Heisig, P. (2007): Professionelles Wissensmanagement in Deutschland

Peter Heisig stellt in seinem Artikel Professionelles Wissensmanagement in Deutschland den aktuellen Stand der Diskussion dar. Dabei wird deutlich, dass Wissensmanagement sich permanent weiterentwickelt. Neben den zukünftigen Trends im Wissensmanagement (nach einer amerikanischen Studie) wird eine Zusammenfassung von Geiger (2006) zitiert, in der philosophische Ansätze zu “Wissen” von Habermas, Toulmin, Lyotard und Faucault auf folgenden Nenner gebracht werden:

(1) „Wissen ist immer originär sprachlich verfasst, (…). Außerhalb von Sprache kann es kein Wissen geben!

(2) Wissen ist immer sozial konstruiert und bemisst seine Güte niemals an der mit einer wie auch immer gearteten außerhalb des Wissens liegenden Realität. (…).

(3) Wissen muss immer ein sozial anerkanntes Prüfverfahren durchlaufen haben. (…)

(4) Wissen ist immer sozial, nie rein individuell. Da Wissen (…) einem sozial anerkannten Prüfverfahren genügen muss, kann nur eine Gemeinschaft über die Gültigkeit von Wissen entscheiden, nicht ein Individuum. Nur Gemeinschaften können sozusagen das Attribut Wissen verleihen.“

Eine enge Auslegung des Konstrukts “Wissen” mit Konsequenzen … Siehe dazu auch Schreyögg/Geiger (2001): Kann implizites Wissen Wissen sein? In dem Vortrag werden die Grundzüge der Überlegungen von Geiger (2006) hergeleitet und thematisiert.

Zeitschrift PERSONALFÜHRUNG 04/2007 mit Special: Intuition und implizites Wissen

Titel-0407.gifIn der Ausgabe 4/2007 der Zeitschrift PERSONALFÜHRUNG geht es unter anderem auch um Intuition und implizites Wissen. Einer der interessanten Beiträge ist von Schreyögg/Geiger: Wege und Irrwege des Wissensmanagement. Nähere Informationen finden sich im Abstract: “Nach dem Konversionsprinzip in Anlehnung an Nonaka kann implizites Wissen im Unternehmen im Rahmen des Wissensmanagements in erfolgskritisches neues Wissen überführt werden. Die Autoren setzen sich kritisch mit diesem im Wissensmanagement zum Standard gewordenen Konversionsprinzip auseinander und schlagen einen alternativen Weg vor, wie Organisationen mit nichtkodifiziertem Wissen umgehen können.” Siehe dazu auch Schilcher (2006): Die implizite Dimension des Wissens und ihre Bedeutung für betriebliches Wissensmanagement.

Warum sollten sich Führungskräfte mit Lernkompetenz befassen?

Manager.jpgIn dem Artikel Spielmacher auf die Schulbank! (Katrin Terpitz, Handelsblatt vom 24.08.2007) wird die Lernkompetenz von Führungskräften thematisiert. Man findet in dem Text bemerkenswerte Stellen. Ein Manager von Eon bezeichnet sein Unternehmen als “Bildungsfabrik”, und Sabine Seufert, Professorin vom Swiss Centre for Innovations in Learning an der Universität St. Gallen bemerkt: ” (…) wer Wissen teilt, wird in den meisten Firmen nicht belohnt. Im Gegenteil: Für ihn ist es sogar eher schädlich – besonders im Mittelmanagement“. Auch der Hinweis, dass Lernen immer stärker in Teams stattfindet weist auf einen neuen Trend hin. Es ist gut, wenn sich Führungskräfte mit ihren eigenen Lernprozessen, aber auch mit den Lernprozessen ihrer Mitarbeiter befassen. Am besten aus der Perspektive einer neuen, innovativen Lernkultur (Schüßler 2005). Dann müssten sich ja Führungskräfte in der Wirtschaft mit Themen der Erwachsenenbildung befassen … Wie lernen Erwachsene (Mitarbeiter, Kunden, Teams, Organisationen)? Unvorstellbar? Siehe dazu auch folgende Beiträge:

  1. Im Lernen unersättlich?
  2. Wissensmanagent – Lernkontext beachten
  3. Zimmermann et al. (2006): Lernen im Prozess der Arbeit
  4. Was hat Bildung mit Wirtschaft, und was hat Wirtschaft mit Bildung zu tun?
  5. Weiterbildung in einer wissensbasierten Gesellschaft

Wirtschaft wünscht sich vom Bildungssystem einen besseren Umgang mit “Humankapital”

