Anmerkungen zum World Social Report 2025

Quelle: World Social Reports 2025

In der aktuellen Wahrnehmung der Themen in den öffentlichen und privaten Diskussionen geht es fast nur noch um die Möglichkeiten von technologischen Entwicklungen wie der Künstlichen Intelligenz. Es geht um die Entwicklung von Märkten, ganzer Branchen (Automobilindustrie, Landwirtschaft, Lebensmittel, Pharma…) und systemrelevanter Organisationen (Banken) usw. Darauf ist auch unsere Politik fokussiert. Lobbyisten gehen hier ein und aus, um die geplanten Gesetze im Sinne einer Branche oder eines großen Konzerns zu beeinflussen – was auch oft genug funktioniert. Es wundert einen schon, dass Politiker sich fragen, warum die Menschen kein Vertrauen mehr in ihre Arbeit haben.

An dieser Stelle muss ich etwas klarstellen: Ich bin Demokrat und überzeugter Europäer. Ich plädiere hier nicht für extreme politische Richtungen (links oder rechts).

All das ist eine Perspektive, in der sich einzelne Menschen, Gruppen von Menschen, oder auch ganze Gesellschaften anpassen, oder besser unterordnen sollen/müssen. Wehe, wenn sie das nicht machen, wie beispielsweise die Europäische Union, die sich doch mit dem EU AI ACT gegen die Forderungen der US-amerikanischen Politik und KI-Unternehmen stellt. Oder wenn sich kleine Künstler und Autoren darüber beschweren, dass ihnen die Large Language Models (LLMs) einfach so die Inhalte nehmen und damit Geld verdienen (Urheberrechte missachten). Aus den hier nur kurz zusammengefassten Entwicklungen, entsteht ein Bild, das in der eingangs dargestellten Grafik visualisiert ist.

Die Abbildung aus dem World Social Report 2025 der United Nations zeigt verschiedene Einflussfaktoren, die sich zu einem selbst-verstärkenden Generator vernetzen (Wirkungsnetz): Die aktuelle Situation in vielen Ländern hat zu immer mehr Misstrauen (Distrust) und zu mehr Polarisation (Polarization) geführt – und damit zu weniger Kooperationen (Lack of collective action) und zu einer politischen Lähmung (Policy paralysis). Daraus wiederum entstehen Ungleichheit (Inequality) und Unsicherheit (Unsecurity), was wieder zum Anfang führt usw.

Wie kommen wir aus dem Kreislauf heraus?

Es fängt damit an, auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation, Netzwerk, Gesellschaft) den Menschen mit seinen Anforderungen in den Mittelpunkt zu rücken.

Dass das aktuell nicht der Fall ist, möchte ich an einigen wenigen Beispielen aufzeigen: Ist es die Anforderung von Menschen, massenhaft industriell produzierte Lebensmittel angeboten zu bekommen, die teilweise krank machen, und bei dem ein großer Anteil auch noch weggeworfen wird? Im Gesundheitswesen bekommen viele Akteure nur Geld, wenn ich krank bin. Welches Interesse haben diese Akteure, dass ich gesund bin und gesund bleibe? Ähnliches kann man für das Bildungswesen oder für die politischen Strukturen formulieren. Ist es die Anforderung der Menschen, dass immer mehr politische Ebenen auf EU-, Bundes, Landes- und regionaler Ebene mit immer mehr Personal und unnötigen Schnittstellen aufgebaut werden? usw. usw. Es geht nicht um mehr Geld, sondern darum, die vorhandenen Ressourcen für das Wohl der menschlichen Gemeinschaft einzusetzen, und Strukturen, die im Industriezeitalter angemessen waren, an die heutige Lebenswirklichkeit anzupassen.

Heute können wir mit Hilfe neuer Technologien (Additive Manufacturing, Künstliche Intelligenz…) vieles davon erreichen. WIE so etwas aussehen kann, hat Japan schon vor einigen Jahren in der Society 5.0 skizziert und teilweise schon umgesetzt. Im April 2025 waren wir 10 Tage in Japan – auch auf der Expo 2025 in Osaka – wo Elemente des Konzepts gezeigt wurden.

