Interessante Zahlen zu Reparieren und Selbermachen

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Wir schreiben und reden oft darüber, dass mehr Selbstorganisation eine Antwort auf Komplexität (beispielsweise im Unternehmensumfeld) darstellt. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu dem eher fremdorganisierten Vorgehen in Unternehmen, die wir aus der Industrialisierung gewohnt waren. Gehen wir aus den Unternehmen hinaus in den privaten Bereich, so können wir sehen, wie intensiv das Reparieren und Selbermachen in unserer Gesellschaft verankert ist. Einige Zahlen sollen das belegen:

80.430 kostenlose Reparatur-Anleitungen für 36.191 Geräte stellt iFixit derzeit online.
60% der Menschen sind interessiert an Heimwerken und Do-it-yourself-Arbeiten.
Ein Viertel der 30–39- jährigen stellt mindestens einmal im Monat etwas in Handarbeit her.
70% der Menschen würden ein Repair- Café besuchen, um nachhaltiger zu konsumieren.
6–7 Minuten pro Tag verbringen Menschen in Mehrpersonenhaushalten mit Reparieren, Warten und Pflegen ihrer materiellen Ausstattung (Stand 2012/13).
1.000 Offene Werkstätten gibt es schätzungsweise in Deutschland.
5 Mrd. Euro wurden im deutschen Do-It-Yourself Onlinemarkt in 2020 umgesetzt (10% Wachstum gegenüber 2019).
112 t Ressourcen wurden in 2021 durch Reparieren in 22 Initiativen gespart.
914 Reparatur-Initiativen gibt es 2022 in Deutschland.
2 Mio. Abonnent*innen hat der Youtube-Kanal „Basteln mit Papier“ und erreicht Klickzahlen von über 500 Mio.
Quelle: Jaeger-Erben, M.; Hielscher, S. (2022:8-9): VERHÄLTNISSE REPARIEREN. Wie Reparieren und Selbermachen die Beziehungen zur Welt verändern | PDF).

Diese beeindruckende Liste macht deutlich, das das Reparieren und Selbermachen ein wichtiger gesellschaftlicher Faktor ist. Weiterhin wird ersichtlich, dass viele Produkte (Sachgüter und Dienstleistungen) nicht den Anforderungen der Nutzer entsprechen, sodass diese Anpassungen, Veränderungen, ja sogar Weiterentwicklungen betreiben, woraus inkrementelle und disruptive Innovationen entstehen.

Das Problem ist dabei nur, dass Innovationen oft nur in Verbindung mit Organisationen/Unternehmen statistisch erfasst werden, obwohl sie durchaus einen gesamtwirtschaftlichen Faktor darstellen – siehe dazu beispielhaft Nesta (2010: Measuring User Innovation in the UK (PDF).

In unserem Blog habe ich über diese Art von Innovationen, User Innovation, häufig geschrieben. Siehe dazu auch Warum entwickeln Menschen Innovationen und stellen diese kostenlos zur Verfügung? oder etwas allgemeiner Innovationsmanagement.

Open Innovation: Status Quo und Quo Vadis

Quelle: https://mitpress.mit.edu/9780262035217/

Die Entgrenzung (Siehe dazu Entgrenzungsdimensionen im Arbeitsprozess) macht auch vor Innovationen nicht Halt. Der früher eher geschlossene Innovationsprozess (Closed Innovation) in Organisationen wird mehr oder weniger geöffnet, sodass vielfältige Optionen von Co-Creation entstehen. Henry Chesbrough hat den Begriff Open Innovation bekannt gemacht – allerdings immer in Bezug auf Unternehmen/Organisationen. Das Paper Bertello, A., De Bernardi, P. & Ricciardi, F. Open innovation: status quo and quo vadis – an analysis of a research field. Rev Manag Sci (2023) erhebt den Anspruch, den Status Quo von Open Innovation zu beschreiben und auch einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen zu geben. Teile davon werden auch ausführlich mit Quellenangaben erreicht. Warum nur Teile?

