A G I L nach Parsons und agile Ansätze

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Agilität ist in aller Munde – wer will nicht agil sein? Personen, Teams, Organisationen, Netzwerke, Bereiche, Domänen usw. – alle streben nach Agilität, indem sie ein agiles Mindset etablieren, bzw. Methoden und Rahmenwerke wie Scrum, Kanban, SAFe usw. einführen.

Ich möchte an dieser Stelle eine etwas andere Perspektive vorstellen, denn der Soziologe Talcott Parsons hat schon vor vielen Jahren (1937 und 1951) die Buchstaben A G I L benutzt, um Elemente seiner soziologischen Systemtheorie zu beschreiben. Dabei geht er von folgenden Dimensionen aus:

A (adaptation): die Anpassung des Systems an seine Umwelt
G (goal-attainment): die Definition und Erreichung von Zielen
I (integration): die Integration der Bestandteile des Systems
L (latency): die Wahrung der latenten Muster des Systems (pattern maintenance); das impliziert die Regulierung der Spannungen zwischen den Orientierungsdilemmata der pattern variables (Vester, H.-G. 2009:190).

Diesen Funktionen können dann auch verschiedene Ressourcen und der Systemebenen zugeordnet werden. Die folgende Tabelle zeigt absteigend, also von L zu A, pro Ebene immer mehr Kontrolle (Top Down) und aufsteigend, also von A zu L, eine höhere Energiezufuhr (Bottom Up).

FunktionRessourceSystemebene
L atencyWerte, SymboleKultur
I ntegrationStatus, Rollen, NormenSozialsystem
G oal attainmentMotivation, Bedürfnisse, ZielePersönlichkeit
A daptionEnergieOrganismus
Vester, H.-G. (2009:191)

Auch wenn die heutige agile Bewegung sich auf das Agile Manifest aus dem Jahr 2001 bezieht, könnte man auf die Idee kommen, dass Elemente aus Parsons soziologischer Systemtheorie in den verschiedenen Ansätzen, Konzepten, Modellen, Methoden enthalten sind. Der Beitrag von Stefan Kühl Die überraschende Renaissance eines verstaubten soziologischen Konzeptes. Wie Praktiker das Wort „agil“ missverstehen weist allerdings genau auf das Gegenteil hin! Danke für den Hinweis bei Twitter an Hanky Tanky @eule_geheule vom 07.12.2020).

Projektmanager (IHK) startet am 13.01.2016 in Köln

projektmanager-ihk-neu-300Es geht wieder los: Am Mittwoch, den 13.01.2016 startet der erste Blended Learning Lehrgang Projektmanager (IHK) in Köln. Auch in diesem Jahr gibt es wieder ein ausführliches Update des Konzepts, inkl. der Teilnehmerunterlagen und der Onlineinhalte. Ich bin gespannt, wie das Update 2016 bei den Teilnehmern ankommen wird. Sollten Sie an dem Lehrgang interessiert sein, so finden Sie Informationen auf unserer Lernplattform.

Potenzialentfaltung statt Ressourcennutzung?

Der Artikel Geist trifft Geld: Unternehmen Gehirn (manager magazin vom 23.05.2012) ist ein sehr schönes Beipiel dafür, wie sich unsere Wirtschaft verändert – verändern wird. Prof. Hüther weist dabei auf besondere Zusammenhänge hin, die gerade bei komplexen Zusammenhängen (Complex Problem Solving) wichtig sind: “Gefühle sind für die Bewertung und Steuerung komplexer Vorgänge sogar enorm wichtig, insbesondere unter dem Druck der schnellen Entscheidungsfindung. Denn sie befähigen uns überhaupt erst, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden (…). Wir haben noch gar keine Ahnung davon, was alles im Menschen drinsteckt. Wir sind mitten in der Transformation, von der Ressourcennutzungs- zu einer Potenzialentfaltungskultur. Zum ersten Mal in der Geschichte können wir definieren, was wir brauchen, um uns entfalten zu können”. Es lohnt, sich mit diesem Perspektivenwechsel zu befassen.

KNOWLEDGE MAKES THE WORLD GO ROUND®

aufgestuetzt2.jpgIn letzter Zeit wurde ich immer häufiger auf KNOWLEDGE MAKES THE WORLD GO ROUND® angesprochen. Diese Marke haben wir uns schon vor Jahren eintragen lassen. Wie kam es dazu? Auf einem Flug hat mir meine Frau von dem Song „Money makes the world go round“ erzählt. Ich habe ihr daraufhin geantwortet, dass nicht Geld sondern Wissen in Zukunft dafür sorgen wird, dass sich „die Welt dreht“. Daraufhin habe ich mir diese Marke schützen lassen. Die Eintragung erfolgte am 02.03.2001. Bei der Übergabe meiner Visitenkarte kommen die Leute daraufhin immer wieder ins Grübeln darüber, was das wohl bedeuten könnte…und schon ist man im Gespräch. Da ich davon überzeugt bin, dass der Umgang mit Wissen komplett anders ist als der Umgang mit den traditionellen Ressourcen, versuche ich dies auch zu leben indem ich allen Interessierten mein Wissen in Form von frei zugänglichen Informationen zur Verfügung stelle (Website, Konferenzpaper usw.). Traditionelle Ressourcen wie Maschinen und Anlagen werden durch Benutzung weniger wert – Wissen nicht, im Gegenteil. Es scheint zu funktionieren…, denn die Pageviews auf meinen Blog und auch die Anfragen zu den verschiedenen Themen sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen.