Quelle: https://www8.cao.go.jp/cstp/english/society5_0/index.html (Abgerufen am 19.11.2022)

Von der digitalen Abhängigkeit zur digitalen Souveränität

Quelle: Bitkom Pressemitteilung 2025

Seit Jahren und Jahrzehnten begeben wir uns in Deutschland in eine digitale Abhängigkeit, die für viele Menschen, Organisationen und die ganze Gesellschaft nicht gut ist.

Einzelne Personen merken immer mehr, wie digital abhängig sie von Facebook, X (ehemals Twitter), Instagram, WhatsApp, Twitch, TikTok usw. usw. sind. Ähnlich sieht es auch bei Unternehmen aus:

“90 Prozent der Unternehmen sind vom Import digitaler Technologien und Services aus anderen Ländern abhängig, insbesondere aus den USA und China” (Bitkom 2025).

Auch unsere Verwaltungsstrukturen haben sich an diese digitale Abhängigkeit begeben.

Durch diese Entwicklungen fällt es allen schwer, von dieser digitalen Abhängigkeit loszukommen. Ein Verhalten, das Abhängige grundsätzlich haben. Wie wir aus der Theorie der Pfadabhängigkeit wissen, kommt es im Aneignungsprozess z.B. digitaler Anwendungen zu einer Art Lock-in. Es fällt dann allen Beteiligten schwer, aus dem gewohnten Umfeld wieder herauszukommen.

Kann man nichts machen, oder? Doch! Auf europäischer Ebene gibt es seit längerem die Erkenntnis, dass wir in Europa wieder zu einer Digitalen Souveränität kommen müssen.

European Union (2020): Digital sovereignty for Europe (PDF).

Dazu gibt es in der Zwischenzeit viele konkrete Möglichkeiten. Siehe dazu

Sovereign Workplace: Der unabhängige Arbeitsplatz auf integrierter Open Source Basis.

Digitale Souveränität: Europa, USA und China im Vergleich.

Souveränitätsscore: Zoom und BigBlueButton im Vergleich.

Open Source AI: Besser für einzelne Personen, Organisationen und demokratische Gesellschaften.

Digitale Souveränität: Europa, USA und China im Vergleich

Fratini, S., Hine, E., Novelli, C. et al. Digital Sovereignty: A Descriptive Analysis and a Critical Evaluation of Existing Models. DISO 3, 59 (2024). https://doi.org/10.1007/s44206-024-00146-7

Digitale Souveränität ist ein Begriff, der in den verschiedenen Regionen der Welt durchaus unterschiedlich interpretiert wird. In Deutschland hat beispielsweise das Bundesministerium des Innern den Begriff in einer Veröffentlichung zum Thema wie folgt beschrieben:

„Digitale Souveränität beschreibt die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Individuen und Institutionen, ihre Rolle(n) in der digitalen Welt selbstständig, selbstbestimmt und sicher ausüben zu können“ (Bundesministerium des Inneren (2020): Digitale Souveränität).

In der Europäischen Union gibt es Initiativen, die den Sovereign Workplace mit Open Source Anwendungen propagieren, da die kommerziellen, marktgetriebenen Anwendungen (bis hin zur Künstlichen Intelligenz) durchaus kritisch gesehen werden. Der Grund dafür liegt u.a. auf der Argumentation, dass gute Trainingsdaten für Künstliche Intelligenz nur zu bekommen sind, wenn die Urheberrechte “nicht so genau” genommen werden. Common Corpus zeigt allerdings genau das Gegenteil.

In einem Paper haben nun Fratini et al. (2024) die verschiedenen Perspektiven auf die Digitale Souveränität von verschiedenen Ländern in einer Grafik positioniert, in der es die Pole Hard Regulation >< Soft Regulation bzw. Domestic State Control >< Geopolitical Competition gibt (siehe Abbildung). Wie zu erkennen ist, liegen die USA im marktorientierten Bereich und China eher im staats-dominierten Sektor.

Die Europäische Union favorisiert eher einen rechte-basierten Ansatz und versucht, dem mit verschiedenen Grundsatz-Veröffentlichungen, wie dem EU Artificial Intelligence Act, gerecht zu werden. Die Autoren weisen berechtigt darauf hin, dass es eine einheitliche europäische Positionierung zur Digitalen Souveränität bisher nicht gibt, da die nationalen Regelungen noch kein einheitliches Bild ergeben. Dennoch ist durchaus ein Trend zu erkennen.