Es gibt neben der Betrachtung von Henry Chesbrough auch noch einen anderen Blick auf Open Innovation, und zwar ist es die Perspektive von Eric von Hippel. Siehe dazu ausführlich Eric von Hippel (2017). Free Innovation oder auch Eric von Hippel (2005): Democratizing Innovation. Dieser Ansatz kommt in dem oben genannten Paper allerdings nur sehr kurz vor.

“Although open and user innovation have different fathers (i.e., Chesbrough and von Hippel, respectively), theoretical underpinnings, and assumptions, they both reject the traditional idea that innovation must be created and commercialized within a single organization (Piller and West 2014)” (ebd.).

Wenn man bei Eric von Hippel in der akademischen Welt eher von User Innovation spricht, und dabei den Begriff Open Innovation immer nur mit Henry Chesbrough in Verbindung bringt, wird es meines Erachtens dem Kerngedanken Eric von Hippels nicht gerecht, denn Eric von Hippel möchte alle möglichen Grenzen von Innovationen demokratisieren und somit Innovationen, und Innovationsprozesse, öffnen. Open Innovation ist so verstanden eher ein Bottom-Up-Ansatz, der nicht zwingend Unternehmen/Organisationen erfordert. Das macht den Ansatz für viele nicht so attraktiv, da viele Universitäten gerne mit Unternehmen zusammenarbeiten – Honi soit qui mal y pense. Siehe dazu auch Innovationsmanagement.

Markenranking 2022 (Interbrand)

Quelle: Interbrand

Das jährliche Markenranking von Interbrand stellt die Top 100 Marken mit ihren Bewertungen (Werten) dar. Natürlich sind die Marken alle geschützt und werden in den jeweiligen Bilanzen als Werte dargestellt. Wie sich dieser Wert berechnet, ist allerdings nicht ganz einfach. Hier kommt Interbrand ins Spiel, eine US-Markenagentur.

“Nach Berechnung der internationalen Markenberatung Interbrand haben die 100 wertvollsten Marken zusammengenommen erstmals einen Wert von mehr als drei Billionen US-Dollar – ein Plus von 16 Prozent zum Vorjahr. So stark sind die Werte seit Beginn der jährlichen Erhebung im Jahr 2000 noch nie angestiegen.” (Quelle: Handelsblatt “Apple und Microsoft vorn, Tesla überholt BMW – Das sind die wertvollsten Marken der Welt” vom 03.11.2022).

Mir liegt der Originalbericht von Interbrand nicht vor, insofern bleiben doch einige Fragen bei mir offen. z.B. die Frage nach der Bewertungsmethode, denn alleine in dem Fachbuch „Der Wert der Marke“ werden mehr als 30 Markenbewertungsverfahren vorstellt. Welche Verfahren – oder welchen Mix verschiedener Verfahren – die US-Firma Interbrand hier nutzt ist (mir) nicht klar, aber bestimmt sind die Rankings gut für die Top 10 – Marken (Siehe Grafik). Es ist mir auch nicht ganz klar, welche Rollen asiatische Marken spielen … Fragen über Fragen. Doch immerhin habe auch ich einen Beitrag zum Markenranking geschrieben und zur Verbreitung der Marken beigetragen. Dann will ich wenigstens auch noch auf unsere Marke hinweisen, die (noch) nicht in den TOP 100 von Interbrand gelistet ist.

Künstliche Intelligenz und Projektmanagement

Laroque, C. et al. (2019): Potenziale erschließen durch Künstliche Intelligenz im Projektmanagement: In: projektmanagementaktuell 3/2019

Die Digitalisierung wirkt sich in allen Bereichen der Gesellschaft aus – natürlich auch im Projektmanagement. Viele Projektmanagement-Tätigkeiten werden schon lange durch verschiedene digitale Tolls unterstützt. Wir kennen die einfachen Möglichkeiten, die z.B. das Office-Paket mit Word, Excel, Power Point. MS Project, Planner, SharePoint, MS Teams usw. bieten. Ähnliche Möglichkeiten gibt es als Open Source Lösungen wie Open Office, BigBlueButton, Nextcloud, OpenProject usw. Dabei geht der Trend von einfacher Software und Social Media Anwendungen mit Schnittstellen zu den bekannten ERP-Anwendungen zu ganzen Kollaborationsplattformen. Zu diesen Zusammenhängen finden Sie in unserem Blog viele Beiträge (Bitte die Suchfunktion nutzen).

