Der Chefökonom der Deutschen Bank (Norbert Walter) schreibt heute in der Welt am Sonntag. Unter der Überschrift Glück auf, Deutschland findet man folgenden interessanten Abschnitt: “Für den einzelnen mittelständischen Unternehmer mag etwa die Entwicklung neuer, umfangreicher Wasseraufbereitungssysteme oft finanziell zu riskant, die Wissensanforderungen zu breit sein. In einem gemeinsamen Projekt mit anderen Spezialisten können jedoch beide Hürden überwunden werden. Und das gelingt umso besser, je genauer jeder Teilnehmer sein internes Wissen kennt und bewertet, um es als ´Kooperationswährung” in ein gemeinsames Projekt einzubringen. Eine solche Projektwirtschaft bringt jene Teams hervor, die das schier Unmögliche – wie die Weltumrundung mit dem solarbetriebenen Flugzeug – schaffen. Glück auf, Deutschland!” Es ist schön, dass auch Banker erkennen, dass das Wissen in mittelständischen Unternehmen stärker berücksichtigt werden muss – von den Unternehmen, aber auch von den Bankern selbst…
Was macht twitter.com so erfolgreich?
Da hat man gedacht, die Möglichkeiten des web 2.0 wären bald ausgereizt und dann kommt twitter.com 2006 mit einem relativ einfachen Angebot – und hat großen Erfolg. Und das mit einer simplen Frage: What are you doing? Die Nutzer schreiben per SMS oder Chat in 140 Zeichen kurzen Texten, was sie gerade so machen – und das kommt an. Wirklich beeindruckend. Diesen vielfältigen Daten-/Informationsstrom kann man sich als Nutzer individuell zusammenstellen. Man könnte Fragen: Was bringt das? Ist es nur eine Befriedigung des Voyeurismus´ wie bei einigen Fernsehsendungen/Blogs, oder ist es auch eine Möglichkeit, Vielfalt zu erzeugen, um mit Komplexität umzugehen? Ich glaube, dass es beides ist. Suchen wir also nicht immer wieder nach dem “Entweder-Oder”, sondern freuen wir uns über das “Sowohl-Als-Auch” und machen wir das Beste daraus.
Was sagte Oscar Wilde zum Thema “Wissen und Öffentlichkeit”?
Die Öffentlichkeit zeigt eine unersättliche Neugier, alles wissen zu wollen, außer dem, was zu wissen sich lohnt (Oscar Wilde, 1891).
Betrachtet man manchmal den Rummel (Hype) in den Medien zu verschiedenen Themen/Personen, so kommt man zu dem Schluss: Es hat sich seit 116 Jahren nicht viel geändert … Beeindruckend.
Damit der Umgang mit Wissen nicht zum reinen Informationsmanagement verkommt
In dem sehr lesenswerten Artikel Die Provinzialität der Modernisierer befasst sich Gyburg Radke in DIE WELT vom 16.04.2007 mit verschiedenen Aspekten der aktuellen Wissens- und Bildungsdiskussion. Dabei geht sie sehr kritisch mit der Tendenz zur Modularisierung um, indem sie bemerkt: “Menschliches Lernen funktioniert nicht wie ein Computer, der diskrete Einheiten addiert” (Siehe dazu auch meine Anmerkungen zu Learning Objects, Learning Process, Content, Context). Auch in der Wissensdebatte sollte aus ihrer Sicht der rein ökonomische Aspekt überprüft werden. “Ein Denken hingegen, das Wissensquanten sammelt und darüber wie ein Großhändler über Güter in einer Lagerhalle verfügt, ist nicht frei. Diese ökonomische Einstellung zum Wissen führt zu einem engen, provinziellen Denken, das reproduktiv, aber nicht frei, nicht kreativ sein kann.” Was ich besonders gut finde ist, dass Gyburg Radke nicht nur kritisiert, sondern auch einen Vorschlag macht. Sie verweist auf den Begriff der “liberal arts”. Damit der Umgang mit Wissen nicht zum reinen Informationsmanagement verkommt…
If You Can Not Measure it, You Can Not Manage it – Stimmt das denn?