Meines Erachtens ist der von der Europäischen Union eingeschlagene Weg richtig. Es zeigt sich gerade in der Nutzung von mehr Open Source Anwendungen, dass es eine lebenswertere Alternative zu den amerikanischen oder chinesischen Vorgehen gibt – gerade im Sinne einer menschenzentrierten Society 5.0.

Aktuelle Studie der ETH Zürich: Kein populäres LLM entspricht den EU AI Act – Anforderungen

Künstliche Intelligenz mit seinen vielfältigen Möglichkeiten wird immer populärer. Die Europäische Union hat daher schon 2023 versucht, die Entwicklung so zu regulieren, dass einerseits (persönliche und organisationale) Rechte garantiert bleiben und anderseits, die Entwicklung von Innovationen nicht unnötig gebremst wird. Siehe dazu ausführlicher: EU AI Act: first regulation on artificial intelligence.

Natürlich stellt sich dabei sofort die Frage, ob die populären KI-Anwendungen mit ihren verwendeten Large Language Models (LLMs) diesen Anforderungen gerecht werden. In einer umfassenden Studie wurde das an der ETH Zürich nun untersucht, und am 10. Oktober 2024 veröffentlicht. Das Ergebnis ist ernüchternd;

“Finally, we applied our benchmarking suite to evaluate 12 popular LLMs, identifying that both current models and state-of-the-art benchmarks exhibit critical shortcomings in the context of the Act. In particular, none of the examined models are fully compliant with the requirements of the EU AI Act, and certain technical requirements cannot be currently assessed with the available set of tools and benchmarks, either due to a lack of understanding of relevant model aspects (e.g., explainability), or due to inadequacies in current benchmarks (e.g., privacy)” (Guldimann et al. (2024): COMPL-AI Framework: A Technical Interpretation and LLM Benchmarking Suite for the EU Artificial Intelligence Act | PDF).

Ich bin sehr gespannt, was nun passiert, oder auch nicht passiert. Wird sich die EU mit ihren Anforderungen an KI-Anwendungen stärker durchsetzen, oder wird die Lobbyarbeit der verschiedenen Anbieter die Vorgaben mit der Zeit “aufweichen”. Möglicherweise gibt es auch einen dritten Weg: Open Source LLM erfüllt die Anforderungen und ist so leistungsfähig, wie die oftmals kommerziellen Angebote. Warum eigentlich nicht?

Projects near me: Germany 338.593 European Projects

Quelle: https://kohesio.ec.europa.eu/en/

In der Europäischen Union gibt und gab es schon sehr viele geförderte Projekte. Da verliert man schon einmal die Übersicht. Es ist daher gut, wenn Projekte in der Europäischen Union mit Hilfe einer interaktiven Grafik schnell und einfach analysiert werden können. Die Daten zu verschiedenen Ländern der EU können sogar heruntergeladen und genutzt werden.

Auf der Website Projects near me werden alleine für Deutschland 338.493 geförderte Projekte aufgezeigt (Stand: 14.10.2024).

Diese Anzahl kann dann auch noch für jedes Bundesland und für jeden Landkreis visualisiert werden. Oft wird unterschätzt, wie viele EU-Projekte im eigenen Umfeld schon initiiert und durchgeführt wurden.

Solche Projektlandkarten oder Projektlandschaften bieten sich auch für Organisationen an – wenn man an einem transparenten Multiprojektmanagement interessiert ist.

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Innovationen: EU- (und Deutsche) Unternehmen in der MidTech-Falle?

Mercedes Innovation

Wir in Deutschland, und auch in der Europäischen Union, rühmen uns für unsere Innovationsfähigkeit, doch hat dieses Bild in der letzten Zeit deutliche Risse bekommen. Wenn wir uns mit uns selbst (Vergleich der letzten Jahre), oder mit anderen Nationen in Europa vergleichen, sieht es mit der Innovationsfähigkeit ja noch recht gut aus.

