Mass Confusion in der Süddeutschen Zeitung

Normalerweise wollte ich nichts mehr zu den vielen Zeitungsartikel zum Thema schreiben, da ich das in meinem Blog schon zu genüge gemacht habe. Doch der Artikel Ich und Ich von Oliver Herwig (Süddeutsche Zeitung vom 02.05.2010) lässt mir keine andere Wahl… Die Überschrift des Artikels wird noch durch folgende Zeile ergänzt: Personalisierte Konsumgüter. Also, so sollte man meinen, geht es um Personalization. Oder etwa doch um Customization? Im Text findet man auch den Hinweis, dass es um alles, “außer Massenware” geht. Die dann noch benannte “muntere Kombination von Bausteinen” lässt allerdings vermuten, dass es dem Autor um Mass Customization geht, denn hier steht ein Konfigurator im Mittelpunkt, mit dem man in einem fest definierten Lösungsraum (Solution Space) Produkte/Dienstleistungen zusammenstellen kann. Auf der zweiten (Online-) Seite erwähnt der Autor: “So entstehen, zwar dutzende von Varianten, aber doch nichts neues, dass den ´Stempel der Exklusivität´trägt”. Hallo! Schon mal was von Open Innovation gehört? Es geht nicht darum, noch mehr Möglichkeiten zu haben, sondern um die Produkte/Dienstleistungen, die jeder einzelne möchte. Auf dem Weg dorthin gibt es viele Alternativen: Personalization, Customization, Mass Customization, Open Innovation. Das sind für einen Redakteur möglicherweise schon zu viele Varianten… Wie Sie dem Text entnehmen können, bin ich über solche einfältigen Artikel (Siehe oben) verärgert, da sie den geneigten Lesern ein wirres Bild der vielfältigen Optionen aufzeigen und dadurch diese neuen Wettbewerbsstrategien blockieren. Ich kann also nicht versprechen, dass ich mich beim nächsten Artikel dieser “Qualität” nicht wieder aufrege – auch wenn ich dann wohl nie eine Interviewanfrage erhalten werde. Siehe dazu auch Faktenblatt 2009.

Inflation der Innovationspreise?

Der Deutsche Innovationspreis 2010 ist einer von sehr vielen Innovationspreisen, die an Unternehmen in verschiedenen Kategorien vergeben werden. Gibt man bei Google “Innovationspreis 2010” ein, so findet man auch den Innovationspreis-IT 2010, den NRW Innovationspreis 2010, den BAUMA Innovationspreis 2010, den Innovationspreis 2010 des Landkreises Göttigen, den Innovationspreis 2010 Thüringen, den IHK Forschungs- und Innovationspreis 2010 usw. Es ist grundsätzlich erfreulich, wenn Innovationen hervorgehoben und ausgezeichnet werden und somit auf die besondere Bedeutung von Innovationen für Deutschland hingewiesen wird. Man fragt sich allerdings, ob alle von dem gleichen Konstrukt Innovation sprechen, oder ob der eine oder andere eher Ideen (Kreativität) bzw. Erfindungen (Inventionen) beurteilt. Eine Innovation ist es erst, wenn diese auch (erfolgreich) im Markt eingeführt wird. Darüber hinaus weist Stefan Scholtissek(Die Welt wird zum Labor, Harvard Business Manager vom 08.04.2010), auf folgenden Umstand hin: “Der Innovationsprozess feht in allen Unternehmen”. Wenn Innovationen also für Unternehmen existenziell sind, warum fehlt dann der dafür erforderliche Prozess? Weiter liest man: “Wer Open Innovation nicht beherrscht, dem gehen schlicht die Ideen aus”. Dem kann ich nur zustimmen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Unternehmen zwar einen Innovationsprozess haben sollten, dieser bisher geschlossenen Prozess (Closed Innovation) allerdings auch geöffnet werden sollte: Open Innovation.

