Future Skill-Set: Sind solche Empfehlungen noch zeitgemäß?

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Was in Zukunft auf uns persönlich, in Organisationen oder auch gesellschaftlich zukommt, möchten wir alle gerne genau wissen. Das war schon in der Vergangenheit so, als Astrologen aus den Sternekonstellationen die Zukunft voraussagen sollten, und es ist heute so, wenn wir Horoskope, Trendanalyse oder Zukunftsstudien lesen.

Ich möchte jetzt nicht jede Zukunftsstudie mit Horoskopen gleichsetzen, doch sollten wir uns auch bei Studien zur Zukunft immer klar machen, dass wir nicht mehr in einer Einfachen Modernisierung leben, sondern in einer Reflexiven Modernisierung angekommen sind. Das bedeutet u.a. auch eine gewisse Kontingenz es kann also alles so kommen, oder ganz anders. Das macht es nicht einfacher, Entscheidungen zu fällen. Womit wir wieder bei der Frage sind, ob die Zukunft überhaupt vorhersehbar, vorherbestimmbar, in diesem Sinne determinierbar sein kann – oder eben alles ganz anders kommt. Wie kann man sich das alles konkreter vorstellen?

Als Beispiele möchte ich hier Future Skills 2021, oder auch European Year of Skills 2023 nennen. Es handelt sich bei beiden Initiativen um den gut gemeinten Versuch, zukünftige “Skills” darzustellen und dadurch einen konkreten Bedarf für eine (persönliche) Weiterentwicklung zu generieren (SOLL-IST-Vergleich, Lückenanalyse). Auf der Website der European Union heißt es beispielsweise: “The European Year of Skills helps people get the right skills for quality jobs and supports companies in addressing skill shortages in Europe.” Warum kann das tückisch sein?

Ein weiteres Beispiel soll das illustrieren, wobei ich natürlich weiß, dass jedes Beispiel “hinkt” – dennoch: Noch vor wenigen Jahren wurde prognostiziert, das alle Menschen vom Kindergarten bis ins hohe Alter programmieren lernen sollten. Coding war das Stichwort. In Finnland werden beispielsweise schon Kleinkinder mit dem Programmieren vertraut gemacht. Jobs in der IT-Branche versprachen hohe, ja sogar sehr Hohe Einkommen. Ich formuliere hier bewusst in der Vergangenheitsform, denn in der Zwischenzeit ist durch die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) Ernüchterung eingetreten. Die Künstliche Intelligenz ersetzt in rasender Geschwindigkeit Softwareentwickler, Programmierer usw. Aktuell gibt es wieder Studien zu den “Skills”, die benötigt werden, um in einer KI-dominierten Arbeitswelt zurecht zu kommen. Klingt bekannt, oder?

Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! – oder um es in den Worten von (Beckert/Bronk (2019): Uncertain Futures, in: MPIfG 19/10) zu sagen: In conditions of uncertainty, (…) any set of practices entails blind spots.”

Wenn der Weg des Ableitens von Skills aus zukünftig unklaren/unsicheren Jobprofilen nicht wirklich nützlich ist, stellt sich die nächste Frage: Was können wir denn machen, um uns für die komplexe, turbulente Zukunft zu wappnen? Wir könnten beispielsweise mehr auf uns selbst schauen und die vielfältigen Potentiale “in uns” stärken, um vorbereitet zu sein auf zukünftige Entwicklungen, und um diese bewältigen zu können. Dazu habe ich folgenden aktuellen Text gefunden:

“Implicitly the question of future skills expects considerations on the challenges our jobs might have for us. Framing it this way results in optimising the existing skills we were trained for, projecting them into the future. There is not a straight highway leading to this unpredictable destination. We have to mobilise our navigating skills turning to futurizing detecting emergent issues in all aspects of life. Navigation is related to flowing with the rotation of the earth, which never is in static balance. To deal with unexpected multitudes of challenges we might look for the multitudes of talent, courage, insides, companionships, wisdom, contradictions and moods that at least basically each of us contains” (Edvinsson, L.; Szogs, A.; Szogs, G. M. (2024): Skill Is An Entity That Contains A: Cosmos, in Das Kuratierte Dossier vol. 6 „Future Skills KM“ March 2024 · published by: Gesellschaft für Wissensmanagement e. V.

