Open Innovation & University: Internationale Konferenz mit vielen Präsentationen (inkl. Henry Chesbrough)

oi-valencia-2008.jpgVom 26.-27.05.2008 fand die internationale Konferenz Open Innovation & University: Competitivenes and Development an der Universitat Politèchnica de València statt. Interessant dabei ist, dass sich die Universität als Mittler zwischen den theoretischen Grundlagen von Open Innovation und deren praktischen Umsetzung sieht. Darüber hinaus stehen alle Vorträge als Download zur Verfügung und Sie können Sie sich die Closing Session als Video ansehen. Ganz besonders möchte ich auf den Vortrag von Henry Chesbrough hinweisen: Chesbrough, H. (2008): Open Innovation: A new approach to industrial innovation.

Ursache – Wirkung: Die intellektualistische Legende

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Uns erscheint es normal, wenn immer wieder zwischen körperlichen und geistigen Aktivitäten unterschieden wird. Ja es wird sogar toleriert, wenn bei der Betrachtung körperlicher Aktivitäten (Wirkung) auf geistige Aktivitäten (Ursache) geschlossen wird. Nun gibt es allerdings auch Autoren, die das nicht so ohne weiteres hinnehmen.

Bei Ryle (1978:34-35) liest man beispielsweise folgendes: “Der entscheidende Einwand gegen die intellektualistische Legende ist also dieser. Das Erwägen von Sätzen ist selbst eine Tätigkeit, die mehr oder weniger intelligent, mehr oder weniger dumm ausgeführt werden kann. Aber wenn zur intelligenten Ausführung einer Tätigkeit eine vorhergehende theoretische Tätigkeit nötig ist, und zwar eine, die intelligent ausgeführt werden muss, dann wäre es logisch unmöglich, dass irgend jemand in diesen Zirkel eindringen könnte. Ganz allgemein gesprochen, macht die intellektualistische Legende die absurde Annahme, jede Verrichtung, welcher Art auch immer sie sei, erwerbe ihren gesamten Anspruch auf Intelligenz von einer vorausgehenden inneren Planung dieser Verrichtung.” Siehe dazu weitaus differenzierter Neuweg, G. H. (2004): Könnerschaft und implizites Wissen.

Gerade in komplexen Systemen ist es of nicht klar, ob eine Wirkung auf eine bestimmte Ursache zurückzuführen ist. Viele hätten das gerne, um eindeutige Aussagen zu erhalten. Manche Politiker, Unternehmer, Berater, Medienvertreter usw. gaukeln den Menschen das auch oft vor, doch es stimmt in komplexen Systemen/Zusammenhängen eben oft nicht. Lösen wir uns endlich vom industriellen Mindset mit seiner “scheinbaren” Berechenbarkeit, und “scheinbaren” Eindeutigkeit und wenden wir uns wieder einer komplexen, allerdings eher realen und wunderschönen Wirklichkeit zu.

Promotionskolleg: Forschungsprogramm ausführlich dargelegt

promotionskolleg-wandlungsprozesse.jpgMein Promotionskolleg (Promotionsskizze) hat sein Forschungsprogramm nun ausführlich dargelegt (Programmatik). Zusammenfassung: “Soziale Wandlungsprozesse als Auflösung bestehender und als Herausbildung neuer Strukturen (vgl. Geissler/ Oechsle, 1996) sind allgegenwärtig. Sie greifen begrifflich die prozessuale Veränderung von Strukturen einer Gesellschaft in ihren grundlegenden Institutionen, Organisationen, Kulturmustern sowie der jeweils darin zum Ausdruck kommenden sozialen Handlungen und bewussten und unbewussten Sinnbezügen auf. Aktuelle Diskurse, die soziale Wandlungsprozesse thematisieren (vgl. Beck/Giddens/ Lash 1996, Habermas 1998, Krüger 1995, Luhmann 1984) und vereinfachend eine strukturelle Veränderung von der Industrie- zur Informations-, Dienstleistungs- oder auch Wissensgesellschaft beschreiben, stellen Chancen wie Innovation und Wissenszuwachs, wie auch Risiken der Potenzierung von Ungewissheiten, Problemlagen und Wissensdefiziten heraus. Subsumierend eine Steigerung von Komplexität auf der Inputseite und wachsender Kontingenz der möglichen Entscheidungen und Handlungen auf der Outputseite.