Die ganze Entwicklung geht allerdings dynamisch weiter, da der Trend “Künstliche Intelligenz” auch vor dem Projektmanagement nicht halt macht. Projektmanagement wird dabei in verschiedenen Normen, Standards und Vorgehensmodellen (Plangetrieben – Hybrid – Agil) beschrieben. Gehen wir von dem IPMA-Standard aus, so kann aufgrund der PM-Phasen und der funktionalen Gliederung des Projektmanagements systematisch analysiert werden, wie KI das Projektmanagement unterstützen kann. Laroque, C. et al. (2019) haben das in ihrem Beitrag “Potenziale erschließen durch Künstliche Intelligenz im Projektmanagement: In: projektmanagementaktuell 3/2019” ausführlich dargestellt. Hier ein Auszug:

“Bereits in der Vorbereitungsphase tauchen hier wichtige Aktivitäten auf, die durch intelligente Methoden bereichert werden können. Dazu gehört ganz klar die Förderung von Kreativität und Innovation, u. a. für die Findung von Projektideen, beispielsweise durch kognitive Systeme. Auch das Erstellen des eigentlichen Projektantrages kann durch KI vereinfacht werden, indem ein lernendes System die inhaltlich relevanten Fakten aus vorhandenen Datenbeständen filtert und zusammenstellt, einen Stand der Forschung erhebt, die formalen Anforderungen des Projektantrages erfüllt sowie Zuständigkeiten und Ziele klärt.” (ebd.)

An dieser Stelle möchte ich auf meinen Vortrag (Special Keynote) auf der Weltkonferenz MVPC 2015 in Montreal (Kanada) verweisen, in dem ich den Einfluss von Künstlicher Intelligenz auf das Innovationsmanagement (Open Innovation) aufgezeigt habe. Veröffentlicht wurde der Beitrag ein Jahr später bei Springer in den Conference Proceedings.

Freund, R. (2016): Cognitive Computing and Managing Complexity in Open Innovation Model. Bellemare, J., Carrier, S., Piller, F. T. (Eds.): Managing Complexity. Proceedings of the 8th World Conference on Mass Customization, Personalization, and Co-Creation (MCPC 2015), Montreal, Canada, October 20th-22th, 2015, pp. 249-262 | Springer

HR Performance 2/2016: Wie verändert Cognitive Computing die HR-Landschaft? (Blogbeitrag mit PDF).

In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in Agil (IHK) gehen wir auch auf solche Zusammenhänge ein. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Unternehmen: Entwicklungsstufen und ihre jeweiligen Schwerpunkte

Um sich den veränderten Umfeldbedingungen (VUCA) anzupassen, müssen sich Unternehmen/Organisationen weiterentwickeln. Sich die verschiedenen Stufen der Unternehmensentwicklung klar zu machen, kann bei einer zukünftigen Ausrichtung helfen. Die Stufen können (grob) aufeinander aufbauen, wobei jede Stufe ihre Schwerpunkte hat. In der folgenden Tabelle sind die jeweiligen Dimensionen dargestellt.

Horizon 1Horizon 2Horizon 3
GoalsMaximize profitMaximize outcome, Start contributing revenuesCreate new opportunities
True NorthOptimize, maximize flowContinuous improvementDisruptive ideas
Key MetricsRevenue vs. plan, market share, profitabilityRate of sales, target accountsBrand recognition
ToolsLean, KanbanScrum, Scaled Agile FrameworkDesign Thinking, Lean Startup
DACH 30 (2019:11)

