingegangen.