The EU generates 12.6 million tonnes of textile waste per year

Die Schlagzeile deutet schon an, um welches Problem sich die EU kümmern will. Es ist die massive Verschwendung innerhalb der Textilindustrie. Die folgenden Zahlen sprechen auszugsweise für sich.

“The EU generates 12.6 million tonnes of textile waste per year. Clothing and footwear alone accounts for 5.2 million tonnes of waste, equivalent to 12 kg of waste per person every year. Currently, only 22% of post-consumer textile waste is collected separately for re-use or recycling, while the remainder is often incinerated or landfilled” (European Commission (2023): Circular economy for textiles: taking responsibility to reduce, reuse and recycle textile waste and boosting markets for used textiles).

Wie konnte es zu solchen Entwicklungen kommen? Zunächst einmal ist es die Effizienz von Herstellungsprozessen, die dazu geführt hat, dass der Output an Textilprodukten massiv angestiegen ist, und in den Markt “gedrückt” wurde – der Rest wurde eben vernichtet, oder hat andere Märkte (z.B. in Afrika) teilweise überschwemmt. Die Verbraucher haben diese Verschwendung allerdings mit den hohen Preisen mitbezahlt.

Auf den verscheidenen Konferenzen, an denen ich teilgenommen habe, kursierte ein Betrag von 20-30% des Verkauspreises, der für die Vernichtung/Beseitigung von Überproduktionen bezahlt wird.

Ein weiterer Punkt ist die unsägliche Variantenproduktion, mit der versucht wird, möglichs viele Anforderungen von Kunden zu erfüllen. Das führt allerdings in eine Komplexitätsfalle, die seit Jahrzehnten bekannt ist, und ihren Lösungsansatz in Mass Customization (PDF) gefunden hat. Schon auf der MCPC 2001, der ersten Weltkonferenz zu Mass Customization in Hong Kong – an der ich teilgenommen habe-, wurden viele Case Studies aus der Textilindustrie vorgestellt, wie Mass Customization scheinbar divergierende Anforderungen (Individualisierung zu einem leicht erhöhten Standardpreis) integriert.

Solche Beispiele wurden auf den dann folgenden Weltkonferenzen immer wieder gezeigt, doch die massenhafte Umstzung von Mass Customization in der Textilindustrie in auch nach mehr als 20 Jahren (MCPC 2001 in Hongkong) nicht erreicht worden. Warum ist das so?

Es liegt meines Erachtens nicht an den technischen Lösungen, die in der Zwischenzeit ausgereift sind (Konfiguratoren, Laser Cutter usw.), sondern hauptsächlich an den Konsumenten. Diese kaufen Marken und Modetrends und weniger eine Textilie, die ihren Anforderungen entspricht. Darüber hinaus wissen viele Konsumenten auch nicht mehr, was Qualität bei einer Textilie bedeutet.

Die Überschrift des Blogbeitrags weist auf die Textilindustrie hin, doch solche Zahlen gibt es auch bei den verschwendeten Lebensmitteln, bei der Autoproduktion usw. usw. Da die Unternehmen und Konsumenten nicht in der Lage sind, ihren Verkaufs- und Konsumrausch zu regulieren, muss das die EU übernehmen, denn unendliche Ressourcen stehen uns weltweit nicht zur Verfügung.

Sprechen Sie mich bitte an, wenn Sie daran interssiert sind, die hybride Wettbewerbsstrategie Mass Customization für Ihre Organisation umzusetzen.

Erstaunliches aus der Textilbranche

textilindustrieDie Textilindustrie ist immer gerne in den Schlagzeilen. Es hilft den Marken sich bekannt zu machen, und über diese bekannten Markennamen die Preise hoch zu halten. Das bisherige Geschäftsmodell stößt allerdings immer häufiger an seine Grenzen, was zur Folge hat, dass nicht nur angenehme Schlagzeilen veröffentlicht werden. Der Artikel Textilindustrie: Kampf ums letzte Hemd (Handelsblatt vom 21.02.2014) soll das beispielhaft illustrieren. Auf der zweiten Seite ist zu lesen, dass das alte Geschäftsmodell nicht mehr wettbewerbsfähig sei – was mich jetzt nicht wirklich überrascht hat. Zu Denken gibt mir allerdings folgender Satz: “Es klingt absurd, aber mit jenen, die ihre Mode tragen, hatten nur die wenigsten Hersteller wirklich zu tun.” Diese Kundenignoranz (damit meine ich nicht die Händler und Boutiquen) scheint immer mehr das Problem der Branche zu werden. In Abwandlung des Satzes, der eigentlich in den 90er Jahren von Womack/Jones/Roos für die Automobilindustrie geprägt wurde, kann festgehalten werden: Es gibt viel zu viele Massenproduzenten und viel zu wenig Mass Customizer in dieser Branche. In der Automobilindustrie hat sich das in den letzten 20 Jahren verändert. Ich bezweifle allerdings, dass die Textilbranche auch so lange Zeit hat, sich den geänderten Marktbedingungen anzupassen.