Influencer – Experten: Gemeinsamkeiten und Unterschiede

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Seit wir in Sozialen Netzwerken unterwegs sind, haben sich nach und nach – hauptsächlich ab dem Jahr 2000 – einzelne Personen zu Influencer entwickelt, und in der Zwischenzeit sogar professionell positioniert. Doch was sind Influencer eigentlich?

“Als Influencer (deutsch etwa EinflussnehmerBeeinflusser; von englisch to influence ‚beeinflussen‘) werden seit dem Beginn der 2000er Jahre Multiplikatoren bezeichnet, die ihre starke Präsenz und ihr Ansehen in sozialen Netzwerken nutzen, um beispielsweise Produkte oder Lebensstile zu bewerben” (Quelle: Wikipedia vom 21.08.2025).

Es geht den Personen also hauptsächlich darum, andere zu beeinflussen, bestimmte Produkte oder Dienstleistungen zu kaufen. Dabei verknüpfen die Influencer Ihre persönlichen Meinungen ganz bewusst und offen mit den verschiedenen Marken und verdienen dadurch teilweise sehr viel Geld. Die Beeinflussung von möglichen Interessenten von Produkten ist schon lange ein Instrument des Marketings. Durch die Sozialen Netzwerke kommt noch hinzu, dass jeder sich mit relativ geringen Aufwand als Influencer positionieren kann – Skalierbarkeit bei geringen Kosten.

Manche Influencer stellen sich in ihren Videos und Kommentaren auch gerne als Experten für bestimmte Produkte und Dienstleistungen dar. An dieser Stelle stellt sich natürlich die Frage:

Gibt es zwischen einem Influencer und einem Experten Unterschiede?

Experten haben oftmals mehrere tausend Stunden in einer bestimmten Domäne gearbeitet und dabei implizites Wissen und entsprechende Kompetenz entwickelt. Expertise ist also zu einem großen Teil personengebunden und wird ihnen zugeschrieben. Expertise/Kompetenz als Zuschreibung anderer. Experten können beispielswiese durch ein Pyramiding in Netzwerken visualisiert/erkannt werden.

Pyramiding search is a variant of snowballing – but with an important difference. Pyramiding requires that people having a strong interest in a given attribute or quality, for example a particular type of expertise, will tend to know of people who know more about and/or have more of that attribute than they themselves do (von Hippel et al 1999)”, zitiert von von Hippel/Franke/Prügl 2009).

Experten wollen also – im Gegensatz zu Influencern – nicht primär beeinflussen, sondern helfen, komplexe Probleme zu lösen. Experten haben auch nicht so sehr das Ziel einen Verkaufsprozess auszulösen. Das kann zwar auch vorkommen, ist allerdings nicht das Hauptziel.

In dieser ersten kleinen Gegenüberstellung wird schon deutlich, dass es zwischen Influencer und Experten Unterschiede, allerdings auch einige Überschneidungen gibt – was die Sache wiederum kompliziert macht. Diesen Umstand nutzen manche Influencer, um sich als Experten zu positionieren, was sie allerdings oft nicht sind…

Schwarmintelligenz: Die Weisheit der vielen und das Wissen der Eliten

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Ende des 18. Jahrhunderts schließen sich Intellektuelle zusammen um das Wissen der Zeit zu sammeln. In Enzyklopädien wird erfasst, was wir heute immer noch oft unter “Wissen” verstehen. Die neuen technologischen Möglichkeiten zeigen nun, dass es auch andere Formen gibt, Wissen zu generieren und anderen zur Verfügung zu stellen. Das Projekt Wikipedia zeigt in kurzer Zeit, dass die Wissen nicht alleine von Experten sondern auch von vielen Amateuren generiert (produziert) werden kann. Insofern wandelt sich der Wissensbegriff über die Zeit.

Der Wissensbegriff allerdings, für den Wikipedia steht, hat mit dem Wissensbegriff, den wir alle als Kinder der wissenschaftlichen Neuzeit und der Aufklärung gelernt haben, wenig zu tun. Wenn der durch die veränderte Mediennutzung angeregte Trend stabil bleibt – und es spricht derzeit alles dafür und nichts dagegen -, dann stellen wir unsere Wissensfragen in Zukunft eben zunehmend weniger, wenn überhaupt, an die enzyklopädischen Elitemedien der Buchdruckkultur, sondern überantworten sie vielmehr der Schwarmintelligenz der digitalen Netzkultur und ihrer Effekte. Unser Begriff des Wissens aber ist dann nicht länger durch den Bezug auf eine relativ kleine Klasse von ausgewiesenen Experten geprägt; Wissen ist dann vielmehr zu verstehen als Resultat der vernetzten Kollaboration eines zunehmend großen Kreis von engagierten Amateuren, deren weitgehende Anonymität jegliche Rückschlüsse auf ihre Kompetenz verbietet. Der amerikanische Soziologe und Journalist James Surowiecki hat das Prinzip der kollektiven Intelligenz auf die Formel „Weisheit der vielen“ gebracht. Wer zwischen der kollaborativen Wissensproduktion im Netz und dem Expertenwissen der Bücher einen klaren Gegensatz sieht, für den gilt: Die Weisheit der vielen triumphiert im Web 2.0 über das Wissen der Eliten (Münker 2009:98-101).

