Im Lernen unersättlich?

corporate-universities.jpgIn der heutigen FAZ-Ausgabe berichtet Thomas Reinhold unter der Überschrift Sie denken nicht an Humboldt über Corporate Universities. Darin beschreibt der Autor unter anderem die historische Entwicklung von Corporate Universities, die in Deutschland mit der Lufthansa School of Business in 1998 ihren Anfang nahm. Dabei geht die Gründung auf General Electric und Jack Wech zurück, der mit der Corporate University eine neue Unternehmenskultur schaffen wollte, und geschaffen hat. Es ist gut zu lesen, dass Thomas Reinbold auch darauf verweist, dass das Konzept  der Corporate University nicht einfach “aufgehübschte Weiterbildung” bedeutet.

Ich bin fest davon überzeugt, dass immer mehr Unternehmnen erkennen, dass eine innovative Lernkultur notwendig ist, um die Herausforderungen der wissensbasierten Gesellschaft annehmen zu können. Schon heute zeigen Untersuchungen, dass die Unternehmenskultur zu einem großen Teil für erfolgreiches Wissensmanagement verantwortlich ist. Ein weiterer Aspekt ist, dass die Grenze zwischen Lernen und Arbeiten durchässiger wird und werden muss. Das QUEM-Projekt Lernen im Prozess der Arbeit zeigt das deutlich auf (Kontextualisierung). Für Unternehmen ist es entscheidend, dass Kompetenzen im Unternehmenskontext entwickelt werden. Es ist daher aus Unternehmenssicht nur konsequent, eigene Akademien, Corporate Universities usw. zu gründen. “Eine Kultur zu schaffen, in der Mitarbeiter im Lernen unersättlich sind, und sei ihr Großunternehmen noch so erfolgreich, das war Jack Welchs Ziel.” (Zitiert in dem Artikel Sie denken nicht an Humboldt). Darüber hinaus möchte ich Ihnen auch meinen Blogbeitrag Was hat Bildung mit Wirtschaft und was hat Wirtschaft mit Bildung empfehlen.

Wissensmanagement: Lernkontext beachten

In dem Artikel Roth, G. (2003): Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? In: REPORT H. 3, S. 20–28 finden sich wichtige Hinweise darauf, welches Verständnis man heute im Umgang mit Wissen mitbringen sollte (S.20): “Ich will demgegenüber zwei Behauptungen aufstellen, die überraschend klingen, aber neuro- und kognitionswissenschaftlich gut belegt werden können:

“Wissen kann nicht übertragen werden; es muss im Gehirn eines jeden Lernenden neu geschaffen werden.

Wissensaneignung beruht auf Rahmenbedingungen und wird durch Faktoren gesteuert, die unbewusst ablaufen und deshalb nur schwer beeinflussbar sind.”

Roth nennt auch Faktoren, die beim Lehren und Lernen eine wichtige Rolle spielen (S. 23):

Die Motiviertheit und Glaubhaftigkeit des Lehrenden.

Die individuellen kognitiven und emotionalen Lernvoraussetzungen der Schüler.

Die allgemeine Motiviertheit und Lernbereitschaft der Schüler.

Die spezielle Motiviertheit der Schüler für einen bestimmten Stoff, Vorwissen und der aktuelle emotionale Zustand.

Der spezifische Lehr- und Lernkontext.

Ganz besonders möchte ich auf den letzten Punkt hinweisen, der den Kontext hervorhebt (Siehe dazu auch meine Blogbeiträge Kompetenz ist kontextabhängig – Intelligenz aber auch, Content is King, but Context Rules). Auf der Seite 27 bemerkt G. Roth dazu:

“Lernen hängt nicht nur vom Grad des Vorwissens, der Aufmerksamkeit und des Interesses ab, sondern auch vom Kontext, in dem Lernen stattfindet. Die moderne Gedächtnisforschung zeigt, dass bei jedem Inhalt, der als solcher gelernt wird, auch mitgelernt wird, wer diesen Inhalt vermittelt (Quellengedächtnis) und wann und wo das Lernen (Orts- und Zeitgedächtnis) stattfindet. Dieser Kontext ist mitentscheidend für den Lernerfolg und wird zusammen mit dem Wissensinhalt abgespeichert. Entsprechend kann schon der Lernkontext (Person, Zeit, Ort) förderlich oder hinderlich für das Abrufen eines Wissensinhaltes sein. Lerninhalte, die in schäbigen Klassenzimmern, in einer konfliktträchtigen und Furcht einflößenden Umgebung von lustlosen Lehrern vermittelt werden, haben deshalb eine geringe Chance, dauerhaft im Gedächtnis verankert zu werden.”

Diese Zusammenhänge sollten nicht nur Verantwortliche in Bildungseinrichtungen berücksichtigen, sondern auch Führungskräfte, die Wissensmanagement im Unternehmen einführen wollen (Siehe dazu auch Lernen im Prozess der Arbeit).

Informationen zu den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, und zu weiteren Terminen und Standorten, finden Sie auf unserer Lernplattform.