Man hört den Spruch überall: “If You Can Not Measure it, You Can Not Manage it”. Dadurch, dass dieser Satz immer und immer wieder wiederholt wird, wird er auch nicht besser. Die “messenden Wissenschaften” werten alle anderen wissenschaftlichen Disziplinen ab, die nicht “exakte” Messverfahren bieten können. Es gibt allerdings in den letzten Jahren immer mehr Zweifel an diesen Ansichten.
Beispielhaft seien hier Hutter (1998): “Ein Wissenschaftsmodell, das sich eng an die Naturwissenschaften anlehnt und als einzige Kriterien für sein Forschungsinteresse die Beobachtbarkeit, Messbarkeit und Wiederholbarkeit von Phänomenen und Ereignissen betrachtet, wird allein nicht als adäquat angesehen, das Phänomen des menschlichen Bewusstseins und der bewussten Erfahrung adäquat zu berücksichtigen. Da sie der öffentlichen Beobachtung nicht zugänglich sind, erscheinen sie als subjektive und private Phänomene, die der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit nicht bedürfen“, oder Albert Einstein genannt: “Not everything that counts can be counted, and not everything that can be counted counts”.
Betrachtet man die Diskussion um die Messbarkeit von Multiple Intelligenzen, Wissen, dynamischen Kompetenzmodellen usw., so kann man der Diskussion gelassen entgegensehen. Das soll nicht heißen, dass man keine Verfahren zur Quantifizierung suchen und entwickeln sollte. Es muss allerdings ein gleichberechtigtes ´sowohl-als-auch´, ein ´quantitativ und qualitativ´ ermöglicht werden.
Wissensbilanz – Made in Germany: Aktuelle Erkenntnisse
Der Newsletter April/2007 des Arbeitskreis Wissensbilanz – Made in Germany enthält wieder einige interessante Informationen:
- Alle vom Arbeitskreis befragten Unternehmen nutzen die Wissensbilanz zur internen Steuerung,
- 70% zur Verbesserung der internen Kommunikation,
- 80% zur externen Kommunikation mit Kunden und Kapitalgebern. Dass Banken die Wissensbilanz positiv sehen, stellt der Direktor der Kreissparkasse Köln, Herr Bernd Nürnberger, in einem Interview klar.
- Auch die Ergebnisse des Finanzmarkttest II belegen: Wissensbilanzen ermöglichen eine genauere Bewertung von Unternehmen im Ratingprozess.
Meine eigenen Erfahrungen als Moderator der Wissensbilanz – Made in Germany bestätigen, dass die Wissensbilanz – Made in Germany sehr gut zur internen Steuerung eingesetzt werden kann. Die Auswertungen (WB-Toolbox) zeigen an, welche Wissensmanagement-Projekte gezielt angegangen werden sollten und wie das Wissensmanagement-System gesteuert werden kann.
Web 2.0: Selbstorganisation und kollektive Intelligenz – wie ist das zu verstehen?
Der Artikel Web 2.0 – Social Software in der zweiten Generation (sciencegarden Februar/März 2007) geht sehr schön auf die aktuelle Diskussion ein und stellt klar, dass die neue Generation der Social Software Möglichkeiten birgt, die manchen Leuten wohl nicht bewusst sind. Ganz besonders möchte ich auf folgende Passage aufmerksam machen: “Selbstorganisation als Prinzip. Maßgeblich für den Einsatz der neuen Social Software-Anwendungen sind die Prinzipien der redaktionellen Selbstorganisation („Graswurzelredaktion“) und der kollektiven Intelligenz.” Die Leser meines Blog wissen, dass ich gerade auf diese Punkte immer wieder hinweise. Dennoch: Auch wenn hier die gleichen Begriffe verwendet werden kann es sein, dass andere Dinge damit gemeint sind. Deshalb hier noch einmal meine Position: Unter Selbstorganisation verstehe ich die Selbstorganisationsdisposition im Sinne der Kompetenzdefinition von Erpenbeck/Heyse (QUEM-Projekt). Weiterhin verstehe ich den Begriff “Kollektive Intelligenz” nicht im Sinne des klassischen IQ, sondern im Sinne der Multiplen Intelligenzen. Siehe dazu auch das von mir initiierte EU-Projekt MIapp (2004-2006). Es ist doch immer wieder festzustellen, dass die gleichen Begriffe verwendet werden, die Leute aber oftmals etwas anderes darunter verstehen…
Informationsvisualisierung – aber wie?