Gannon-Leary, P. M.; Fontainha, M. (2007): Communities of Practice and virtual learning communities: benefits, barriers and success factors

arbeiten42.jpgIn dem Paper Communities of Practice and virtual learning communities: benefits, barriers and success factors (Deutschsprachige Kurzfassung) schreiben die Autorinnen differenziert über die Schwierigkeiten und Möglichkeiten von virtuellen Communities of Practice (Übersicht S. 6-7): “Eine virtuelle Community of Practice (CoP) ist ein Netzwerk von Personen mit einem gemeinsamen Interessengebiet, über welches sie online kommunizieren. Die Teilnehmer teilen untereinander Ressourcen (beispielsweise Erfahrungen, Probleme und ihre Lösungen, Werkzeuge, Methoden) aus. Diese Kommunikation führt zur Verbesserung des Wissensstands der einzelnen Teilnehmer der Gemeinschaft und trägt insgesamt zur Wissensentwicklung im betreffenden Sachgebiet bei.” Communities of Practice zu initiieren und dynamisch zu entwickeln ist manchmal eine schwierige Aufgabe, da die CoP aus meiner Sicht noch zu wenig Bottom-Up entwickelt werden.

Wirtschaft wünscht sich vom Bildungssystem einen besseren Umgang mit “Humankapital”

Unterricht2007.jpgIn der WELT AM SONNTAG erklärt Eiko Jürgens (Professor für Theorie der Schule an der Universität Bielefeld) unter der Überschrift “Länger gemeinsam lernen”, warum die Initative für die Überwindung des gegliederten Schulwesens heute nicht von linken Ideologen, sondern aus der Wirtschaft kommt. Eiko Jürgens bezieht sich unter anderem auf Pestalozzis Maxime, die da lautet: “Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen. Respekt vor der Vielfalt und Verschiedenartigkeit als Herausforderung und Chance für einen guten Unterricht (…)”. Weiter ist zu lesen: “Die Wirtschaft (…) fragt nach gut ausgebildeten Nachwuchs und nach den Ressourcen, die das derzeitige Schulsystem unnütz verpulvert, etwa durch die Verschleuderung von wertvollem ´Humankapital´.” Diese Anmerkungen werfen natürlich die Frage auf, wie ein Schulsystem aussehen sollte, das diesen Anforderungen entspricht. Der Autor empfiehlt, die Dreigliederung des Schulsystems zu überwinden, um länger gemeinsam zu lernen. Es muss also etwas wirklich Neues sein. “Weder eine Kopie irgendeines ausländischen Systems noch eine Neuauflage des alten Gesamtschulkonzepts”. Konkreter wird Eiko Jürgens allerdings nicht mehr.

Laborant2016.jpgIch empfehle (wie Sie als Leser meines Blogs ja wissen), die Multiple Intelligenzen Theorie zu nutzen, um das Schulsystem, aber auch Lernende Organisationen besser auf die Bedürfnisse einer eher wissensbasierten Gesellschaft auszurichten. Wie die Multiple Intelligenzen Theorie mit dem Intellektuellen Kapital (Humankapital, Beziehungskapital und Strukturkapital zusammenhägt, haben Martin und Andriessen aufgezeigt. Es ist an uns, es nun umzusetzen. Siehe dazu z.B. auch folgende Beiträge:

  1. Multiple Intelligenzen und …
  2. Martin, J. (2006): Multiple Intelligences, knowledge identification and trust
  3. Andriessen, D. (2005): On the metaphorical on intellectual capital: A textual analysis
  4. Wie kann man die Multiple Intelligenzen Theorie im Unternehmen nutzen?

Financial Times Deutschland macht Bildung zu einem Schwerpunktthema

Um ihre Frage gleich zu beantworten: Ja, es ist mir einen Blogbeitrag wert. Interessant ist diese Meldung aus verschiedenen Gründen. Die FTD argumentiert: “(…) wird sie jetzt ergänzt um die immer bedeutender werdende wirtschaftliche Komponente. Etwa 100 Mrd. Euro geben die öffentlichen Haushalte in Deutschland jedes Jahr für Bildung aus; private Schulen und Hochschulen bilden nur eine kleine Minderheit.” Dass Bildung Geld kostet, weiß in der Zwischenzeit wohl jeder. Dass dieses Geld sinnvoll eingesetzt werden sollte auch. Aber wer entscheidet, in welche Richtung es geht? Die Wirtschaft mit ihren oft sehr unternehmensspezifischen und kurzfristigen Anforderungen, oder eher die Pädagogen mit ihrem oftmals verschwommenen Menschenbild? Die Antwort: Wir ersetzen das Wörtchen “oder” durch ein “und”, denn beides ist möglich. Diese Konvergenz von Bildungs- und Wirtschaftsthemen wird immer deutlicher. Bildung muss Verschwendung vermeiden und mit den Ressourcen sinnvoll umgehen – Bildung muss auch wirtschaftlich sein. Und die Unternehmen müssen erkennen, dass es sich bei Organisationen um soziale Systeme handelt, die anders als bisher betrachtet werden. Es handelt sich um Lernende Organisationen bei denen der Umgang mit der Ressource Wissen immer wichtiger wird (Wissensmanagement, Wissensbilanz – Made in Germany). In einer eher wissensbasierten Gesellschaft haben Bildung und Wirtschaft neue Rollen und Möglichkeiten. Ich bin gespannt, ob die FTD dieses breite Spektrum darstellen wird.