In dem Artikel Wir gegen die Gier – Grenzen des Wissens (Süddeutsche Zeitung vom 08.01.2007) erläutert Joseph Weizenbaum (War Professor für Computer Science am Massachusetts Institute of Technology und gilt als einer der Pioniere der Künstlichen Intelligenz) die Zusammenhänge und Missverständnisse im Umgang mit Wissen. Am Ende der ersten Seite findet man: “Sie [die Information] ist immer eine private Leistung, nämlich die der Interpretation, deren Ergebnis Wissen ist. Information hat, wie, zum Beispiel die Aufführung eines Tanzes, keine Permanenz; sie ist eben weder Materie noch Energie. Das Maß der Wahrheit des produzierten Wissens hängt von der Qualität der angewandten Interpretation ab.” Oder auf Seite 2: “Enthält das New Yorker Telefonbuch Information? Nein! Es besteht aus Daten, nämlich aus Texten, die, um zu Information und Wissen zu werden, interpretiert werden müssen.” Die Begriffe Daten, Information, Wissen und Kompetenz sollten daher im Sinne der von Weizenbaum genannten Unterscheidungen verwendet werden. Erst dann wird deutlich, was unter Datenmanagement, Informationsmanagement, Wissensmanagement und Kompetenzmanagement zu verstehen ist. Siehe dazu auch Wissenstreppe oder Wissensmanagement in der Medizin …
Wissen schützen, indem man keine Patente anmeldet?
Unternehmen stehen oft vor folgender Frage: Schütze ich mein Know-how durch Patente, oder ist es besser, gar keine Patente anzumelden? In der Financial Time Deutschland vom 02.01.2008 wird diese Frage in dem Beitrag Firmen verzichten auf Patente beantwortet. Viele Beispiele verdeutlichen drastisch, dass es oft besser ist, kein Patent anzumelden. Hersteller von Plagiaten haben erkannt, dass Patentschriften technologisches Wissen enthalten, das so ganz einfach abzuschöpfen ist. Es sieht eben alles ein wenig anders aus, wenn man einen Sachverhalt aus der Wissensperspektive sieht. Wissensmanagement wird den Führungskräften nun praktisch vor Augen geführt. Es überrascht nur noch die, die sich bisher wenig um das Thema gekümmert haben.
Zertifikat: E-Learning fundamentals
Wie Sie wissen, habe ich neben dem Master-Abschluss an der TU Kaiserslautern (2005) auch seit 2001 einen FH-Abschluss “Experte für neue Lerntechnologien”. Es bot sich daher im Rahmen des Fe-ConE-Projekts an, auch an einem Online-Lehrgang zum Thema E-Learning fundamentals teil zu nehmen. Gemeinsam mit über 300 anderen Kollegen aus ganz Europa habe ich in der Zeit vom 20. Mai bis 07. Juli 6 aufeinander aufbauende Module (englischsprachig) bearbeitet. Darüber hinaus wurde erwartet, dass man Beiträge in das Diskussionsforum stellt. Wie Sie dem Zertifikat entnehmen können, habe ich die einzelnen Module bestanden. Allerdings hätte ich mich mehr in das Diskussionsforum einbringen können… Na ja, alles geht eben nicht. Ich freue mich sehr, dass ich neue Erkenntnisse mitnehmen und einen weiteren Nachweis meiner Kompetenz erbringen konnte.
APOSDLE (2006): Workplace Learning Study
Das EU-Projekt APOSDLE befasst sich mit Lernen am Arbeitsplatz und hat die Workplace Learning Study veröffentlicht (Das deutsche Leitprojekt QUEM zur Kompetenzforschung würde es eher Lernen im Prozess der Arbeit nennen). Die wesentlichen Ergebnisse wurden übersichtlich auf einer Seite zusammengefasst. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass das Lernen nicht out of context, sondern gerade in einem bestimmten Kontext betrachtet und verbessert werden muss (Problematik des trägen Wissens). In den Unternehmen sind das natürlich die Geschäftsprozesse in denen die Lernprozesse möglichst selbstorganisiert ablaufen, um die Anforderungen der Kunden zu erfüllen. Diese Kompetenz (Selbstorganisationsdisposition nach Erpenbeck) ist dabei eine Zuschreibung von Kunden bzw. Mitarbeitern usw. Siehe dazu auch Kompetenz ist kontextabhängig…
Wissensaustausch als wichtigste Anforderung an Arbeitgeber (Bewerbungspraxis 2008)
Die neue Studie „Bewerbungspraxis 2008“ wurde vom Centre of Human Resources Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt am Main und Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Online-Karriereportal Monster durchgeführt. Ein interessantes Ergenis der Studie wird auf der Pressemitteilung 2007 Q4 des Portals Monster.de erwähnt: “Bei der Wahl ihres neuen Arbeitgebers legen deutsche Stellensuchende nicht in erster Linie Wert auf ein hohes Gehalt. Wichtiger ist für 81 Prozent der Bewerber, dass im Unternehmen die Wissensweitergabe und der Wissensaustausch betont werden. Erst an zweiter Stelle kommen die Gehaltsperspektiven. Sie sind für gut die Hälfte der Bewerber ausschlaggebend.” Unternehmen, die Wissensmanagement betreiben sind für Bewerber attraktiv. Ein weiterer Grund, sich mit dem Umgang mit der Ressource Wissen zu befassen und möglicherweise auch, die Wissensbilanz – Made in Germany zu nutzen. Dabei sollte natürlich auch der Frage nachgegangen werden, ob man Wissen weitergeben kann oder doch nur Informationen, woraus dann Wissen konstruiert wird. Sehen Sie sich dazu bitte auch die Wissenstreppe bzw. den Beitrag Kann man Wissen vermitteln? an.