Im Vergleich zu den USA oder China sind wir in Deutschland allerdings eher mittelmäßig, was die Innovationen betrifft, die zukünftig Potenzial für nachhaltiges Wachstum versprechen. In diesem Zusammenhang habe ich folgendes gefunden:

“Es birgt inhärente Risiken, Forschungs- und Entwicklungsanstrengungen auf inkrementelle Verbesserungen reifer Technologien wie in der Automobilindustrie zu fokussieren, da diese (nur noch) begrenztes Potenzial für nachhaltiges Wachstum bieten. (…) Wenn man der Überlegung folgt, dass die persistente Konzentration der EU-Unternehmen auf etablierte Technologie problematisch ist, kann man davon sprechen, dass Europa in einer Art »Midtech«-Falle steckt. Patentanmeldungen weisen auf den selben Trend hin” (ifo Schnelldienst 4 / 2024 | PDF).

Was bedeutet “Agil” nach dem PM² Project Management Methodology Guide der Europäischen Union?

Der Begriff “Agil” ist in seinen vielen Facetten in aller Munde. Es ist daher gut, sich den Kern des Begriffes immer wieder vor Augen zu führen, damit “Agil” nicht zu einem Buzzword wird. Man kann es dabei recht allgemein formulieren, oder etwas detaillierter betrachten. Der PM² Project Management Methodology Guide der Europäischen Union hat “Agil” in Bezug auf Projekte sehr ausführlich beschrieben.

„Agil ist ein Ansatz für das Management von Projekten, der auf einer Reihe von Prinzipien und Praktiken basiert, die eine adaptive Planung, eine evolutionäre Entwicklung, eine frühzeitige inkrementelle Lieferung und eine kontinuierliche Verbesserung fördern. Er fördert schnelle und flexible Reaktionen auf Veränderungen (…). Agile Ansätze berücksichtigen die inhärente Ungewissheit des Projektumfelds und schaffen eine Organisation, die in hohem Maße anpassungsfähig ist. Kurze Rückkopplungsschleifen ermöglichen eine schnelle Reaktion auf veränderte Produktanforderungen und eine kontinuierliche Verbesserung der Prozesse. (…) Die wichtigsten Merkmale sind: Konzentration auf die frühzeitige und häufige Wertschöpfung während des gesamten Projekts, Entscheidungen, die auf der Grundlage von Erkenntnissen getroffen werden, enge Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten, kontinuierliche Einbeziehung der Stakeholder auf allen Ebenen, Einbeziehung der Teammitglieder in die Planung der inkrementellen Entwicklung mit kurzen Zyklen, Umfangsmanagement durch kontinuierliche (Neu-) Priorisierung von Aufgaben, eine positive Haltung zu Veränderungen, kontinuierliches Lernen und Verbesserung, nur das erforderliche Maß an Dokumentation und Kontrolle“ (CoEPM² European Commission Centre of Excellence in PM² (2021): PM² Project Management Methodology Guide 3.0.1. Publications Office of the European Union, Abschnitt 3.7: zitiert in: Heydenreich, N. (2023): Nachhaltigkeit und Agilität in Projektmanagementstandards, in: ProjektmanagementAktuell 3/2023.

Siehe dazu auch meine Blogbeiträge Projektmanagement-Initiative PM² der Europäischen Union, Was ist unter dem “Agilitätsparadox” zu verstehen?, Führt das Arbeiten nach dem Scrum Guide zu einer neuen Bürokratie?

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Was macht ein EU-Projekt aus?

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Das PM²Handbuch der Europäischen Kommission zu Projektmanagement beschreibt ein Vorgehensmodell, das besonders auf die Anforderungen von EU-Projekten abgestimmt ist. Doch was sind die charakteristischen Eigenschaften solcher EU-Projekte? Unterscheiden sich diese Kriterien grundlegend von anderen Projekten? Das Handbuch listet für solche PM² Projekte folgende Punkte auf.