In der ersten Stufe (Horizon 1), die bis zu 12 Monaten dauern kann, geht es um das momentane Geschäft, das mit Lean und Kanban als “Werkzeuge” unterstützt werden kann. In der zweiten Stufe (Horizon 2) wird das aktuelle Geschäft mit einem möglichen zukünftigen Cash Flow verbunden, wobei Scrum und Scaled Frameworks als “Werkzeuge” helfen können. Diese Stufe dauert zwischen 12 und 36 Monaten. Die daran anschließende Stufe (Horizon 3) wird zwischen 36 und 72 Monaten erreicht und konzentriert sich auf zukünftige Geschäftsmöglichkeiten mit einem erwartet großen Wachstum. Hier kommen verstärkt Desin Thinking und Lean Startup als “Werkzeuge” zum Einsatz.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) gehen wir auf diese Zusammenhänge ein. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Erfolgreiche Open-Source-Projekte weisen eine selbstverstärkende Innovationsspirale auf

Innovationsspirale eines FOSS-Projektes (Basanta et al. 2022: Ein Open-Source-Ökosystem für die öffentliche Verwaltung)

Es ist immer wieder erstaunlich, wie intensiv sich manche Menschen dafür engagieren, dass Software frei entwickelt, und von jedermann genutzt werden kann. Diese Free Open Source Software (FOSS) – Bewegung kommt auch immer mehr in den Öffentlichen Verwaltungen, bei NGOs oder auch bei mittelständischen Unternehmen an. Interessant dabei ist, dass erfolgreiche Open-Source-Projekte eine sich selbst verstärkende Innovationsspirale aufweisen. Wie ist das zu erklären?

“Je mehr Nutzer:innen eine OpenSource-Software nutzen bzw. je nützlicher die Software für ressourcenstarke Lead User ist, desto eher werden einige der Nutzer:innen zur Weiterentwicklung der Software beitragen. Die so verbesserte Software ist wiederum attraktiver und nützlicher für mehr Nutzer:innen, wodurch mehr Akteure zu Verbesserung der Software beitragen und so weiter. Nach dieser Logik ist stets eine möglichst breite Basis an beitragswilligen Nutzer:innen und insbesondere eine Vielfalt an Lead Usern anzustreben. So bleibt die Innovationsspirale auch dann stabil, wenn die einzelnen Nutzer:innen nur hin und wieder einen Beitrag zum FOSS-Projekt leisten. Analog wächst dabei meist der Kreis der Entwickler:innen, die mit der Codebase vertraut sind, und somit das potenzielle Angebot an Dienstleistungen rund um das FOSS-Projekt” (Basanta et al. 2022: Ein Open-Source-Ökosystem für die öffentliche Verwaltung).

Es ist schön zu sehen, wie Wirkungsnetze analysiert werden können, indem Generatoren (sich selbst verstärkende Einflussfaktoren) visualisiert werden. Ein ähnliches Vorgehen wird bei der Wissensbilanz – Made in Germany vorgeschlagen, um die ganzen Einflussfaktoren im Sinne von Generatoren zu analysieren. Weiterhin ist an dem Text interessant, dass auf Lead User eingegangen wird. Siehe dazu auch

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in AGIL (IHK) nutzen wir ganz bewusst FOSS.. Informationen zu den Lehrgängen und zu aktuellen Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Bitkom (2022): Wegweiser in das Metaverse

Immer öfter wird über das Metaverse gesprochen oder berichtet, doch was ist das eigentlich? Wenn man sich relativ unabhängig dazu informieren will, wird es schwierig, da es oftmals nur schwer verständliche wissenschaftliche Beiträge, oder eben Beiträge mit einer Tendenz zur Beeinflussung gibt. Dazwischen sind allerdings auch andere Veröffentlichungen zu finden, wie z.B. der Leitfaden Bitkom (2022): Wegweiser in das Metaverse (PDF), der auf immerhin 84 Seiten technologische und rechtliche Grundlagen, geschäftliche Potenziale und die gesellschaftliche Bedeutung zum Thema zusammenfasst. Ich möchte an dieser Stelle nur die sechs Messages zum Einstieg erwähnen.

Message 1: Das Metaverse ist mehr als ein Buzzword.