Der Begriff “skills” kommt eher aus der angelsächsischen Terminologie zu KSOA enthalten. Weiterhin werden Persönlichkeitseigenschaften, Fähigkeiten und Kompetenzen synonym verwendet, was die ganze Diskussion etwas unübersichtlich macht. Meines Erachtens hat das von Erpenbeck/Heyse vorgeschlagene Konstrukt Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition eine angemessene Passung zu den modernen Herausforderungen der Arbeitswelt. Siehe dazu auch Erzwingt Künstliche Intelligenz einen Aufstieg Menschlicher Intelligenz und Empathie?

Solche Zusammenhänge thematisieren wir auch in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen, Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK), die wir an verschiedenen Standorten anbieten. Weitere Informationen zu den Lehrgängen und zu Terminen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Projektmanager bis 2025 stark nachgefragt

World Economic Forum (2020): The Future of Jobs Report

Das World Economic Forum (WEF) hat im Oktober 2020 den Future of Jobs Report 2020 veröffentlicht. Darin wird deutlich, wie sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren weltweit (und natürlich auch in Deutschland) drastisch verändern wird. Es ist davon auszugehen, dass ca. 50% aller Arbeitnehmer ihre Kompetenzen (Qualifikationen) den neuen Anforderungen anpassen müssen. Das bedeutet wiederum, dass der Weiterbildung – Kompetenzentwicklung – auf allen Ebenen (Individuum, Gruppe, Organisation und Netzwerk) eine bedeutende Rolle zukommt. Eine moderne Weiterbildung (Klassisch, Blended, Online) wird neue Medien sinnvoll nutzen und selbst gesteuertes, bzw. selbst organisiertes Lernen unterstützen (Ermöglichungsdidaktik).

Weiterhin wird in dem WEF-Report 2020 deutlich, dass es Jobs geben wird, die in Zukunft stark nachgefragt werden. Zu diesen Jobs gehört der Project Manager (m/w/d), der in dem Ranking für Deutschland (WEF 2020:79) den 7. Platz von 10 einnimmt (Siehe Grafik). Dabei wird der Project Manager nicht eingeschränkt auf agiles Projektmanagement, sondern enthält daher auch die klassisch plangetriebene Vorgehensweise und hybride Ansätze.

Es ist für uns natürlich sehr erfreulich, dass wir mit den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) und Projektmanager/in Agil (IHK) beide Dimensionen (Moderne Lernformen und gefragter Job) abdecken. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

The Future of Jobs Report 2020: Projektmanager sind auch in Zukunft gefragt

Gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Entwicklungen führen dazu, dass sich die Aufgaben von Mitarbeitern ändern. Im Oktober veröffentlichte das World Economic Forum seinen Report 2020 WEF (2020): The Future of Jobs Report 2020 (PDF) mit einer Liste von 20 Jobs, die in Zukunft nachgefragt werden.

Interessant ist, dass Project Manager auf Platz 11 der 20 nachgefragtesten Jobs landen.

Top 20 job roles in increasing demand across industries
1Data Analysts and Scientists
2AI and Machine Learning Specialists
3Big Data Specialists
4Digital Marketing and Strategy Specialists
5Process Automation Specialists
6Business Development Professionals
7Digital Transformation Specialists
8Information Security Analysts
9Software and Applications Developers
10Internet of Things Specialists
11Project Managers
12Business Services and Administration Managers
13Database and Network Professionals
14Robotics Engineers
15Strategic Advisors
16Management and Organization Analysts
17FinTech Engineers
18Mechanics and Machinery Repairers
19Organizational Development Specialists
20Risk Management Specialists
Quelle: WEF (2020:30)

