Künstliche Intelligenz, Agiles Manifest, Scrum und Kanban

Bei Künstlicher Intelligenz denken aktuell die meisten an die KI-Modelle der großen Tech-Konzerne. ChatGPT, Gemini, Grok etc sind in aller Munde und werden immer stärker auch in Agilen Organisationen eingesetzt. Wie in einem anderen Blogbeitrag erläutert, sind in Agilen Organisationen Werte und Prinzipien mit ihren Hebelwirkungen die Basis für Praktiken, Methoden und Werkzeuge. Dabei beziehen sich viele, wenn es um Werte und Prinzipien geht, auf das Agile Manifest, und auf verschiedene Vorgehensmodelle wie Scrum und Kanban. Schauen wir uns einmal kurz an, was hier jeweils zum Thema genannt wird:

Agiles Manifest: Individuen und Interaktionen mehr als Prozesse und Werkzeuge
In der aktuellen Diskussion über die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz werden die Individuen eher von den technischen Möglichkeiten (Prozesse und Werkzeuge) getrieben, wobei die Interaktion weniger zwischen den Individuen, sondern zwischen Individuum und KI-Modell stattfindet. Siehe dazu auch Mensch und Künstliche Intelligenz: Engineering bottlenecks und die fehlende Mitte.

SCRUM: Die Werte Selbstverpflichtung, Fokus, Offenheit, Respekt und Mut sollen durch das Scrum Team gelebt werden
Im Scrum-Guide 2020 wird erläutert, was die Basis des Scrum Frameworks ist. Dazu sind die Werte genannt, die u.a. auch die Offenheit thematisieren, Ich frage mich allerdings, wie das möglich sein soll, wenn das Scrum Team proprietäre KI-Modelle wie ChatGPT, Gemini, Grok etc. nutzt, die sich ja gerade durch ihr geschlossenes System auszeichnen? Siehe dazu auch Das Kontinuum zwischen Closed Source AI und Open Source AI.

KANBAN basiert auf folgenden Werten: Transparenz, Balance, Kooperation, Kundenfokus, Arbeitsfluss, Führung, Verständnis, Vereinbarung und Respekt.
Bei den proprietären KI-Modellen ist die hier angesprochene Transparenz kaum vorhanden. Nutzer wissen im Detail nicht, mit welchen Daten das Modell trainiert wurde, oder wie mit eingegebenen Daten umgegangen wird, etc.

In einem anderen Blogbeitrag hatte ich dazu schon einmal darauf hingewiesen, dass man sich mit proprietärer Künstlicher Intelligenz (KI) auch die Denkwelt der Eigentümer einkauft.

Um agile Arbeitsweisen mit Künstlicher Intelligenz zu unterstützen, sollte das KI-Modell den genannten Werten entsprechen. Bei entsprechender Konsequenz, bieten sich also KI-Modelle an, die transparent und offen sind. Genau an dieser Stelle wird deutlich, dass das gerade die KI-Modelle sind, die der Definition einer Open Source AI entsprechen – und davon gibt es in der Zwischenzeit viele. Es wundert mich daher nicht, dass die Open Source Community und die United Nations die gleichen Werte teilen.

Es liegt an uns, ob wir uns von den Tech-Giganten weiter in eine immer stärker werdende Abhängigkeit treiben lassen, oder andere Wege gehen – ganz im Sinne einer Digitalen Souveränität. Siehe dazu auch Open Source AI: Besser für einzelne Personen, Organisationen und demokratische Gesellschaften.

Agile Organisation: Werte und Prinzipien als Hebelwirkung

Eigene Darstellung

Das Zwiebelmodell (Abbildung) zeigt den Zusammenhang einzelner Begriffe im agilen Umfeld und deren jeweilige Wirkung. Je näher der Begriff am inneren Kreis positioniert ist, je größer ist seine Hebelwirkung. Ist ein Begriff am äußeren Rand der Abbildung positioniert, so bedeutet das eine größere Sichtbarkeit.

Werte und Prinzipien haben also eine große Hebelwirkung. Konkrete Hinweise dazu findet man in dem Agilen Manifest. Praktiken, Methoden und Werkzeuge sind oft in der Praxis zu sehen, basieren allerdings alle auf den Werten und Prinzipien.

Scrum wird hier als Methode gekennzeichnet, sollte allerdings eher als Framework (Rahmenwerk) bezeichnet werden.