Message 2: Das Metaverse ist in der Entstehung –
eine abgeschlossene Definition kann es (noch) nicht geben.

Message 3: Beim Metaverse geht es um virtuelle Welten.

Message 4: Beim Metaverse geht es um (virtuellen) Besitz
und Handel.

Message 5: Das Metaverse ist keine (virtuelle) Parallelwelt.

Message 6: Das Metaverse muss ernst genommen werden, die Grenzen unserer Welt erweitern sich gerade.

Jetzt kann man natürlich auch hier eine tendenzielle Perspektive unterstellen, da der Verband Bitkom e.V. mit seinen mehr als 2.000 Mitgliedsunternehmen hauptsächlich die technologische und wirtschaftliche Perspektive auf das Thema vertritt. Bei einer ausgewogenen Darstellung empfehle ich oft, sich einmal bei den Soziologen zu informieren, die haben da so ihre eigene Sicht auf die Digitalisierung und auch auf das Metaverse.

Anmerkungen zu “Deep Tech Innovation”

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Zum Thema Innovation habe ich schon sehr viele Beiträge geschrieben. Es ist unzweifelhaft, dass wir unseren Lebensstandard nur halten können, wenn wir als Gesellschaft immer wieder Innovationen in allen gesellschaftlichen Bereichen einfordern und fördern. Die Europäische Union hat sich dieser Förderung seit vielen Jahren verschrieben, indem sie sehr viele Steuergelder auch an große Unternehmen ausschüttet. Gebracht hat es nicht sehr viel, denn im Ranking der weltweit führenden Unternehmen sind europäische Unternehmen kaum mehr vertreten. Die “wirklichen Innovationen” kommen aus Asien oder den USA. In der Zwischenzeit ist allerdings in der EU die Erkenntnis gewachsen, dass es möglicherweise auch Start-Ups sind, die in der Zukunft das Innovations-Ökosystem Europas bilden werden. In The New European Innovation Agenda (PDF) der Europäischen Union, die am 05.07.2022 veröffentlicht wurde, wird diese Entwicklung wie folgt beschrieben:

“A new wave of innovation is on its way: deep tech innovation, which is rooted in cutting edge science, technology and engineering, often combining advances in the physical, biological and digital spheres and with the potential to deliver transformative solutions in the face of global challenges. The deep tech innovations that are emerging from a growing cohort of innovative startups in the EU have the potential to driven innovation across the economy and society. This can in turn transform the EU’s business landscape and associated markets and help addressing the most pressing societal challenges, including by achieving the UN Sustainable Development Goals.” (ebd. Seite 1).

Es ist gut, wenn Start-Ups gefördert werden, da dies – im Gegensatz zur bisherigen Praxis – eher ein Bottom-Up-Ansatz zur Förderung von Innovationen ist. Ich würde mich freuen, wenn die Europäische Union den Bottom-Up-Gedanken von Innovation noch viel weiter entwickeln würde. Dabei kann der Ansatz von Eric von Hippel helfen, der in seinem frei verfügbaren Buch Free Innovation einen offenen Innovationsansatz (Open Innovation) beschreibt, den es ja schon gibt, der allerdings in den traditionellen Innovationsstatistiken nicht auftaucht. Dabei geht es um Innovationen eines jeden Einzelnen und nicht nur um Innovationen von Organisationen/Strukturen. Siehe dazu auch Free Innovation: Was wäre, wenn wir Innovationen stärker Bottom-Up denken und fördern würden?

Planungsfehlschluss bei Wissens- und Innovationsarbeit

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Die Arbeit hat sich von einer Arbeit 1.0 bis Arbeit 4.0 verändert. Früher ging es um die Wiederholbarkeit von Prozessen, die sich relativ langsam veränderten und auch gut abgeschätzt/kalkuliert werden konnten. Durch den starken Treiber der Digitalisierung und der damit einhergehenden Vernetzung von allem entsteht ein Arbeitsumfeld, in dem viel stärker der Umgang mit Wissen und Innovationen gefragt ist. Diese Wissens- und Innovationsarbeit kann allerdings nicht so gut kalkuliert werden, und muss daher immer mehr geschätzt werden. Dabei kommt es allerdings häufig zu einem Planungsfehlschluss.