Unterricht2007.jpgIn der WELT AM SONNTAG erklärt Eiko Jürgens (Professor für Theorie der Schule an der Universität Bielefeld) unter der Überschrift “Länger gemeinsam lernen”, warum die Initative für die Überwindung des gegliederten Schulwesens heute nicht von linken Ideologen, sondern aus der Wirtschaft kommt. Eiko Jürgens bezieht sich unter anderem auf Pestalozzis Maxime, die da lautet: “Vergleiche nie ein Kind mit einem anderen. Respekt vor der Vielfalt und Verschiedenartigkeit als Herausforderung und Chance für einen guten Unterricht (…)”. Weiter ist zu lesen: “Die Wirtschaft (…) fragt nach gut ausgebildeten Nachwuchs und nach den Ressourcen, die das derzeitige Schulsystem unnütz verpulvert, etwa durch die Verschleuderung von wertvollem ´Humankapital´.” Diese Anmerkungen werfen natürlich die Frage auf, wie ein Schulsystem aussehen sollte, das diesen Anforderungen entspricht. Der Autor empfiehlt, die Dreigliederung des Schulsystems zu überwinden, um länger gemeinsam zu lernen. Es muss also etwas wirklich Neues sein. “Weder eine Kopie irgendeines ausländischen Systems noch eine Neuauflage des alten Gesamtschulkonzepts”. Konkreter wird Eiko Jürgens allerdings nicht mehr.

Laborant2016.jpgIch empfehle (wie Sie als Leser meines Blogs ja wissen), die Multiple Intelligenzen Theorie zu nutzen, um das Schulsystem, aber auch Lernende Organisationen besser auf die Bedürfnisse einer eher wissensbasierten Gesellschaft auszurichten. Wie die Multiple Intelligenzen Theorie mit dem Intellektuellen Kapital (Humankapital, Beziehungskapital und Strukturkapital zusammenhägt, haben Martin und Andriessen aufgezeigt. Es ist an uns, es nun umzusetzen. Siehe dazu z.B. auch folgende Beiträge:

  1. Multiple Intelligenzen und …
  2. Martin, J. (2006): Multiple Intelligences, knowledge identification and trust
  3. Andriessen, D. (2005): On the metaphorical on intellectual capital: A textual analysis
  4. Wie kann man die Multiple Intelligenzen Theorie im Unternehmen nutzen?

Wissensbilanz – Made in Germany: Newsletter Ausgabe 3, August 2007

wissenswert_2_2007.jpgDer Newsletter Ausgabe 3 vom August 2007 des Arbeitskreis Wissensbilanz – Made in Germany enthält wieder einige interessante Informationen. Der Newsletter trägt den Namen WissensWert – ein passendes Wortspiel:

  1. 80% der Pilotanwender nutzen die Wissensbilanz – Made in Germany zur internen Steuerung
  2. “Für die Wirksamkeit der Wissensbilanz ist es entscheidend, Synergien mit anderen Steuerungsinstrumenten zu nutzen“, so Markus Will vom Arbeitskreis
  3. Knapp 90% gaben an, dass die Ableitung konkreter Maßnahmen wichtig, bzw. sehr wichtig ist
  4. Für 21% war das Interventionsfeld Führungskompetenz die größte Schwachstelle
  5. Die Wissensbilanz-Toolbox wurde bisher 10.000 mal heruntergeladen und auch die 10.000 CDs sind vergriffen

Das kann sich wirklich sehen lassen. Ich bin sicher, dass immer mehr Organisationen erkennen, welche Möglichkeiten die Wissensbilanz – Made in Germany bietet.

Das Projekt THESEUS

theseus.jpgTHESEUS ist ein vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiiertes Forschungsprogramm mit dem Ziel, eine neue internetbasierte Wissensinfrastruktur zu entwickeln, um das Wissen im Internet besser zu nutzen und zu verwerten. Unter dem Dach von THESEUS sollen hierzu anwendungs­orientierte Basistechnologien und technische Standards erarbeitet und erprobt werden. Als Ergebnisse werden neuartige Produkte, Tools, Dienste und Geschäfts­modelle für das World Wide Web sowie die Dienstleistungs- und Wissens­gesellschaft von morgen erwartet.” Das Projekt hat eine Laufzeit bis 2012 und ein Budget von immerhin 180 Millionen Euro (90 Millionen Euro trägt das Wirtschaftsministerium und 90 Millionen das hochkarätig besetzte Konsortium). Die Premiere im August in Köln (Blogbeitrag) war wohl nicht so toll. Mal sehen, was noch so kommt …

iD2010: Informationsgesellschaft Deutschland 2010

iD2010.jpgDie Broschüre iD2010: Informationsgesellschaft Deutschland 2010 (Stand: November 2006) zeigt deutlich auf, dass die Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT) eine wichtige Voraussetzung für wissensbasierte Strukturen ist (Unternehmen, Regionen, Länder, …). Betrachtet man die Wissenstreppe so wird deutlich, dass es noch ein weiter Weg ist, von der hier propagierten Informationsgesellschaft zur Wissensgesellschaft, die von der Bundesregierung im Hauptprogramm für die Wissens­gesellschaft (Stand März 2002) skizziert wurde. Es ist zu empfehlen, alle Bereiche der Wissenstreppe im Auge zu behalten, und gerade auf die Übergänge zu achten…