Entwickeln Sie die erforderlichen Kompetenzen in den Blended Learning Lehrgängen Projektmanager/in (IHK) oder Projektmanager/in AGIL (IHK). Informationen zu den Lehrgängen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Studie: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit

künstliche-Intelligenz

Die Studie IIT (2017): Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus? (PDF, November 2017) befasst sich mit den Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz. Die Veröffentlichung zeigt, welche Chancen und Risiken zu erwarten sind. Es kommt – wie immer – darauf an, was wir daraus machen (S.23):

Künstliche Intelligenz kann vielfältige Rollen und Funktionen im Arbeitsprozess übernehmen. Darunter sind eher positiv besetzte Rollen der Unterstützung, Beratung und Information, und eher negativ besetzte Rollen wie zum Beispiel die der Kontrolle, Überwachung und Bevormundung. Die Frage, die wir uns daher stellen müssen lautet: Wie müssen KI-Systeme und ihre Einsatzszenarien aussehen, damit die künftige Arbeitswelt menschengerecht und gesellschaftlich akzeptabel gestaltet werden kann?

Siehe dazu auch Welche Veränderung erfährt Wissensarbeit durch neue Technologien? In den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgängen gehen wir auch auf diese Themen ein. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Neue Technologien und Jobs bzw. Tätigkeiten

wissenWenn wir über neue Technologien reden oder schreiben geht es auch darum zu klären, welchen Einfluss neue Technologien auf Jobs haben. Die Argumentationen pendeln dann immer zwischen den beiden Extremen a) Neue Technologien vernichten Jobs und b) Neue Technologien schaffen Jobs. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Das Paper

Autor, D. A. (2015): Why Are There Still So Many Jobs? The History and Future of Workplace Automation. Journal of Economic Perspectives—Volume 29, Number 3—Summer 2015—Pages 3–30

zeigt den Einfluss neuer Technologien auf die Jobs in den USA auf. Dabei wird deutlich, dass neue Technologien langfristig mehr Jobs schaffen. Weiterhin wird erläutert, dass die heute aktuellen neuen Technologien bestimmte Tätigkeiten – und nicht immer ganze Jobs – obsolet machen werden. Der Soziologe Beck hat schon in den 90er Jahren darauf hingewiesen, nicht von Jobs, sondern von Tätigkeitsportfolios zu sprechen. An dieser Stelle kommt dann das Polanyi-Paradox “we know more than we can tell” zum Tragen, denn genau der Anteil, der nicht expliziert werden kann, ist der Teil des Wissens und Könnens, der nicht so leicht von den neuen Technologien ersetzt werden kann. Sind also Expertise und Könnerschaft stark ausgeprägt und für die komplexe Problemlösung nötig, so wird diese Tätigkeit von den neuen Technologien eher nicht ersetzt werden können. Solche Zusammenhänge besprechen wir auch in dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Wissensmanager (IHK). Informationen finden Sie auf unserer Lernplattform.

Polanyi’s paradox: “We know more than we can tell”

wissenIn den Unternehmen ist immer noch die Meinung vertreten, dass man alles Wissen ausdrücken, und damit Externalisieren kann.  Polanyi’s paradox—“we know more than we can tell” aus dem Jahr 1966 zeigt allerdings, dass dem nicht so ist:

When we break an egg over the edge of a mixing bowl, identify a distinct species of birds based on a fleeting glimpse, write a persuasive paragraph, or develop a hypothesis to explain a poorly understood phenomenon, we are engaging in tasks that we only tacitly understand how to perform. Following Polanyi’s observation, the tasks that have proved most vexing to automate are those demanding flexibility, judgment, and common sense—skills that we understand only tacitly” (Autor, D. H. (2015): Why Are There Still So Many Jobs? The History and Future of Workplace Automation Journal of Economic Perspectives—Volume 29, Number 3—Summer 2015—Pages 3–30).

In dem genannten Artikel wird deutlich, dass dieses Tacit Knowledge auch nicht so leicht von Maschinen und Roboter ersetzt werden kann. Dennoch erschließt das Cognitive Computing immer mehr Domänen – auch von Wissensarbeitern.