“Bei der Ermittlung von Zeitbedarfen für komplexe Wissens- und Innovationsarbeit ist der Planungsfehlschluss (planning fallacy) zu beachten. Der Planungsfehlschluss beschreibt den Effekt, dass zukünftige Zeitbedarfe durch die ausführenden Personen systematisch unterschätzt werden (Kahneman 2011; Lovallo und Kahneman 2003). Eine Ursache des Planungsfehlschlusses ist die subjektive Wahrnehmung von Zeit, welche von tatsächlichen zeitlichen Abläufen abweichen kann und u. a. auf individuelle inhaltsbezogene Bewertungen und Gefühle zurückzuführen ist” (Pietritz et al. (2021): Prävention zeitlicher Überforderung bei komplexer Wissens- und Innovationsarbeit | PDF. In der Datei wird das vorgeschlagene Verfahren genau beschrieben. Die Autoren beziehen sich bei ihrem Lösungsansatz auf Debitz U, Hacker W, Stab N, Metz U (2012) Zeit- und Leistungsdruck?Anforderungsgerechte partizipative Personal- bzw. Zeitbemessung bei komplexer und interaktiver Arbeit als Grundlage von Nachhaltigkeit. In: Gesellschaft für Arbeitswissenschaft e.V. (Hrsg) Gestaltung nachhaltiger Arbeitssysteme – Wege zur gesunden, effizienten und sicheren Arbeit. GfA-Press, Dortmund, S 397–400 und entwickeln den dort beschrieben Ansatz weiter.

In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK) gehen wir auf dieses Thema auch ein. Informationen zu unseren Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Sind die Bilder von einem “neuen Zeitalter” oder einer “Revolution” durch den Einsatz digitaler Technologien angemessen?

Durch die stärkere Digitalisierung in allen Bereichen der Gesellschaft – und die damit verbundenen Veränderungen – gibt es oftmals schon plakative Begriffe oder Bilder, die möglicherweise noch nicht belegt sind.

“Ob mit dem Einsatz digitaler Technologien in Betrieben tatsächlich ein ´Neues Zeitalter´ oder eine ´Revolution´ einhergeht, wurde immer wieder kritisch diskutiert und empirisch relativiert (vgl. Pfeiffer 2016; Röben 2017; Matuschek/Kleemann/Haipeter 2018; Baethge-Kinsky 2020). Jörg Flecker, Annika Schönauer und Thomas Riesenecker-Caba (2016, S. 19) argumentieren, dass es sich in vielen Betrieben um eine ´schrittweise Innovation´ handle, die an laufende Rationalisierungs- und Automatisierungsprozesse anknüpfe. Die Digitalisierung in der Vision einer ´Industrie 4.0´ schreibe lediglich Restrukturierungsprozesse fort, während die damit verbundenen Problematiken wie Verdichtung und Entgrenzung von Arbeit bereits seit den 1990erJahren bekannt und vielfach beforscht seien, wie etwa Heiner Minssen (2017, S. 130f.) schreibt (…) Kennzeichnend für den sozialwissenschaftlichen Forschungsstand ist aus unserer Sicht daher immer noch die bereits 2019 vorgebrachte Einschätzung von Stefan Kirchner und Wenzel Matiaske (2019, S. 125), wonach ´wichtige empirische und theoretische Bausteine [fehlen], um ein halbwegs vollständiges Bild zusammenzusetzen, welches die aktuellen Zustände und Dynamiken der Arbeitswelt im Prozess der Digitalisierung auch nur grob abbilden könnte.” Assinger, P.; Webersink, P. (2022): Digitalisierung und betriebliche Bildung, in: Magazin erwachsenenbildung.at, Ausgabe 44-45, 2022.

Möglicherweise sind die vorschnellen (?) Attribute auf Dauer nicht haltbar? Was dann? Haben wir uns vorschnell in die falsche Richtung bewegt – oder besser – treiben lassen? Sapere aude!