Concept Maps: Wissens-Landkarten
Nowak und Gowin haben 1984 in ihrem Buch “Learning how to learn” erstmals die Technik des Concept Mapping beschrieben. Auf der Website IHMC Cmap Tools finden Sie viele (englischsprachige) Hinweise zu dem spannenden Thema. Probieren Sie es doch einfach einmal aus. Darüber hinaus finden Sie in dem Paper Tergan, Sigmar-Olaf (2005): Concept Maps & E-Learning ein entsprechendes Wissensmanagement-Szenario sowie Informationen zu einigen Tools. Aus Sicht des Konstruktivismus muss man allerdings kritisch hinterfragen, ob es sich bei den Tools wirklich um die Visualsierung von Wissen handelt, oder um die Visualisierung von Daten bzw. Informationen, die dann vom Lernenden zu Wissen “konstruiert” werden….
Skywiki – Erfahrungen mit dem Fraport-Wissensportal
Auf der Kompass-Projektwebsite wird unter anderem auf Skywiki – Erfahrungen mit dem Fraport-Wissensportal aufmerksam gemacht. In einer (kostenlosen) Veranstaltung am 12. März 2008 stellt das Unternehmen interessierten Teilnehmern vor, wie man Wiki als gemeinsame Wissensdatenbank nutzen kann. Fraport hat dabei die Open-Source-Lösung mediaWiki unternehmensspezifisch angepasst. Über 300 Autoren haben zur Zeit mehr als 1.000 Artikel eingestellt. “Die Einführung des Wissensportals entstand im Rahmen des Programms zur Einführung von Wissensmanagements bei Fraport.” Ich hoffe sehr, dass man bei der Einführung von Wissensmanagement auf den Unterschied zwischen Information und Wissen achtet (Siehe Wissenstreppe). Darüber hinaus wäre es interessant zu erfahren, ob man zur Evaluation die Wissensbilanz – Made in Germany nutzt…
Wissensmanagement in der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt
Da meinen doch immer noch viele, dass Wissensmanagement nur etwas für Unternehmen sei. Die Ausschreibung Aufbau des Bereichs Wissensmanagement in der Deutschen Emissionshandelsstelle im Umweltbundesamt zeigt dagegen deutlich auf, dass Wissensmanagement auch in öffentlichen Verwaltungen gefragt ist. Bemerkenswert ist, dass ausdrücklich kein “IT-fokussierter Ansatz” verfolgt wird. Ein wirklich gutes Zeichen. Besser wäre es, wenn man zunächste eine Wissensbilanz – Made in Germany erarbeiten würde, um die notwendigen Wissensmanagement-Projekte abzuleiten… Aber das wäre wohl zu viel des Guten.
Bernd Graff: Web 0.0 – Die neuen Idiotae
Der Autor hat in seinem Artikel Web 0.0 – Die neuen Idiotae (Süddeutsche Zeitung vom 07.12.2007) sehr kritisch zu den aktuellen Entwicklungen im Netz Stellung bezogen: “Das Internet verkommt zu einem Debattierklub von Anonymen, Ahnungslosen und Denunzianten. Ein Plädoyer für eine Wissensgesellschaft mit Verantwortung.” In einzelnen Teilen kann ich Bernd Graff zustimmen, da es scheinbar auf die Qualität von Informationen kaum mehr ankommt. Die daraus folgende Frage nach der Qualität von Wissen wird allerdings in dem Beitrag nicht beantwortet. Welches Verständnis von “Wissen” hat der Autor? Hier einige Hinweise von Geiger (2006, zitiert in Heisig 2007):
(1) „Wissen ist immer originär sprachlich verfasst, (…). Außerhalb von Sprache kann es kein Wissen geben!
(2) Wissen ist immer sozial konstruiert und bemisst seine Güte niemals an der mit einer wie auch immer gearteten außerhalb des Wissens liegenden Realität (…).
(3) Wissen muss immer ein sozial anerkanntes Prüfverfahren durchlaufen haben. (…)
(4) Wissen ist immer sozial, nie rein individuell. Da Wissen (…) einem sozial anerkannten Prüfverfahren genügen muss, kann nur eine Gemeinschaft über die Gültigkeit von Wissen entscheiden, nicht ein Individuum. Nur Gemeinschaften können sozusagen das Attribut Wissen verleihen.“
Wissensmanagement im Call Center: Zwei Fallstudien im Vergleich
Ein netter Kollege hat mich auf die Veröffentlichung Ceglarek,P.; Rothe, H.-J. (2002): Wissensmanagement im Call Center hingewiesen. Es handelt sich hier um einen Report, der an der Universität Potsdam im Auftrag der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft erstellt wurde. Interessant ist der Report deshalb, weil er ab Seite 15 zwei Fallstudien gegenüberstellt: “Im folgenden werden zwei Call Center vorgestellt, deren Stand hinsichtlich eines systematischen Wissensmanagements gänzlich unterschiedlich ist.” Da dieser Report allerdings schon einige Jahre alt ist, geht er nicht auf die neuen Möglichkeiten z.B. Bewertung mit Hilfe der Wissensbilanz – Made in Germany ein. Weiterhin wäre mir der skizzierte WM-Ansatz auch zu ingenieurwissenschaftlich. Da hat sich in den letzten Jahren doch einiges getan. Siehe dazu z.B. Reinmann, G. (2005): Individuelles Wissensmanagement oder Call Center Trends: Mass Customization und Wissensmanagement.