C. K. Prahalad

Das Video zeigt C. K. Prahalad, der am 16.04.2010 verstarb. Prahalad ist vielen als Vordenker zu Kernkompetenzen bekannt. In den letzten Jahren hat er sich verstärkt dafür eingesetzt, Innovationen für die vielen Milliarden Menschen zu entwickeln, die sich die teuren Produkte der sogenannten “entwickelten Welt” nicht leisten können. Bottom of the Paramid wird diese Zielguppe genannt, die nach der Auffassung von Prahalad dringend Innovationen benötigt. Vor vier Jahren ist sein entsprechendes Buch auch in deutscher Sprache erschienen Prahalad, C. K. (2006): Der Reichtum der dritten Welt. In meinen Forschungsarbeiten habe ich mich häufig auf Prahalad bezogen, wenn es um die Kompetenzdebatte ging. In den letzten Jahren beschäftigt mich allerdings immer mehr der Gedanke Bottom of the Pyramid. Es trauern ganz sicher viele Menschen “am unteren Ende der Pyramide” um einen wichtigen Vordenker unserer Zeit: C. K. Prahalad. Es bleibt zu hoffen, dass seine Ideen von vielen Menschen weiterentwickelt und umgesetzt werden.

Die Projektmethode (Dewey) überwindet die Trennung von Theorie und Praxis und ist daher aktueller denn je

Die Entgrenzung von Arbeit (Reflexive Modernisierung) führt auch zur Entgrenzung von Innovationsprozessen (Open Innovation), aber auch zur Entgrenzung von Theorie und Praxis. Die Überwindung der Abgrenzung von Theorie und Praxis durch einen gesunden Pragmatismus (Projektmethode) ist der Versuch,  “die Suche nach Sicherheit durch praktische Mittel an die Stelle der Suche nach absoluter Gewissheit durch kognitive Mittel zu setzen” (Dewey 1998:29). Die Projektmethode ist mit dem Namen John Dewey verbunden und stellt eine gute Möglichkeit dar, sich auf die Veränderungen um uns herum (Individuum, Team, Organisation) einzustellen. Es ist daher kein Wunder, dass Projektarbeit und Projektmanagement immer stärker in den Vordergrund rücken. Dennoch sollte man darauf achten, dass es sich zwar um bekannte Begriffe, allerdings mit neuer inhaltlicher und methodischer Ausrichtung handelt. Das, und auch der Bezug zu Dewey, wird leider oftmals übersehen …

MCP-CE 2010: Abgabetermin für Abstracts ist der 23.03.2010

Die vierte Konferenz zu Mass Customization, Personalization and Open Innovation in Central Europe MCP-CE 2010 findet vom 22.-24.09.2010 an der Universität Novi Sad (Serbien) statt. Schwerpunkt der Konferenz ist diesmal das Thema: “MC&OI and the Financial Crisis – Challenge and Opportunity”. Wir wollen mit Forschern und Unternehmen darüber diskutieren, wie Mass Customization und Open Innovation unter dem Einfluss der aktuellen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise zu beurteilen sind. Dabei kommt es uns darauf an, gerade die Chancen dieser neuen Wettbewerbsstrategien für Unternehmen und Organisationen in Mittel- und Osteuropa herauszuarbeiten. Sollten Sie einen theoretischen oder praktischen Beitrag zur Konferenz leisten wollen, so können sie noch bis zum 23.03.2010 ein Abstract einreichen. Als Initiator der Konferenzreihe würde ich mich darüber sehr freuen. Sollten Sie zur MCP-CE 2010 Fragen haben, so können Sie mich gerne ansprechen. Siehe auch: Fotogallerie, Paper oder auch die Google Map zum Thema.

itb (2009): Dienstleistungen systematisch entwickeln – Leitfaden

Der Methoden-Leitfaden für den Mittelstand itb (2009): Dienstleistungen systematisch entwickeln weist darauf hin, dass neben den notwendigen Produktinnovationen auch Innovationen im Bereich der Dienstleitungen wichtig sind. Weiterhin stellt der Leitfaden Schritt für Schritt dar, wie man Dienstleistungen systematisch entwickeln kann. Die Printversion enthält auch noch eine CD mit Dateien, die dann gleich bei der Bearbeitung genutzt werden können. Der Methoden-Leitfaden unterstützt daher sehr gut das klassische Innovationsmanagement (Closed Innovation) im Unternehmen. Es wäre schön gewesen, wenn man gleichzeitig darauf hingewiesen hätte, dass man den Innovationsprozess weiter öffnen kann (Open Innovation). Die Begriffe Open Innovation oder auch Mass Customization tauchen allerdings in dem Leitfaden nicht auf…

Gassmann, O.; Widenmayer, B. (2010): Open Innovation: Vom Schlagwort zum praktischen Tool