Nagel, C. (2007): Kommunale Wissensbilanzierung als Instrument der Regionalentwicklung

Konferenzraum201.jpgIn dem Artikel (AWV-Informationen 2/2007) stellt Claus Nagel das Projekt “Kommunale Wissensbilanz der Stadt Hof” vor. Die Fertigstellung ist bis Ende 2007 geplant. Bei erfolgreicher Durchführung ist die Ausweitung auf die Region vorgesehen. Basis ist die Wissensbilanz – Made in Germany, die das methodische Vorgehen vorgibt. Die Ergebnisse können sehr gut mit dem Wissenbilanz-Tool erfasst, ausgewertet und dargestellt werden. Eine Wissensbilanz – Made in Germany sollte für alle Kommunen und Regionen erarbeitet werden, da diese Auswertung zur besseren Steuerung der Ressourcen genutzt werden kann. Immer noch investieren viele Kommunalpolitiker in Strukturen, die oftmals nicht mehr benötigt werden. Demgegenüber fehlt dann das Geld, um neue Strukturen für eine eher wissensbasierte Gesellschaft zu schaffen. Als Moderator der Wissensbilanz – Made in Germany habe ich schon erste Gespräche mit kommunalen Vertretern geführt, leider ist daraus bisher noch kein konkretes Projekt wie in Hof entstanden. Möglicherweise hilft der Beitrag (Siehe oben), das Thema bei Kommunen bekannter zu machen. Siehe dazu auch:

  1. Wissensbilanzen für regionale Cluster
  2. Wissensbilanz – Made in Germany: Klarheit in drei Tagen?
  3. Koch (2006): Wissensbilanzen in Unternehmen – in der Region

Call Center Trends: Mass Customization und Wissensmanagement

AmTelefon2038.jpgAchim Plate hat in seinem Call Center World Vortrag zur “Call Center Industrialisierung” auch über  Mass Customization und über den Umgang mit Wissen gesprochen (Veröffentlicht im Kundenmagazin der D+S europe AG, Ausgabe 2-2007. Dabei wird die englische Version Mass Customisation benutzt). In dem Vortrag werden sieben Thesen zur Industrialisierung der Call Center genannt. Gestützt werden diese Thesen durch eine aktuelle, im Auftrag der D+S europe AG entstandene Studie des Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation der Fraunhofer Gesellschaft zum Thema „Zukünftige Kundenmanagement-Strategien“ (Eigene Hervorhebungen):

  1. Mobile Medien
  2. IT-Virtualisierung
  3. Das Wissen des Kunden: Für den Auftraggeber (und teilweise auch für das Call Center selbst) bildet das Wissen des Kunden eine wichtige Rückmeldung zur eigenen Weiterentwicklung.
  4. Das Wissen des Auftraggebers: Das fachliche und prozedurale Know-how des Auftraggebers ist die Voraussetzung, um Kunden angemessen bedienen zu können.
  5. Mass Customisation und Emotionalisierung: Die persönliche Konfektionierung von Massenprodukten bei entsprechender Unterstützung durch das Call Center ist dazu angetan, das Kundenbedürfnis nach Individualität stärker zu befriedigen und so auch Emotionen zu vermitteln.
  6. Die Customer Service Performance Organisation
  7. Neue Dienstleistungsberufe

Es freut mich zunächst, dass auch in Call Centern erkannt wird, wie wichtig der Umgang mit der Ressource Wissen ist. Dabei sollte man natürlich Daten, Informationen und Wissen unterscheiden (Siehe Wissenstreppe). Das hat allerdings auch negative Seiten für externe Call Center. Ein Unternehmen, das die Wissensperspektive verfolgt, wird nicht umhin kommen, den Kundenkontakt direkt, also nicht über ein dazwischen geschaltetes externes Call Center, aufzubauen. Weiterhin sollten gerade beim Kundenwissen die Möglichkeiten von Open Innovation mit bedacht werden.

Beim Thema Mass Customization (ich bleibe hier bei der amerikanischen Schreibweise) schreibt der Autor eher über Personalization und reduziert die hybride Wettbewerbsstrategie auf eine “IT-gestützte kundenindividuelle Fertigung (die sogenannte Mass Customisation)” (S.2). Das ist natürlich nicht in Ordnung, denn Mass Customization besteht beispielsweise aus vier Ebenen und nicht nur aus den hier angedeuteten zwei, usw. Ich möchte das an dieser Stelle nicht weiter ausführen (Siehe dazu u.a. Maß-geschneidert ist nicht gleich Mass Customization). Man merkt bei solchen Artikeln doch, dass die neuen Konzepte wie Wissensmanagement/Wissensbilanz sowie Mass Customization and Personalization (Open Innovation) noch nicht so richtig erfasst werden. Aber dafür gibt es ja diesen Blog ….