Thus, a PM² project:
• is (above all) a project (i.e. not operations, not a work activity, not a programme, etc.)
• has a duration of more than 4–5 weeks and involves more than 2–3 people
• runs within an organisation and can be subject to internal or external audits
• requires a clearly defined governance structure and clearly assigned roles and responsibilities
• requires approval of its budget and scope
• includes more than just construction/delivery activities
• includes transition and business implementation activities
• requires a certain level of documentation, transparency and reporting
• requires a certain level of control and traceability
• has a broad base of internal (and external) stakeholders
• may require the collaboration of several organisations or organisational units
• contributes to raising the organisation’s project management maturity.
Quelle: European Commission Centre of Excellence in Project Management (CoEPM²) (2021:18): PM² Project Management Methodology Guide 3.0.1

Die meisten Kriterien können auch für andere Projekte (nicht EU-Projekte) verwendet werden. Insofern zeigt sich hier, dass sich der Umgang mit solchen Projekten – die PM² Project Management Methodology – nicht grundlegend von den bekannten Standards PMI, PRINCE 2 und IPMA unterscheidet.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Anmerkungen zu “Deep Tech Innovation”

Image by Innova Labs from Pixabay

Zum Thema Innovation habe ich schon sehr viele Beiträge geschrieben. Es ist unzweifelhaft, dass wir unseren Lebensstandard nur halten können, wenn wir als Gesellschaft immer wieder Innovationen in allen gesellschaftlichen Bereichen einfordern und fördern. Die Europäische Union hat sich dieser Förderung seit vielen Jahren verschrieben, indem sie sehr viele Steuergelder auch an große Unternehmen ausschüttet. Gebracht hat es nicht sehr viel, denn im Ranking der weltweit führenden Unternehmen sind europäische Unternehmen kaum mehr vertreten. Die “wirklichen Innovationen” kommen aus Asien oder den USA. In der Zwischenzeit ist allerdings in der EU die Erkenntnis gewachsen, dass es möglicherweise auch Start-Ups sind, die in der Zukunft das Innovations-Ökosystem Europas bilden werden. In The New European Innovation Agenda (PDF) der Europäischen Union, die am 05.07.2022 veröffentlicht wurde, wird diese Entwicklung wie folgt beschrieben:

“A new wave of innovation is on its way: deep tech innovation, which is rooted in cutting edge science, technology and engineering, often combining advances in the physical, biological and digital spheres and with the potential to deliver transformative solutions in the face of global challenges. The deep tech innovations that are emerging from a growing cohort of innovative startups in the EU have the potential to driven innovation across the economy and society. This can in turn transform the EU’s business landscape and associated markets and help addressing the most pressing societal challenges, including by achieving the UN Sustainable Development Goals.” (ebd. Seite 1).

Es ist gut, wenn Start-Ups gefördert werden, da dies – im Gegensatz zur bisherigen Praxis – eher ein Bottom-Up-Ansatz zur Förderung von Innovationen ist. Ich würde mich freuen, wenn die Europäische Union den Bottom-Up-Gedanken von Innovation noch viel weiter entwickeln würde. Dabei kann der Ansatz von Eric von Hippel helfen, der in seinem frei verfügbaren Buch Free Innovation einen offenen Innovationsansatz (Open Innovation) beschreibt, den es ja schon gibt, der allerdings in den traditionellen Innovationsstatistiken nicht auftaucht. Dabei geht es um Innovationen eines jeden Einzelnen und nicht nur um Innovationen von Organisationen/Strukturen. Siehe dazu auch Free Innovation: Was wäre, wenn wir Innovationen stärker Bottom-Up denken und fördern würden?

Disruptionspotential: Blockchain für Grundbucheinträge nutzen

Blockchain wird heute immer noch stark mit Finanztransaktionen (Kryptowährungen wie Bitcoin) in Verbindung gebracht. Es wird immer noch übersehen, dass die Blockchain in vielen anderen Bereichen, Abläufe grundlegend verändern kann. Ein deutliches Beispiel ist die Grundbucheintragung, die in Schweden seit Juli 2017 auf der Blockchain erfasst werden. Dieser Hinweis findet sich in dem Artikel Transaktionen auf die Kette kriegen (Hendrik Aholt und Jens Paulsen, in: Immobilienmanager 8/2017, S. 44-45). Weiterhin ist dort zu lesen, dass sich Schweden davon eine jährliche Einsparung von 100 Millionen Euro verspricht. Wenn man das auf Deutschland, bzw. auf die EU, hochrechnet, kann einem schwindelig werden. Die Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain stehen erst am Anfang… Solche Themen besprechen wir auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK). Informationen zu unseren IHK-Zertifikatslehrgängen finden Sie auf unserer Lernplattform.