Das fünfte IMB-Forum fand vom 21.-22.11.2007 in den Messehallen Köln statt. Schwerpunkt des Forums und der Ausstellung war die Informationstechnologie für die Bekleidungsindustrie. Dabei ist oftmals nur am Rande bemerkt, dass es sich dabei um die konkrete Umsetzung von Mass Customization (Kundenindividuelle Massenproduktion) geht. Wie schon seit Jahren bekannt, ist gerade die Bekleidungsindustrie dabei weltweit sehr aktiv. Das liegt einerseits an dem generellen Trend zur Individualisierung und andererseits daran, dass die vorherrschende Verschwendung durch massenproduzierte Produkte (die zu einem großen Teil nicht verkauft werden) nicht mehr wirtschaftlich ist. Bei der konkreten Umsetzung von MCP-Strategien gibt es allerdings sehr unterschiedliche Herangeshensweisen, die nicht immer alle vier Ebenen von MCP im Blick haben. Eine moderne IT-Infrastruktur ist notwendig, allerdings alleine nicht ausreichend für die erfolgreiche Umsetzung von Mass Customization in der Bekleidungsindustrie. Auf den verschiedenen Weltkonferenzen zu Mass Customization and Personalization (Zuletzt auf der MCPC2007) konnte ich das immer wieder feststellen. Bei diesem IMB-Forum möchte ich allerdings das Congress-Programm hervorheben: Am 21.11. stellten Prof. Frank Piller und Prof. Reichwald das Konzept der Interaktiven Wertschöpfung vor, das auf Open Innovation (vgl. z.B. Eric von Hippel: Democratizing Innovation) zurückgeht. Interessant ist das deshalb, weil dieser Ansatz viel mehr vom Kunden ausgeht, und den Kunden stärker an der Wertschöpfung beteiligt als es Mass Customization vorsieht. Nicht zuletzt wurden auch Ergebnisse des europäischen Leitprojekt LEAPFROG vorgestellt, auf das ich in einem separaten Blogbeitrag noch intensiver eingehen werde. Es tut sich (endlich) etwas in der Bekleidungsindustrie – jetzt müssen es nur noch die Kunden merken … Siehe dazu auch
MCP-CE2008: Call for Paper für die dritte Konferenz zu Mass Customization in Osteuropa
Die von mir initiierte Konferenz zu Mass Customization and Open Innovation in Osteuropa (MCP-CE2008) findet im kommenden Jahr zum dritten Mal statt. Nach der MCP-CE2004 und MCP-CE2006 (UITM in Rzeszów/Polen) wird die MCP-CE2008 vom 03.-06. Juni in Palíc -Novy Sad/Serbien stattfinden. Informieren Sie sich im Call for Paper und auf der Konferenz-Website über die Ziele der Konferenz und über die sehr schöne Gegend, in der die Konferenz stattfinden wird. Als Chairman of the Scientific Committee lade ich Sie herzlich dazu ein, an der Konferenz teilzunehmen. Sollten Sie Fragen zur Konferenz haben, so sprechen Sie mich an. Gerne informiere ich Sie detailliert über die MCP-CE2008.
Was hat der Ballenbreitengrad mit Mass Customization zu tun?
Unter dem Titel Leben auf zu großem Fuß (DIE WELT vom 12.11.2007) berichtet Thomas Delekat über die deutsche Schuhindustrie. “Sie hat das Pirmasenser Prüf- und Forschungsinstitut gebeten, längs und quer durch die Bundesrepublik repräsentativ mindestens 7000 Paar Füße zu untersuchen.” Das Ziel: Die Durchschnitts-Schuhgrößen neu zu bestimmen. “In knapp einem Jahr wird unser neuer Ballenbreitengrad präzise vermessen sein.” Ich bin immer wieder erschrocken darüber, wie penetrant die deutsche Schuhindustrie neuste Erkenntnisse ignoriert. Das Euro-Shoe-Projekt hat deutlich gezeigt, wie man kundenindividuelle Massenschuhe (Mass Customization) herstellen kann. Weitere Beiträge:
- Mass Customized Shoes: So wird es gemacht (mit Video)
- Schuhe für das 21. Jh.? Warum nicht gleich richtig?
- Was haben die großen Füße der Südafrikanerinnen mit Mass Customization zu tun?