Die Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Individuum bzw. zwischen Strukturen und Handlungen manifestieren sich in gesellschaftlichen Institutionen (bspw. Berufen, Familie, Bildungseinrichtungen) und Organisationen (bspw. Betriebe und Unternehmen). Eine Verbindung zwischen individuellen und gesellschaftlichen Entwicklungs- und Wandlungsprozessen herzustellen und die Auswirkungen und Anforderungen an Lern- und Bildungsprozesse in organisationalen Kontexten und Lernwelten darzustellen, ist wesentlicher Bezugspunkt und erkenntnisleitendes Interesse des Promotionskollegs. Der Erziehungswissenschaft kommt hierbei – sich in pädagogischer Praxis formaler, informaler und medialer Lern- und Bildungsprozesse bedienend – eine elementare Vermittlungsinstanz zuteil (vgl. Krüger, 1995), denn relevantes Wissen und erweiterte Kompetenzstrukturen müssen einerseits jeweils gelernt, aber auch revidiert und situativ nutzbringend zur Performance gebracht werden können (vgl. Kurtz, 2005).

Hierzu müssen die Konsequenzen erkannt, die Herausforderungen in ihren Bedingungen und Grenzen angenommen und die Optionen kritisch geprüft und wahrgenommen werden. Eine wesentliche Schnittstelle zwischen Individuum (Handlungen) und Gesellschaft (Strukturen) zur Bewältigung von spezifischen Sozialisations-, Lern- und Erziehungsanforderungen und -phasen stellt die Ebene jedweder pädagogisch Handelnder a) in sozialen Professionen, b) lehrenden Berufen/ Tätigkeitsfeldern und c) in gesellschaftlichen Institutionen und Organisationsformen in unterschiedlichen Teilsystemen (bspw. Wirtschaft-, Wissenschaft-, Gesundheitssystem) dar. Analytisch fassbar sind diese personenbezogenen Dienstleistungen bzw. interaktionszentrierten Tätigkeiten mit direktem Personenkontakt überwiegend der vierten Säule des Bildungssystems, d.h. der „Weiterbildung“- welche in sich uneinheitlich aber vor allem als Form der Anpassung an Umweltveränderungen rekonstruiert werden kann – zuzuordnen.”

Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services

Zeitung1.jpgDas Paper Weber, M. (2008): Open Innovation with Customers in Financial Services wurde auf der von mir initiierten dritten Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation MCP-CE 2008 vorgestellt. In seiner Präsentation hat Marcel Weber gezeigt, dass Open Innovation auch in der Finanzbranche umgesetzt werden kann. Abstract: The Dutch Financial (FS) Services industry is known  for  its variety and diversity  in  financial products and  services,  that  have  been  created  and  developed  by firms  themselves.  Customer  involvement  in  the development  of  new  products  was  something  very unusual,  because  of  its  risk  and  because  consumers consider financial matters as complex and not exciting at all.  However,  Dutch  FS  firms  are  slowly  becoming aware  of the potential to create  new  products  and services  with  the  participation  of  their  customers, leading  to products and  services  that are  really wanted and needed by consumers. Two cases of  firms  that have taken this first step to  involve  their customers in  this co-creation will be discussed.”

Baier, E. (2008): Semantische Technologien in Wissensmanagementlösungen (Marktanalyse)

semantische-technologien.jpgAuf der Website der FAZIT-Forschung geht es um Informations- und Medientechnologien in Baden-Württemberg: “FAZIT ist ein im Rahmen der Zukunftsoffensive III vom Land Baden-Württemberg gefördertes gemeinnütziges Forschungsprojekt für aktuelle und zukunftsorientierte Informations- und Medientechnologien und deren Nutzung in Baden-Württemberg.” In der Marktanalyse (Band 13) Baier, E. (2008): Semantische Technologien in Wissensmanagementlösungen. Einsatzpotenziale für den Mittelstand geht man dieser interessanten Frage nach: “Kann die Einbindung von semantischen Technologien Wissensmanagement-Instrumente so verändern, dass diese sich für den Einsatz in KMU besser als bisher eignen?” Auf Seite 48 wird zusamenfassend festgestellt, dass semantische Technologien durchaus helfen können, allerdings sind auch die entsprechenden Rahmenbedingungen in KMU zu schaffen. Weiterhin stellt die Analyse heraus: “>Gerade Baden-Württemberg könnte sich in dieser Beziehung zu einem Lead-Market entwickeln, da viele entwicklungsintensive und wissensbasierte Unternehmen im Südwesten von Deutschland angesiedelt sind, die eine Early-Adopter Funktion für diese neuen Technologien übernehmen können.”

Wieder einmal Crowdsourcing (mit Video)

PHOTO_17.jpgAm 05.09.2008 ist bei Wired der Artikel Howe, J. (2008): Crowdsourcing Book Excerpt: The Canary in the Coal Mine erschienen. Darin erläutert der Autor den Begriff Crowdsourcing anhand eines Beispiels – inkl. Video (3:20). Gleich zu Anfang des Artikels wird darauf verwiesen, dass Jeff Howe das Phänomen Crowdsourcing das erste Mal 2006 identifiziert habe: The rise of crowdsourcing. Darüber hinaus weist Jeff Howe auf sein Buch hin, dem natürlich auch das oben erwähnte Beispiel entnommen ist. Möglicherweise verkauft sich das Buch einfach nicht so, wie er sich das gedacht hat?