In dem Artikel Gassmann, O.; Widenmayer, B. (2010): Open Innovation: Vom Schlagwort zum praktischen Tool (Technische Rundschau 2/2010, S. 56-57) stellen die Autoren  “Stellhebel und Umsetzungsschritte für Open Innovation” vor. Anhand von Beispielen (OSRAM, 3M, BMW) wird weiterhin deutlich, wie Open Innovation praktisch umgesetzt werden kann. Allerdings bedeutet Open Innovation auch, dass sich das Unternehmen öffnen muss. Das fällt traditionell KMU relativ schwer, das sie es doch gewohnt sind, ihre Ideen eher im Unternehmen zu halten: “Sich öffnen macht verletzbar, andererseits besteht oft das grösste Risiko darin, verschlossen im eigenen Labor zu entwickeln, während sich die Welt aussen schneller dreht”. Dem ist nichts hinzuzufügen…

Kinderschuhe passen nicht, helfen da neue Größennormen?

Im Zug habe ich gestern den Beitrag Kleine Füße, große Sorgen (Magdalena Hamm, Die Zeit Nr. 8 vom 18.02.2010, S. 32) gelesen. Darin verweist die Autorin auf eine aktuelle österreichische Studie zu Kinderschuhen. Es überrascht allerdings wenig, dass “die ausgezeichnete Schuhgröße von der tatsächlichen Innenlänge der Schuhe” abweicht. Darüber hinaus erfährt man, dass sich die Schuhindustrie an dem Pariser Strich orientiert, um die Leistenlänge zu bestimmen und dass es keine EU-weit verbindlichen Normen gibt. Daraus schlussfolgert die Autorin: “Es fehlt eine verbindliche Größennorm”. Das ist aus meiner Sicht Unsinn. Es fehlt keine neue Norm, sondern es fehlen Unternehmen, die Schuhe massen-individuell produzieren (Mass Customization). Siehe dazu Schuhe für das 21. Jahrhundert? Warum nicht gleich richtig? oder Was hat der Ballenbreitengrad mit Mass Customization zu tun? oder Kennen Sie das DOROTHY-Projekt? oder Size Germany – brauch man diese Messungen? oder … Ich habe dazu schon viele Beiträge geschrieben und auf Konferenzen gesehen, dass es in Europa viele entsprechende Projekte gibt. Es ist wirklich schade (ärgerlich), dass Redakteure einfach Meldungen von Studien übernehmen und daraus platte Konsequenzen ziehen, die nicht mehr zeitgemäß sind. Ein wenig mehr Recherche wäre angebracht und dem Anspruch von Die Zeit angemessen. Um es noch einmal hervorzusheben: Es geht darum, individuelle Schuhe zu Preisen auf den Markt zu bringen, die denen eines massenhaft produzierten Standardschuhs entsprechen. Das folgende Video  aus dem Jahr 2007 soll daher nur die prinzipielle Vorgehensweise deutlich machen.

Diener, K.; Piller, F. (2010): The Market for Open Innovation

In Frank Piller´s Newlstter Mass Customization and Personalization News Vol. 13, No. 1 (Feb 2010) wird auf eine interessante Veröffentlichung hingewiesen Diener, K.; Piller, F. (2010): The Market for Open Innovation (Extrakt des Reports, PDF). Es ist eine sehr umfangreiche und detaillierte Studie zu Open Innovation, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man sich intensiver mit dem Thema Open Innovation befassen möchte. In dem entsprechenden Blogbeitrag zum Thema fasst Frank die wichtigsten Ergebnisse ein wenig zusammen. Schade, dass die Studie selbst sehr teuer und für manche kleine und mittelständische Unternehmen daher nicht erschwinglich ist, und auch nur in englischer Sprache vorliegt. Frank weiss wohl selbst, dass der Preis (795 EUR) abschreckend wirken kann und fügt seinem Blogbeitrag eine entsprechende Fußnote an…

Gräfe/Plaßmann (2010): Open Innovation und andere Organisationsformen für Innovationsprojekte im Vergleich

Der C-LAB Report Gräfe,G.; Plaßmann, B. (2010): Open Innovation und andere Organisationsformen für Innovationsprojekte im Vergleich (Vol. 9, 2010, Ausgabe 1) stellt Ergebnisse einer qualitativen Studie zum Innovationsmanagement dar: “Im C-LAB Report werden die vier möglichen Organisationsformen für Innovationsprojekte und ihre Chancen und Herausforderungen diskutiert. Der qualitative Vergleich basiert auf den praktischen Erfahrungen und Beispielen des C-LAB”. Ein Unternehmen hat nun die Möglichkeit, geeignete Organisationsformen auszuwählen, um Innovationsprojekte durchzuführen – inkl. Projekte zu Open Innovation.