In diesem Absatz kommen allerdings sehr viele Begriffe vor, die nicht eindeutig bestimmt sind. Neben “Wissen” sind das auch noch “Intelligenz” und “Weisheit”. Bei dem Konstrukt “Intelligenz” ist es hier wichtig zu klären, ob es sich um die Intelligenz im Sinne des Intelligenz-Quotienten (IQ), oder eher um eine diversifizierte Intelligenz im Sinne der Theorie der Multiplen Intelligenzen handelt.

Barthel/Erpenbeck/Haasebrook/Zawacki-Richter (Hrsg.) (2007): Kompetenzkapital heute

kompetenzkapital2_neu.gifIn dem Buch Kompetenzkapital heute – Wege zum Integrierten Kompetenzmanagement haben die Autoren den aktuellen Stand der Kompetenzdebatte in spannenden Beiträgen zusammengefasst: “Kompetenzkapital ist ein wichtiger Faktor für die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit von Unternehmen. Das Kompetenzkapital eines Unternehmens entsteht durch das gemeinsame Handeln von Individuen, Teams und der Organisation vor dem Hintergrund der strategischen Unternehmensziele. Für das Management stellt sich nicht nur die Frage nach der Entwicklung relevanter Kompetenzen für das Unternehmen, sondern auch die nach deren Bewertung und Steuerung. Im Rahmen dieses Buches erläutern bekannte Experten, wie Kompetenzkapital identifiziert, geschaffen und genutzt werden kann. Mit dem Integrierten Kompetenzmanagement (IKM) wird ein Konzept vorgestellt, das die Brücke zwischen den Kompetenzebenen – Individuum, Team und Organisation – schlägt. Dabei wird berücksichtigt, dass Kompetenzen, obwohl von unternehmensweiter Bedeutung, sich nicht direkt gestalten lassen, sondern nur über die Schaffung positiver Rahmenbedingungen zu entwickeln sind.”

Wie kann man Wissensarbeit analysieren?

wissensarbeit.jpgDer Artikel Hermann, S. (2004): Produktive Wissensarbeit – Eine Herausforderung. In: S. Hermann (Hrsg.): Ressourcen strategisch nutzen: Wissen als Basis für den Dienstleistungserfolg. Stuttgart: Fraunhofer – IRB Verlag, 2004, S. 205-224 stellt die Besonderheiten der Wissensarbeit sehr gut dar. Beispielsweise wird vorgschlagen, die Einschätzung der Kompetenz-/Wissensanforderungen folgendermaßen vorzunehmen (Seite 16): “Als Grundlage hierfür dient das Modell von Quinn et al. (1996), das unterscheidet zwischen:

– Erkenntnismäßigem Wissen (´Know-what´): das zur Beherrschung eines Fachgebietes notwendige, in einer gründlichen Ausbildung erworbene Wissen

– Hoch entwickelten Fertigkeiten (´Know-how´): Fähigkeit, das reine ´Bücherwissen´ erfolgreich auf komplizierte Probleme des Alltags anzuwenden

– Verständnis der systemischen Zusammenhänge (´Know-why´): fundierte Kenntnis von Ursache-Wirkungs-Beziehungen; hoch entwickelte Intuition, welche die Experten dazu befähigen, schwierigste Probleme zu lösen.

– Kreativität aus eigenem Antrieb (´Care-why´): Wille, Motivation und Gespür für Erfolg

Jedem Arbeitsschritt wird eine der vier Kompetenzstufen zugeordnet. Dabei wird immer die höchste Kompetenzstufe (Care-why -> Know-why -> Know-how -> Know-what) angegeben, die zur Bewältigung der Arbeitsaufgabe erforderlich ist. Auf diese Weise erhält man einen sehr guten Überblick darüber, wo im Tagesgeschäft Wissensarbeit geleistet wird. Entsprechend lassen sich aber auch neue Tätigkeiten modellieren.”

Da die Prozessbeschreibungen in den meisten Unternehmen vorliegen (Qualitätsmanagement-System), kann man mit dieser Methode gut und einfach den nächsten Schritt in Richtung Wissensmanagement machen (Qualitätsmanagement als Ankerpunkt für Wissensmanagement). Probieren Sie es doch einmal aus. Siehe dazu auch Hube, G. (2005): Beitrag zur Beschreibung und Analyse von Wissensarbeit und Kleske, J. (2006): Wissensarbeit mit Social Software.

MCPC2007: Zwei Paper heute eingereicht

Heute habe ich zwei Paper für die MCPC2007 in Boston eingereicht. Mein Paper, Co-Autor Dr. Alexander Tsigkas, befasst sich mit der Verbesserung der Kundeninteraktionen bei Mass Customization und der Interaktiven Wertschöpfung mit Hilfe des Konzepts der Multiplen Kompetenz. Das zweite Paper ist von Dr. Alexander Tsigkas, Co-Autor ist Robert Freund. Die Paper mussten auf die Konferenzwebsite hochgeladen werden. Direkt danach haben wir eine Bestätigung bekommen, dass die Paper nun im Review-Prozess sind (Double-Blind-Review: Die Experten erhalten die Paper ohne Kenntnis der Autoren). Ich bin sehr gespannt, ob unsere Paper angenommen werden. Bis Anfang Juni werden wir mehr wissen.