Tochtermann/Köck/Willfort (2007): Creativity (at) Work in der Wissensarbeit

neurovation.jpgDer Artikel Creativity (at) Work in der Wissensarbeit (wissensmanagement 1/2007) beschreibt die wichtige Rolle der Kreativität für Innovationen und somit für wissensbasierte Arbeit. Dabei erläutern die Autoren den Unterschied zwischen Blue Collar Work, White Collar Work und  Creative Knowledge Work. Weiterhin weist man auf das Tool Neurovation hin, das gerade für wissensbasierte Arbeit eingesetzt werden sollte. Sollten Sie ergänzend zu dem Artikel noch weitere Informationen dazu benötigen, so gibt es auch ein Video und ein Buch zu dem Thema: Willfort, R., Tochtermann, K., Neubauer, A. (2007) Creativity@Work für Wissensarbeit. Kreative Höchstleistungen am Wissensarbeitsplatz auf Basis neuester Erkenntnisse der Gehirnforschung. Shaker Verlag: Aachen. 120 S., 25 Abb., 1 Tab., EUR 24,80, ISBN 978-3-8322-6028-6

BMWI (2007): Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen und öffentlicher Verwaltung

wm-leitfaden-bmwi-2007-06.jpgDas Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie hat im Juni den Leitfaden Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen und öffentlicher Verwaltung (pdf, 3,41 MB) herausgebracht. Das Bundesministerium deutet mit dem Leitfaden darauf hin, dass sich kleine und  mittlere Unternehmen (aber auch die Verwaltungen) stärker mit den wissensbasierten Themen (Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany) befassen sollen. Gut gefällt mir, dass man die aktuellen Begriffe klärt, Best Practices und laufende Projekte erwähnt, sowie darauf verweist, dass der Umgang mit der Ressource Wissen bei den Menschen ansetzen sollte. Nicht zuletzt freut es mich auch, dass die Vorgehensweise bei der Einführung von Wissensmanagement und die neuen Möglichkeiten des Web 2.0 erläutert werden. Ein wirklich gelungener Leitfaden, der den verschiedenen Initiativen wieder Rückenwind geben wird – und das ist gut so.

ProWis: Wissensmanagement-Lösungsbox

Handwerker.jpgDas Projekt ProWis (Prozessorientiertes und -integriertes Wissensmanagement in KMU) listet in seiner Wissensmanagement-Lösungsbox viele Methoden auf, die eingesetzt werden können. Eine gute Idee. Ich frage mich nur, warum man nicht die sehr ausführliche Toolbox aus CEN/ISSS (2004): EU-Leitfaden zu Wissensmanagement in KMU (3,26 MB) benutzt. Dieser Leitfaden orientiert sind an europäischen Konzepten und enthält viele interessante Hinweise. Unter anderem ab Seite 70 die empfohlenen Tools, die den Wissenskernaktivitäten zugeordnet sind. Aus meiner Sicht müssen hier noch zusätzlich die neuen Web 2.0-Tools mit berücksichtigt werden.

Knowtech vom 28.-29.11. in der IHK Frankfurt

am-laptop.jpgDie 9. Knowtech findet vom 28.-29.11.2007 in der IHK in Frankfurt statt: “Die KnowTech positioniert sich als jährlicher Kongress zum IT-gestützten industriellen Wissensmanagement in Unternehmen und Organisationen und bietet seit 1999 eine neutrale Plattform zum Erfahrungsaustausch zwischen Anwendern, Anbietern, Wissenschaftlern und Politikern.” Ich muss zugeben, dass mich die Formulierung “IT-gestütztes industrielles Wissensmanagement” etwas irritiert. Meint man damit IT-gestütztes Wissensmanagement im industriellen Kontext? Wenn ja, sollte man das auch eher so formulieren.

Web 2.0 … The Machine is Us/ing Us (Video)

grafik01.jpgDas Video zeigt die Entwicklung vom Text zum Hypertext und die aktuellen Anwendungen des Web 2.0. Dabei findet sich in der Überschrift auch die Kernaussage wieder. Einerseits benutzt uns die Maschine (The machine is using us) und andererseits sind wir die Maschine (The machine is using Us), indem wir jeden Tag interagieren. Das Video kommt ohne Worte aus, hat eine sehr angenehme Hintergrundmusik und eine bestechende Art, das Thema darzustellen. Mir gefällt es.

WIKI: What is it? (Mit Video)

mann-am-computer.jpgAuf YouTube findet man ein Video “WIKI: What is it?” , in dem einige Leute (auf Englisch) versuchen zu erklären, was ein WIKI ist. Macht einfach Spaß, sich diese Kommentare anzusehen. Man merkt auch sehr schnell, dass es gar nicht so einfach ist, den Begriff zu erklären. Wie würden Sie WIKI erklären? Es ist schon beeindruckend, wie schnell die Komponenten des Web 2.0 von den Usern angenommen, und in die verschiedenen Kontexten (Domänen) umgesetzt worden sind. Es scheint so, als ob viele darauf nur gewartet haben – nur beschreiben kann man es manchmal nicht… Das ist allerdings nicht nur bei dem Begriff WIKI so. Versuchen Sie doch einmal zu beschreiben, wie Sie einen Schnürsenkel binden. Sie machen es jeden Tag, aber wirklich erklären kann man es kaum. Nicht jede Wissensart (bzw. jede Kompetenz) kann man beschreiben oder sogar in Datenbanken erfassen. Das ist schwierig und gleichzeitig eine Chance. Nutzen wir die Chancen.

Wie hängen Wissensbilanz und Wissensmanagement zusammen?

In dem Beitrag Neue Ansätze für das Wissensmanagement (Futur 1/2006) stellt Prof. Mertins kurz und prägnant dar, wie sich Wissenbilanz – Made in Germany und Wissensmanagement ergänzen. Meine Erfahrungen als Moderator der Wissensbilanz – Made in Germany haben gezeigt, dass die Wissensbilanz -Made in Germany hervorragend dafür geeignet ist, das intellektuelle Kapital des Unternehmens darzustellen. Daraus können dann gezielt Wissensmanagement-Projekte abgeleitet werden, deren Erfolg dann wiederum über die Wissensbilanz – Made in Germany nachgewiesen werden kann.