Ich halte diese Darstellung für eine typisch amerikanische Form der Übertreibung und Vermarktung. Zunächst ist es aus meiner Sicht schon vermessen zu behaupten, dass Jeff How das Phänomen Corwdsourcing als erster identifiziert hat – und das in 2006. Schon vor 2006 waren Konzepte wie Open Innovation, Kollektive Intelligenz, Soziale Intelligenz usw. bekannt. Weiterhin befassen sich Soziologen schon seit jeher mit solchen Aspekten. Gut, jetzt kommt noch der technologische Hype um das Netz hinzu. Dennoch hat sich nichts daran geändert, dass die Zusammenarbeit bei komplexen Problemen zu Ermergenzphänomenen führt. Ob man das nun unbedingt wieder mit einem (aus meiner Sicht) unnötigen, neuen Begriff titulieren muss? Möglicherweise sollten sich die Technik-Freaks einmal bei den Soziologen umsehen, und mit ihnen reden. Ganz einfach face-to-face… Man weiß nie, was dabei heraus kommt. Siehe dazu auch

  1. Bonabeau/Meyer (2001): Swarm Intelligence
  2. Open Innovation, Crowdsourcing, Swarm Intelligence usw. oder einfach nur Soziologie?
  3. Was ist nun wieder Crowdsourcing?
  4. Kernkompetenz als Emergenzphänomen

Wagner, K.; Ziltener, A. (2008): Open Innovation System: Ein Ansatz zur Steigerung regionaler Innovationsaktivitäten

Ausstellungshalle1.jpgDas Diskussionspapier Wagner, K.; Ziltener, A. (2008): Open Innovation System: Ein Ansatz zur Steigerung regionaler Innovationsaktivitäten zeigt auf, “wie Innovationsschwächen und Hemmnisse von KMU durch die Einbindung in ein offenes Innovationssystem (Open Innovation System) überwunden werden können. Der Artikel beschreibt zwar Ansatzpunkte aus der Schweiz, allerdings sind die Erkenntnisse durchaus übertragbar. Die regionalen Wirtschaftförderungen in Deutschland sollten sich deshalb das Diskussionspapier genau durchlesen. Die heute stark geförderten Cluster (Metall-Cluster, Kunststoffverarbeitungs-Cluster, usw.) sind oftmals zu abgeschottet, um die vollen Möglichkeiten von offenen Systemen zu nutzen – sie schmoren alle in ihrem eigenen Saft (in ihrem Fachwissen). Die offene Integration von Bedürfnisinformationen und Anwendungswissen in die Geschäftsprozesse würde die Wertschöpfung steigern. Aber wer will das schon, sich in einem offenen Innovationssystem zu bewegen? Man bleibt unter sich…. mit allen Konsequenzen – auch für den Arbeitsmarkt.

RKW-Arbeitskreis ´Mass Customization´ trifft sich wieder am 07.10.2008

Business.jpgWie Sie als Leser meines Blogs wissen, traf sich der Arbeitskreis Mass Customization das erste Mal am 06.03.2008 in Gießen (Blogbeitrag). Auf Einladung des RKW Hessen hatte ich dort die Kernelemente der hybriden Wettbewerbsstrategie Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) vorgestellt. Am 07.10.2008 wird sich der Arbeitskreis nun zum zweiten Mal treffen, und diesmal bei einem Unternehmen, das Mass Customization umsetzt. Das genaue Programm wird voraussichtlich in KW 39 vorliegen. Die Teilnahme an der Veranstaltung ist wie immer kostenlos. Ich werde Sie wieder informieren, sobald das genaue Programm vorliegt. Merken Sie sich doch jetzt schon den 07.10.2008 (nachmittags) vor.

Wissensbilanz – Made in Germany: Nutzenzuwachs aus den Arbeitsphasen des Moderationsprozesses

wb-nutzenzuwachs.jpgIn dem empfehlenswerten Buch Bornemann/Reinhardt (2008): Handbuch Wissensbilanz wird auf Seite 8 erläutert, wie hoch der Nutzenzuwachs in den jeweiligen Arbeitsphasen des Moderationsprozesses ist. Bitte klicken Sie zur Vergrößerung auf die nebenstehende Grafik. Es ist zu erkennen, dass die QQS-Bewertung (Bewertung der Einflussfaktoren nach Quantität, Qualität und Systematik), die Analyse und die Maßnahmen den größten Nutzenzuwachs für die Organisation erbringen. Die Qualität der einzelnen Ergebnisse hängt allerdings auch von der Systemabgrenzung, der Teamzusammensetzung und dem Moderationsprozess ab.