Aktuell konzentrieren sich viele Organisationen noch zu stark auf Werkzeuge, Methoden und Praktiken, ohne ihre organisationalen Werte und Prinzipien anzupassen.

Mehr Beiträge zur Agilen Organisation finden Sie hier.

Projektmanager/in Agil (IHK): Zertifikatsworkshop am 01.12.2025 in Düsseldorf

Den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Projektmanager/in (IHK) haben wir am 01.12.2025 mit einem Zertifikatsworkshop in Düsseldorf abgeschlossen. Die Teilnehmer haben dabei u.a. die verschiedenen Themen des Lehrgangs auf eine Fallstudie übertragen und ihre Ergebnisse vorgestellt.

Neben Lean/Kanban, Scrum, Scaling Agile, und Agiler Vertragsgestaltung haben wir uns in einem Modul des Lehrgangs speziell mit den Möglichkeiten des Hybriden Projektmanagements befasst. Wie die globale PMI-Studie aus 2024 gezeigt hat, wird das Hybride Projektmanagement immer wichtiger, da es im Vergleich zum Klassischen Projektmanagement und dem Agilen Projektmanagement (z.B. mit Scrum) weniger dogmatisch, sondern eher pragmatisch ist.

Eigene Darstellung; Quelle: PMI (2024): Annual Global Survey on Project Management 2020, 2021, 2022, 2023

Balanced Resilience – Ansatz: Widerstandsfähigkeit entwickeln

Bourdon, B.; Katzmayr, K. (2012) in Möller et al 49. Aktualisierung

Bei allen Veränderungen stehen Risiken und Chancen im Fokus. Dabei geht es oft darum, beide Extreme auszubalancieren, um widerstandsfähiger (robuster) gegenüber Veränderungsimpulsen zu sein und zu werden.

Hilfreich kann es dabei sein, sich in allen Fällen Misserfolgsfaktoren und Erfolgsfaktoren bewusst zu machen. Die Zusammenhänge sind in der Abbildung in Form einer Kraftfeldanalyse dargestellt.

„Für eine ausbalancierte Risiken- und Chancenfokussierung sorgt hier der Balanced Resilience-Ansatz. Resilience im Sinne einer Widerstandsfähigkeit oder Robustheit fungiert – im Gegensatz zur Excellence – als realistische Leitidee, weil man dadurch sowohl den real existierenden, nicht selten spektakulären Termin- und Budgetüberschreitungen bei PM (Anmerkung RF: Projektmanagement) als auch dem Versanden so manchen Reformprozesses im CM (Anmerkung RF: Changemanagement) Rechnung tragen kann. Im Balanced Resilience-Ansatz sind die Performance-Determinanten im Sinne der Kraftfeld-Analyse als Kräfte modelliert. Zur Sicherstellung der Realistik und der Ausgewogenheit werden vier Performance-Determinanten erfasst. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Richtung und Stärke, wie in der Abbildung verdeutlicht“ (vgl. Bourdon&Katzmar 2012).

Weitere Beiträge zu Resilienz finden Sie hier.

Digitale Souveränität: Nuudle – ein nicht-trackendes Termintool

Screenshot: https://nuudel.digitalcourage.de//

Viele Menschen nutzen Doodle für die einfache Terminabstimmung. Im Sinne einer Digitalen Souveränität kann alternativ Nuudle genutzt werden. Wie die Abbildung zeigt, können über Termine hinaus auch noch klassische Umfragen erstellt werden.

Nuudle ist ein datensparsames Termintool und unterstützt daher Personen und Organisationen, die ihre Daten schützen möchten.

Das Tool ist auf der Website von digitalcourage zu finden, auf der es viele Hinweise dazu gibt, wie man seine eigenen Daten schützen kann. Manches finde ich gut, manches etwas überzogen – wie immer…

Siehe dazu auch Welche Open Source Alternativen gibt es?

Gedanken zu Vertrauen und Misstrauen

Image by Gerd Altmann from Pixabay

Gerade in Zeiten mit vielfältigen und turbulenten Veränderungen ist es wichtig zu wissen, wem (Personen, Organisationen) man vertrauen kann. Es gibt immer wieder ausführliche Darstellungen darüber, dass „Vertrauen verloren gegangen ist“, wenn es Unternehmen schlecht geht, und dass Vertrauen die Basis für ein gutes Zusammenleben ist.