Mathias Oborski schreibt in seinem lesenswerten Artikel Im Himmel der Information (Zeit online vom 08.04.2007) über das Java-Apllet Universe und über verschiedene andere Projekte von Jonathan Harris. Diese Tools sollte man nicht überbewerten, da sie wohl für eine professionelle Recherche noch nicht geeignet sind. Dennoch zeigt es einen Trend auf, Zusammenhänge in der Daten- und Informationswelt stärker zu visualisieren. Universe habe ich gerade einmal für verschiedene Begriffe ausprobiert: Faszinierend. Versuchen Sie es doch auch einmal.
PAUX
Michael Dreusicke bietet seit Ende 2006 das System PAUX in der zweiten Version an: “PAUX bildet Wissen als ein Netzwerk aus Einzel-Informationen ab, die mit Metadaten beschrieben und semantisch miteinander verknüpft sind”. Dieser Zusammenhang wird als “Wissen veredeln” beschrieben. Es ist sicher sinnvoll, Verknüpfungen von Daten und Informationen zu visualisieren und Metadaten zu hinterlegen, dennoch sollte man den Wissensbegriff nicht alleine darauf reduzieren. Siehe dazu Die Suche nach Wissen, statt nach Webseiten und Implizite Dimension des Wissens). Darüber hinaus bezieht sich Michael Dreusicke auch auf Mass Customization. Gemeint ist hier allerdings, dass man Inhalte “wie Lego-Steine” zusammenstellen kann. Es wird der Begriff “reusable content objects” verwendet, der wohl an “Learning Objects” angelehnt ist. Zu den Möglichkeiten von Mass Customization und Learning Objects finden Sie in meinem Paper von der ELearnChina2003 oder auf meiner ensprechenden Website weitere Informationen. Ganz besonders möchte ich Sie auf den Zusammenhang con Context und Content aufmerksam machen. Insgesamt gesehen ist PAUX ein interessantes Tool (das richtig eingesetzt) die Aufbereitung von Informationen erleichtern kann.
Was halten Gewerkschaften von Wissensmanagement?
Unter der Überschrift Das Gold in den Köpfen hat ver.di-innotec gute Informationen zum Thema Wissensmanagement zusammengestellt. Neben bekannten Hinweisen, FAQ´s, Links usw. findet man auch die spezielle Perspektive der Dienstleistungsgewerkschaft auf das wichtige Thema. Bestimmt lesenswert. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn bei den Texten die jeweilige Quelle angegeben worden wäre (Wie wir alle wissen, ist der Kontext wichtig). Beispielsweise ist die Überschrift Das Gold in den Köpfen wohl von Prof. Guss entnommen, der am 08.03.2004 in DIE WELT, S. 31, feststellte: “In Zukunft wird es immer weniger Kohleminen geben und immer weniger Gold, nach dem wir graben können. Alles, was wir tun können, ist, das Gold in unseren Köpfen zu nutzen.” Sie finden diese Quelle auf meiner Website. Ich bemühe mich daher, auf meinen Webseiten immer die Quellen mit anzugeben. In dem von mir entwickelten kostenlosen Leitfaden sind die Quellen auch genannt.