- Walcher/Weixelbaumer/Grall: Self-Customization within the Shoe-Industry
Auch auf der vierten Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization MCPC2007 in den USA wurden wieder viele Fallstudien vorgestellt. Mal sehen, wie sich der Markt entwickelt: Weiter in Richtung einer Massenproduktion von Standardschuhen, die nicht passen und deren Überproduktion nicht mehr verantwortbar ist, oder stärker in Richtung Mass Customized Shoes? Meine Meinung dazu dürfte klar sein. Mal sehen…
IMCM 2008 und PETO 2008 vom 19.-20.06.2008 in Kopenhagen
Die beiden Konferenzen IMCM 2008 (International Mass Customization Meeting) und PETO 2008 (International Conference on Economic, Technical and Organizational Aspects of Product Configuration Systems) finden vom 19.-20.06.2008 in Kopenhagen statt. Auf der IMCM 2008 soll diesmal verstärkt der Frage nachgegangen werden, wie Mass Customization im Dienstleistungssektor genutzt werden kann: “Many industrial companies have successfully applied mass customization to physical products. Some of them are excelling in providing individualized products at relatively low prices and are now very popular examples in industry and academia. However, little is known on the transmission of mass customization principles to service industry. Looking at the objectives of mass customization and services, one can notice some overlapping areas. For instance, services are successful only if they are customer-oriented. The same holds for mass customization, which aims to deliver customers with what they want. But services are labor-intensive, costly and success is tied to interaction between service provider and receiver. This, however, does not match with the concept of mass customization, promising high flexibility at high efficiency. Therefore, the question is if the service industry can benefit from research advances in mass customization. More importantly, how the mass customization of services can be achieved in the practice.”
MCPC2007 am MIT in Cambridge/Bosten: Persönliche Eindrücke
Samstag, 06.10.2007
Wie in einem anderen Blogbeitrag berichtet, hatten sich einige Konferenzteilnehmer schon am Samstagabend zu einem informellen Treffen verabredet. An dieser Stelle möchte ich Ihnen noch einige wenige persönliche Eindrücke von der MCPC2007 schildern.
Sonntag, 07.10.2007
Am Sonntagnachmittag begann die MCPC2007 um 15.15 Uhr im Stata-Center des Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit der Eröffnungsrede von William Mitchell (Conference-Chair, Professor of Architecture and Media Arts and Sciences at MIT). Der erste Keynote Speaker war dann B. Joseph Pine II, der 1992 das Buch Mass Customization – The new Frontier in Business Competition herausgebracht hat. Wenn ich mir überlege, wie oft ich dieses Buch in der Hand gehabt habe … Es war für mich etwas ganz besonderes, B. Joseph Pine II endlich einmal live erleben zu können. Pine ging in seinem Vortrag The Past, Present, and Future of Mass Customization auf die wichtigen Erkenntnisse zu Mass Customization ein und erläuterte, wie sich dieser Trend weiterentwickeln wird. Dabei kam immer wieder der Begriff “Transformation” vor. Unter der Überschrift Mass Customization 2.0: Creating the Missing Link Between The Long Tail and Mass Customization stellte dann Brennan Mulligan, Senior-Vice President von Zazzle.com, die Strategie seines erfolgreichen Unternehmens vor. In seinem Vortrag spielte eine Frage eine zentrale Rolle: How to organize the context? Die Konferenz war damit sehr spannend gestartet und alle waren neugierig auf die kommenden beiden Tage.
Montag, 08.10.2007
Am Montag begann die MCPC2007 um 08.15 Uhr mit dem Vortrag Product Grammars, Customization, and Consumer Choice von William Mitchell, in dem er Modularisierung und Re-Modularisierung am Beispiel der Sprache aufzeigte – wirklich interessant. Anschließend stellte Kent Larson Mass Customization and Architecture vor. Beeindruckt hat mich hier, welche Erkenntnisse sein Team aus der Analyse von Second Life Szenarien gewonnen hat. Anschließend ging es in die verschiedenen Sessions. Am Nachmittag stand dann noch ein Highlicht an: Eric von Hippel (Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, habe ich schon oft auf die Arbeiten von Eric von Hippel hingewiesen). Es war einfach nur toll, seinen Vortrag Toolkits for Collaborative User Innovation zu hören. Eric von Hippel mahnte immer wieder Unternehmen, den Trend zu Collaborative User Innovation zu beachten und zu nutzen. Anschließend ging es dann wieder in die verschiedenen Sessions. Am Montagabend gab es dann noch einen Empfang im MIT Museum.