Vertrauen stellt also einen nicht unerheblichen Faktor im Wirtschaftsleben, aber auch im gesellschaftlichen Zusammenleben dar. Deshalb sollte man sich zunächst einmal darüber klar werden, was unter Vertrauen zu verstehen ist.

Vertrauen als Fähigkeit, soziale Beziehungen in Situationen der Ungewissheit und Mehrdeutigkeit (temporär) zu stabilisieren (vgl. Weick, 1995).

Vertrauen stabilisiert also soziale Beziehungen, was wiederum bedeutet, dass Misstrauen soziale Beziehungen destabilisiert. Es scheint, dass Misstrauen gegenüber Vertrauen stärker verbreitet ist. Im World Social Report 2025 wir deutlich dargestellt, welche Auswirkungen Misstrauen hat.

Hier das eine oder andere Beispiel aus meiner Perspektive:

Lebensmittelbranche: Ich misstraue der Branche grundsätzlich, da sie immer mehr Produkte industriell fertigt und dabei viele Zusatzstoffe verwendet, die Menschen auf Dauer krank machen können. Siehe dazu Die Tricks mit Brot und Brötchen – ARD Mediathek oder die vielen Sendungen von Sebastian Lege.

Gastronomie: Kann man den vielen Gastronomen wirklich vertrauen? Manche schaffen es ja sogar, dem Gast Leitungswasser als „“Eigenmarke“ zu Höchstpreisen zu verkaufen.

Gesundheitswesen: Kann ich den Akteuren vertrauen, wenn z.B. ein Arzt nur Geld verdient, wenn ich krank bin? Natürlich gibt es im System Personen, denen ich vertraue, doch kann ich dem Gesundheitssystem vertrauen?

Finanzwesen: Die verschiedenen Finanzprodukte sind schon seit Jahren in der Kritik, da es of an Transparenz fehlt, und mehr der Profit der Bank im Fokus steht, als das Wohl der Kunden.

Künstliche Intelligenz: Kann ich den KI-Angeboten der Tech-Konzerne vertrauen? Es gibt bei den proprietären Angeboten keine Transparenz darüber, welche Daten für die Modelle genutzt wurden und wie mit neuen Daten umgegangen wird. Siehe dazu Künstliche Intelligenz: Würden Sie aus diesem Glas trinken?

Es wäre schön, wenn nicht mehr die Manipulationen von Menschen (Kunden) im Mittelpunkt stehen würden, sondern die wirklichen Bedürfnisse von Menschen.

Siehe dazu auch Neue Arbeitswelt: Vertrauen als Ersatz für Kontrolle? und Produkte und Dienstleistungen als Mehrwert für Kunden: Warum funktioniert das einfach nicht?

IT ALL STARTS WITH TRUST

9 Anzeichen für einen falschen Umgang mit Komplexität im Unternehmen

In unserem Blog habe ich schon oft über komplizierte und komplexe Aufgabenstellungen geschrieben. Siehe dazu beispielsweise Was sind Eigenschaften von komplexen Aufgabenstellungen? oder Alle reden über Komplexität, doch wer kennt schon Bifurkationspunkte?

Je vernetzter die Strukturen einer Organisation (innen und außen) sind, um so höher ist der Grad an Komplexität. Dabei unterliegen viele einem Irrtum, denn der Begriff „komplex“ ist keine Steigerungsform von „kompliziert“. Interessant ist, dass es durchaus Anzeichen für den falschen Umgang mit Komplexität in Unternehmen git. Dazu habe ich folgendes gefunden:

9 Anzeichen für einen falschen Umgang mit Komplexität im Unternehmen:

(1) Bekämpfung der Symptome anstelle der Ursachen
Es wird immer nur das repariert, was gerade hakt. Eine Suche nach der Ursache hinter dem
Symptom findet nicht statt. Symptom und Problem werden gleichgesetzt.

(2) Übergeneralisierung
Wenige (oft unzusammenhängende) Ereignisse führen zu allgemeinen Regeln und Schlussfolgerungen für ähnliche Situationen in der Zukunft.

(3) Methodengläubigkeit
Um Fehler künftig zu vermeiden und Unwägbarkeiten „bestimmbar“ zu machen, sucht man ständig nach neuen Methoden oder überarbeitet die bestehenden.

