Shisa kanko – Gibt es das in Japan wirklich?

Das Foto der Yamanote-Line haben wir auf unserer Japan-Reise im April 2025 aufgenommen

Im April waren wir insgesamt 10 Tage in Japan (Tokyo-Kyoto-Osaka). Dabei haben wir viele neue, positive Eindrücke mitgenommen. Für mich bemerkenswert und überraschend war, dass Shisa kanko wirklich praktiziert wird.

Bei Shisa kanko handelt es sich um eine Maßnahme des Arbeitsschutzes, bei der die Mitarbeiter “zeigen und benennen”. Beispielsweise “benennen” Zugbegleiter an Haltestationen die nächste Aktion und “zeigen” in die entsprechende Richtung.

Wir haben die Yamanote-Line und auch andere Verbindungen genutzt. Shisa kanko ist uns dabei mehrmals aufgefallen. Anfangs dachten wir, das wäre eine Ausnahme, doch weit gefehlt.

Wenn man das Schauspiel aus unserer westlichen Perspektive betrachtet, erscheinen die lauten Ansagen und das fast übertriebene Zeigen durchaus etwas “komisch”. Nachdem ich nachgelesen hatte, kam mir das gar nicht mehr “komisch” vor, denn es wurde nachgewiesen, dass Shisa kanko bei einfachen Aufgabenstellungen die “Fehlerquote um bis zu 85 % reduzieren konnte” (Quelle: Wikipedia).

Die Antwort auf die in der Überschrift des Beitrags gestellten Frage lautet also: Ja, Shisa kanko wird in Japan praktiziert. Möglicherweise hauptsächlich im Eisenbahnsektor, der für seine Sicherheit und Pünktlichkeit weltbekannt ist. Außerhalb von Japan findet man Shisa kanko selten. Warum eigentlich?

Fehler ist nicht gleich Fehler: Fehlerkultur im Innovationsprozess

Fehlerkultur im Innovationsprozess (RKW 2010)

In Deutschland haben wir manchmal ein etwas schwieriges Verhältnis zu einzelnen Begriffen. So ist es beispielsweise mit dem Begriff “Fehler“, der oft negativ besetzt ist. Wenn ein Fehler passiert, ist das (oft) nichts Gutes – so die allgemeine Meinung.

Zu dieser Perspektive beigetragen hat die aus dem Qualitätsmanagement bekannte “0-Fehler” Strategie, die sich in den Köpfen von Mitarbeitern eingeprägt hat. Wenn wir an Prozesse in der Produktion denken, die immer gleich ablaufen sollen, so ist es natürlich schlecht, wenn es zu größeren Abweichungen kommt. Auch Fehler von Chirurgen können Folgen haben usw.. Man kann Fehler allerdings auch anders sehen.

In der Abbildung sind verschiedene Fehlertypen so sortiert, dass nach oben Fehler eher vermieden werden sollten, und nach unten Fehler zu Verbesserungen, und sogar zu Innovationen führen können. Es liegt auf der Hand, dass beispielsweise “Sabotage” nicht toleriert und somit sanktioniert werden sollte. Andererseits sollten “Kreative Fehler” toleriert, ja sogar unterstützt und durch Experimentieren ermöglicht werden.

Die Übersicht zeigt, dass Fehler nicht gleich Fehler ist, und wir daher in Organisationen und auch im zwischenmenschlichen Bereich sinnvoll unterscheiden sollten. Gerne können Sie daraus nun eine eigene Übersicht für Ihre Organisation entwickeln, sodass sich die Mitarbeiter darin wiederfinden und möglicherweise eine neue Fehlerkultur in Ihrer Organisation entsteht.

Verbesserungen: Die drei Arten der Selbstreflexion

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Wenn es um Verbesserungen geht denken wir oft daran, nach einer Tätigkeit zu reflektieren (Retrospective). um für die kommenden Schritte zu lernen. Die Retrospective ist sogar Bestandteil des Scrum-Frameworks.

Darüber hinaus gibt es allerdings auch noch die Prospective, bei der im Vorfeld eines Prozesses, darüber nachgedacht wird, was auf mich zukommen kann.

Zwischen den beiden genannten Arten kommt noch das Accompanying hinzu, bei der ich darüber nachdenke, wie ich aktuell meine Arbeit verrichte.

Etwas vereinfacht kann das so aussehen:

Prospective >Accompanying< Retrospective
Die drei Arten der Reflexion (vgl. Brand et al. 2024)

Alle drei Arten der Selbstreflexion führen zu Lernaktivitäten und letztendlich zu kontextspezifischen Wissen. Dieses Wissen wird selbstorganisiert so angewendet, dass ein komplexes Problem gelöst werden kann.

In diesem Sinne entsteht Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition auf den Ebenen Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk.

Siehe dazu auch Qualitätsnetzwerk zur Analyse für mögliche Verbesserungen.