Dienstag, 09.10.2007
Auch am Dienstag ging es um 08.15 Uhr mit den ersten Sessions los. Der “Knaller” an diesem Tag war allerdings aus meiner Sicht der Vortrag The Emotion Machine: Commonsense Thinking, Artificial Intelligence, and The Future of the Human Mind – and What We Can Learn From This For Mass Customization & Personalization von Marvin Minsky, der 1956 den Begriff “Kunstliche Intelligenz” mitgeprägt hatte. Obwohl Marvin Minsky nicht mehr der Jüngste ist, wurden wir alle in dem proppenvollen Hörsaal von seinen Gedanken und seinem Humor mitgerissen – Toll! Anschließend ging es wieder in die verschiedenen Sessions. Ich durfte dann meinen Vortrag How to improve customer interaction throug the concept of multiple competences halten. Ich war zunächst ziemlich aufgeregt, anschließend allerdings erfreut und überrascht darüber, dass die Zuhörer an meinem Konzept interessiert waren. Auch nach dem Vortrag hatte ich noch spannende Diskussionen. Am Dienstagabend haben wir (meine Frau und ich) dann noch mit Freunden aus Griechenland und Kanada lange über die tolle Konferenz gesprochen.
Mein persönliches Fazit: Wie Sie wissen, habe ich bisher an allen Weltkonferenzen zu MCP teilgenommen: MCPC2001 in Hong Kong, MCPC2003 in München, MCPC2005 in Hong Kong. Da die MCPC2007 am MIT in den USA stattgefunden hat und dort auch eine spezielle Forschergruppe installiert wird, wird MCP und Open Innovation in Zukunft bestimmt noch mehr Aufmerksamkeit erhalten. Ich freue mich schon jetzt auf die nächste MCPC2009, die wieder in Europa stattfinden soll.
Dietrich, A. (2008): Informationssysteme für Mass Customization
Andreas Dietrich veröffentlicht hier seine Dissertation Informationssysteme für Mass Customization aus dem Jahr 2007 in Buchform. Ich habe Andreas schon oft bei verschiedenen Treffen der MC-Community bzw. auf MCP-Konferenzen getroffen. Seine Vorträge haben mich immer interessiert, da er sehr präzise an die schwierigen Fragestellungen herangegangen ist. Dieses Buch ist sicher eine wichtige Hilfe, Informationssysteme für Mass Customization besser zu verstehen: “Andreas J. Dietrich analysiert unter Verwendung der Neuen Institutionenökonomik die Anforderungen der Mass Customization an betriebliche Informationssysteme und entwickelt darauf aufbauend eine generische Anwendungsarchitektur. Im Vordergrund steht dabei der dynamische Charakter von Mass-Customization-Wertschöpfungssystemen, der sich sowohl aus der Individualisierung des Sachgutes als auch aus der auftragsspezifischen Zusammenstellung des Wertschöpfungssystems ergibt. Anhand einer Fallstudie konkretisiert er die Anwendungsarchitektur und liefert somit neue Erkenntnisse über die Anwendbarkeit ökonomischer Theorien für die Ermittlung von Anforderungen an Informationssysteme.”
Sander, J.; Ihm, E. (2006): Ein wirtschaftliches Lernsystem
Die Autoren Sander und Ihm stellen in Ihrem Beitrag Ein wirtschaftliches Lernsystem das Projekt (personalwirtschaft 10/2006, S. 38-41) das Projekt ” Telekom-Learning-Infrastructure-Services” vor. Auf Seite 38 heisst es: “Den Entwicklern aus dem Expertennetzwerk gelang es, pädagogische Konzepte, wirtschaftliche Aspekte und technologische Instrumente miteinander zu verbinden.” Dazu kann man wirklich viel schreiben. Ich konzentriere mich nur auf einige wenige Aspekte:
- Die genannten Punkte zu verbinden ist nichts neues. In meinem Paper von der ElearnChina2003 weise ich darauf hin, dass Mass Customization im Bildungssektor eingesetzt werden kann.
- Im Sinne einer innovativen Lernkultur [vgl. Schüssler/Thurnes (2005): Lernkulturen in der Weiterbildung] sollte der Ermöglichungsdidaktik der Vorzug vor einer Erzeugungsdidaktik gegeben werden. Daraus leitet sich auch die Kritk an dem Begriff “bildungscontrolling” ab.