(4) Projektmacherei
„Wenn du nicht mehr weiterweißt, bilde einen Arbeitskreis.“ Sobald Aufgaben nicht mehr leicht zu lösen sind, werden Projekte initiiert.

(5) Betriebsame Hektik
Gerade wenn Aufgaben unlösbar erscheinen und der Überblick fehlt, wird viel „gearbeitet“ und wenig übers Handeln kommuniziert und reflektiert.

(6) Denken in „kurzen Laufzeiten“
Bei Entscheidungen wird nur der direkte Wirkzusammenhang in der nahen Zukunft betrachtet, ohne die zeitlich verzögerten Effekte zu berücksichtigen. Der Zeithorizont wird dabei meist durch Rahmenbedingungen (Projektlaufzeit, Zeitvertrag, Berufung Aufsichtsrat usw.) bestimmt, die mit dem System nichts zu tun haben.

(7) Schutz des mentalen Modells vor der Welt
„Das, was ich denke, ist richtig!“, ist eine verbreitete Überzeugung.

(8) Feedback wird weder gehört noch verstanden
Der wichtigste Regelungsmechanismus für komplexe Systeme wird nicht verwendet. Man überhört jede Form von Kritik, Bestätigung, Ideen, Hinweisen und schwachen Signalen und nichts davon findet Eingang in das System.

(9) Mangelndes Systemdenken:
Gedacht, diskutiert und geplant wird in linearen Kausalzusammenhängen, ohne Wechselwirkungen zu betrachten. Der Fokus liegt auf Details, das Big Picture bleibt außen
vor.

Quelle: Stephanie Borgert (2015) : Irrtümer der Komplexität. Gabal, Offenbach.

Steckbrief zu KANBAN: Vorteile und Nachteile

Steckbrief KANBAN (Timinger 2021), eigene Darstellung

Alle Vorgehensmodelle im Projektmanagement haben Vorteile und Nachteile. In einem ersten Beitrag habe ich das beispielsweise schon einmal am Wasserfallmodell dargestellt. Siehe Steckbrief zum Wasserfallmodell: Vorteile und Nachteile.

Wie in der Abbildung zu erkennen ist, hat auch KANBAN Vorteile und Nachteile. Seit Anderson (2010): KANBAN in der IT ist klar, dass KANBAN geeignet ist, wissensbasierte Arbeit zu organisieren.

KANBAN ist weniger präskriptiv (vorschreibend) im Vergleich zum SCRUM Framework, und ist auf der individuellen Ebene, der Teamebene und auf der organisationalen Ebene einsetzbar.

Verwechselt wird KANBAN oft mit allen möglichen Boards, die allerdings keine KANBAN Boards sind, wenn z.B. die Prozessschritte nicht begrenzt sind (WIP: Work in Progress) und die Tickets nicht nach dem Pull-Prinzip abgearbeitet werden.

Es geht in Zukunft immer mehr darum, das geeignete Vorgehensmodell zum Vorhaben (Projekt) auszuwählen. Dieser Trend ist in der Zwischenzeit an dem großen Anteil des Hybriden Projektmanagements – also einer sinnvollen Kombination von mehreren Vorgehensmodellen – abzulesen. Siehe dazu PMI (2024) Global Survey: Hybrides Projektmanagement wird immer wichtiger.

AM³: Agile Management Maturity Map

Quelle: https://info.dolphinuniverse.org/am3_en

Organisationen fragen sich immer mehr, wie sie sich auf dem Weg zu einer Agilen Organisation entwickeln sollten. In dem Beitrag Organisationelle Agilität mit der Agile Management Maturity Map (AM³), veröffentlicht am 13.10.2025 auf der Website der GPM (Gesellschaft für Projektmanagement e.V.), wird erläutert, dass Agilität in Organisationen systemisch verstanden werden sollte, wobei Agilität aus den verschiedenen Wechselwirkungen (emergent) entsteht. Das ist zunächst der theoretische Unterbau, der auf der genannten Seite noch weiter erläutert wird.

Konkreter können Organisationen analysieren und bewerten, inwiefern sie schon auf diesem Weg sind. Dazu bietet sich eine Art Reifegradmodell (Maturity Model) an, das auch der vorgeschlagenen AM³: Agile Management Maturity Map zugrunde liegt. Wie der Abbildung zu entnehmen ist, können Sie in 10-15 Minuten anhand verschiedener Fragen klären, wo möglicherweise Handlungsbedarf besteht.