Perspektiven auf Innovation: Von “eng” zu “erweitert” bis gesellschaftlich “zielgerichtet”

AI (Artificial intelligence) AI management and support technology in the Business plan marketing success customer. AI management concept.

Der Blick auf Innovation ist immer noch sehr eng (narrow) und geprägt von dem Ansatz Schumpeters aus dem Jahr 1934. Dabei geht es bei Innovationen darum, vorwiegend technische Ideen zu kommerzialisieren, also für den Markt nutzbar zu machen. Die Gesellschaft war und ist dabei Empfänger der neuen Produkte und Dienstleistungen.

Eine etwas breitere (broader) Sicht auf Innovation erweitert den ursprünglichen Ansatz, indem nicht rein technologische, sondern auch Konzepte (Business Model Innovation), soziale Innovationen usw. hinzukommen.

In der Zwischenzeit geht man bei der Betrachtung von Innovation noch einen Schritt weiter und stellt den gesellschaftlichen Zweck (purposive) in den Mittelpunkt. Im Zusammenspiel zwischen Wissenschaft, Technologie und Innovationen soll es dadurch zu gesellschaftlichen Transformationen kommen.

“Within narrow understandings of innovation, in which innovation is defined as the commercialisation of research, emphasis is placed on the roles of science, academia, industry, and national governments in supporting scientific and technical knowledge. Society is frequently viewed as passively adopting innovations introduced by science and large corporations (Joly, 2019). Conversely, according to broad-based understandings, innovation encompasses the entire process of conceiving and actualising a novel concept or idea; it is not limited to technological advancements (Godin & Lane 2013). (…) Moreover, according to purposive understandings, innovation should be transformative in nature and result in sustainable change” (Nordling, N. 2024).

Es geht heute also darum, mit Innovationen Probleme in der Gesellschaft, zum Wohle (eigene Bemerkung) der Menschen und seiner Umwelt zu lösen. Siehe dazu auch Worin unterscheiden sich Industry 5.0 und Society 5.0?

Wir sollten dazu kommen, Technologie – heute ist es die Künstliche Intelligenz – für die Gesellschaft einzusetzen, und nicht vorwiegend zum wirtschaftlichen Vorteil von einigen wenigen Tech-Konzernen, die die sozialen Folgen den Gesellschaften überlassen.

Dabei kommt es zu einer Friktion bei den beiden Geschwindigkeiten: Technik (KI) verändert sich in Sekunden, Gesellschaften – und mit ihnen das gesamte gesellschaftliche System – eher langsam. Wenn wir die Menschen mitnehmen wollen, sollte der Staat – und hier meine ich eher die Europäische Union – den Rahmen setzen, denn die Tech-Giganten werden sich nicht zurückhalten. Siehe dazu auch Open Source AI: Besser für einzelne Personen, Organisationen und demokratische Gesellschaften

Deceptive Patterns (Täuschungsmuster): Über die Tricks der Tech-Unternehmen

Screenshot: https://www.deceptive.design/

In verschiedenen Blogbeiträgen habe ich schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es vielen Unternehmen gar nicht um die Bedürfnisse/Anforderungen der Kunden (User) geht, sondern eher darum, User zu manipulieren. Siehe dazu beispielhaft Produkte und Dienstleistungen als Mehrwert für Kunden: Warum funktioniert das einfach nicht?

Harry Brignull hat sich zur Aufgabe gemacht, auf Deceptive Patterns (Täuschungsmuster) hauptsächlich bei Tech-Unternehmen hinzuweisen. In seinem frei lesbaren Buch Brignull, H. (2023): Deceptive Patterns. Exposing the Tricks Tech Companies Use to Control You kann sich jeder ein Bild darüber machen, wie auf Webseiten und bei Apps manipuliert wird. Hier ein Beispiel:

ChatGPT forces users to compromise on privacy by linking it to reduced functionality
Dark patterns are another issue. By default, ChatGPT users allow OpenAI to use their data for model training, exposing them to memorization risks. The opt-out interfaces unnecessarily link privacy with reduced functionality, and the more flexible control is hard to find and use.
ChatGPT | tianshi_li | September 25, 2023
Source: https://www.deceptive.design/hall-of-shame

Dazu gibt es auch eine Hall of Shame in der hunderte von Beispielen zu finden sind, die das alles verdeutlichen.

Der einzelne User ist hier an vielen Stellen überfordert, und sollte daher besser vor solchen Machenschaften geschützt werden. Ein gutes Beispiel ist die Entscheidung des Bundeskartellamtes gegen Alphabet/Google (PDF).

European alternatives for digital products

Screenshot: https://european-alternatives.eu/

Die aktuellen Entwicklungen zeigen unsere (europäische) digitale Abhängigkeit von amerikanischen Tech-Riesen. Ob es sich um Starlink, ein Unternehmen von Elon Musk, oder um OpenAI (dominiert von Microsoft), Amazon Cloud, Google usw. handelt, überall haben sich die amerikanischen Tech-Unternehmen in Europa durchgesetzt.

Immer mehr Privatpersonen, Unternehmen und Verwaltungen überlegen allerdings aktuell, ob es nicht besser ist, europäische Alternativen zu nutzen, um die genannte digitale Abhängigkeit zu reduzieren.

Die Website European alternatives for digital products hat nun angefangen, verschiedene europäische Alternativen zu den etablierten Angeboten aufzuzeigen. Die Übersicht ist nach verschiedenen Kategorien gegliedert. Die Website ist eine Initiative eines österreichischen Softwareentwicklers und steht erst am Anfang.

Insgesamt kann diese Website in die Initiative Sovereign Workplace eingeordnet werden, an dem wir uns auch schon länger orientieren. Dabei werden Vorschläge gemacht, welche Anwendungen auf Open Source Basis geeignet erscheinen.