- Die Autoren verweisen allerdings ausdrücklich auf das Bildungscontrolling, das z.B. von Arnold kritisiert wird: “Die neuen Begriffe, wie Bildungscontrolling oder Qualitätssicherung, begreifen nicht das Wesen der Erwachsenenbildung – im Gegenteil: Sie drohen es zu verfälschen und einem trivisalisiert-mechanistischen Bild von Erwachsenenbildung Vorschub zu leisten. (…) Bildung, Erwachsenenbildung und Weiterbildung sind demnach eigentlich keine Produkte oder allenfalls Produkte besonderer Art. Produkte lassen sich konsumieren., Bildung aber muß von den Subjekten in einem Bildungsprozeß angeeignet werden, d.h. sie sind selbst an der Qualität des Bildungsprozesses beteiligt, und es ist angesichts der Komplexität erwachsenenpädagogischer Situationen und angesichts ihrer nur indirekten Wirkungen keineswegs denkbar, dass die Bedingungen des Gelingens solcher Bildungsprozesse situationsübergreifend definiert, zu Checklisten gebündelt und kontrolliert werden könnten. (…) ´Bildungscontrolling´ – so lässt sich resümieren – ist daher ein Begriff, der nichts begreift, (…)“ (Arnold 2000a, S. 26-29).
Siehe dazu auch Freund, R. (2005): Intellektuelles Kapital und betriebliche Weiterbildung.
MCPC2007: Die Konferenz fand im interessanten Stata Center statt
Vom 07.-09.10.2007 fand die vierte Weltkonferenz zu Mass Customization and Personalization MCPC2007 in Cambridge/Boston statt. Am 06.10.2007 haben wir uns schon mit einigen Leuten aus der MCP-Community zu einem informellen Austausch in der Cambridge Brewing Company getroffen. Es war schön, mit alten Bekannten zu sprechen und neue Kontakte zu knüpfen. Am Sonntagnachmittag (07.10.2007) begann die Konferenz dann im Stata Center des MIT (Massachusetts Institue of Technology). Sobald ich wieder in Deutschland bin, werde ich auf die einzelnen Konferenztage ausführlicher eingehen. Eins kann ich jetzt schon sagen: Es war ein außergewöhnliches Erlebnis…
Platt, S. (2007): Neue Strategien zum Aufbau nachhaltiger Unternehmensperspektiven
Der Artikel von Stephan Platt Neue Strategien zum Aufbau von nachhaltigen Unternehmensstrategien (In: marketing journal, Ausgabe 1-2, 2007) weist auf die Erweiterung des klassischen Innovationsansatzes hin:
- User Centred Design
- Lead User Concept
- Open Innovation
Diese Strategien sind (wie im Titel erwähnt) bestimmt nicht neu, sondern schon seit langem bekannt. Auf den vielen Weltkongressen zu Mass Customization and Personalization wurden dafür immer wieder Beispiele genannt. Dabei erkennt man schnell, dass der Autor nicht auf Mass Customization and Personalization eingeht. Es bleibt daher unklar, ob die genannten Beispiele Mass Customization and Personalization oder z.B. Open Innovation beschreiben.
MCPC2007: Proceedings of the MCPC 2007 World Conference on Mass Customization & Personalization
Nun liegt die endgültige Fassung der (ca. 150) Präsentationen vor: Proceedings. Meine Präsentationen finden Sie auf den Seiten 61 bzw. 65. Die MCPC2007 findet im MIT Stata Center statt und steht unter der Überschrift Extreme Customization (Programm) und findet Hier einige Bemerkungen aus dem Vorwort: “A growing heterogeneity of demand, the advent of “long tail markets”, exploding product complexities, and the rise of the creative consumer are challenging companies in all industries to find new strategies to react to address – and profit – from these trends. This is the background for the fourth World Conference on Mass Customization & Personalization (MCPC 2007). We want to debate with you what’s viable now, what did not work in the past, and what’s lurking just below the radar in mass customization, personalization, and related fields. We are proud that hundreds of the world’s leading managers, entrepreneurs, researchers, authors, technology providers, and enthusiasts in these fields have found there way to this conference. Extreme Customization is the theme of the 2007 conference. Our manifesto is to shift the mass customization debate from a physical product perspective to a total life cycle experience.”