Buhse, W.; Stamer, S. (Hrsg.) (2008): Enterprise 2.0: Die Kunst, loszulassen

die-kunst-loszulassen.gifDas Buch Buhse, W.; Stamer, S. (2008): Enterprise 2.0: Die Kunst, loszulassen enthält Fachbeiträge vieler namhafter Autoren. Was versteht man unter Enterprise 2.0? In der Einleitung von G. Hamann findet man den Hinweis, dass Enterprise 2.0 von dem Prinzip der losen Kopplung ausgeht – Granovetter (1973): The Strength of Weak Ties. Das hat natürlich erhebliche Kosequenzen für Organisationen (S. 15): “Insofern ist es an der Zeit, den Markt richten zu lassen. Er wird jene belohnen, denen es gelingt, eine Organisation aufzubauen, in der die Arbeiter der Wissensökonomie besonders produktiv sind. Und dafür liefert dieses Buch zweifellos viele Anregungen.” Auf S. 99 enthält das Buch auch einen Artikel von Reichwald/Möslein/Piller, der sich mit der Interaktiven Wertschöpfung befasst. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, sind Open Innovation, Individualisierung usw. Elemente der Interaktiven Wertschöpfung. Insofern habe ich in dem Buch viele Querverbindungen zu den von mir kommentierten Themen gefunden – freut mich natürlich…

Hanekop/Wittke (2008): Die neue Rolle der Anwender in internetbasierten Innovationsprozessen

AmTelefon11.jpgDer Beitrag Hanekop,H.; Wittke, V. (2008): Die neue Rolle der Anwender in internetbasierten Innovationsprozessen ist erschienen in Arbeits- und Industriesoziologische Studien, Jahrgang 1, Heft 1, Mai 2008, Seite 7-28 (Gesamtausgabe). Dabei wird untersucht, wie sich die Rolle der Anwender verändert hat und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um den Anwender heute in die Wertschöpfung zu integrieren: “Neuere ökonomische Ansätze propagieren daher eine weitreichende Öffnung der Innovationsstrategien von Unternehmen für die Beteiligung von Kunden oder Anwendern. Insgesamt leidet die Debatte allerdings aus unserer Sicht darunter, dass die Beteiligung der Anwender in diesen höchst arbeitsteiligen Innovationsprozessen nicht differenziert analysiert wird – ihre konkrete Rolle bleibt vage. Auf der Basis vorliegender Studien über die Open Source Softwareentwicklung und Wikipedia zeigen wir, dass Anwender während des gesamten Entwicklungsprozesses mit kleinschrittigen, insgesamt aber sehr weit reichenden Verbesserungen zur Optimierung und Weiterentwicklung von Produkten- und Leistungen beitragen. Diese Form der Anwenderbeteiligung ist allerdings – so unsere These – organisatorisch und sozial höchst voraussetzungsvoll.” Die Autoren schlagen daher (aus meiner Sicht durchaus berechtigt) vor, die Beteiligung/Integration der Anwender noch differenzierter zu analysieren. Ein Beitrag, der die aktuelle Diskussion belebt. Auch aus meiner Sicht, ist die Interaktion mit dem bzw. den Kunden noch weiter zu untersuchen. In meinem Konferenzbeiträgen zur MCPC 2007 und zur MCP-CE 2008 schlage ich daher vor, dieses Thema mit Hilfe der Multiplen Kompetenz anzugehen. Wie Sie wissen, ist das auch ein Teil meines Promotionsvorhabens.

Der Kunde als Knecht? – Warum wir alles selber machen. SWR-Sendung am 19.05.2008

Bezahlung5.jpgHeute sendet der SWR einen 45-minütigen Beitrag zum Thema Der Kunde als Knecht? – Warum wir alles selber machen. Von 22.30 – 23.15 Uhr zeigt die Autorin Sigrid Faltin, was Sie alles bei einem Selbstversuch erlebt hat – und kommt (wie auf der Ankündigung zu lesen ist), zu überraschenden Ergebnissen. Die Autorin wurde möglicherweise von dem Buch “Der arbeitende Kunde” (Voß) inspiriert. Interessant ist aus meiner Sicht, ob man zwischen dem arbeitenden und ausgebeuteten Kunden und dem Kunden unterscheidet, der in die Wertschöpfung interaktiv eingebunden ist unterscheidet (Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfunng).

Wie kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern?

Teambesprechung.jpgDie Interaktionen zwischen Unternehmen und Kunden spielen eine wichtige Rolle im Geschäftsleben. Aber was versteht man unter Interaktion und welche Ansätze gibt es, diese zu verbessern? In dem sehr lesenswerten Buch von Reichwald/Piller (2006): Interaktive Wertschöpfung (Kostenloser Download) wird als Kern einer Interaktiven Wertschöpfung die Interaktionskompetenz genannt. Wie Sie als Leser meines Blogs wissen, orientiere ich mich bei dem Konstrukt Kompetenz an der Beschreibung von Heyse/Erpenbeck, die darunter Selbstorganisationsdisposition verstehen. Bezieht man sich auf Kompetenz als Selbstorganisationsdisposition, so kann man die Interaktionskompetenz auch als Selbstorganisationsdisposition zur Interaktion mit dem jeweiligen Kunden interpretieren. Mein Paper zur MCPC2007 in Boston befasst sich genau mit diesem Aspekt, wobei ich vorschlage, das Konzept der Multiplen Kompetenzen zu nutzen, da sich die anderen Kompetenzmodelle oftmals auf ein zu statisches und zu wenig umfassendes Verständnis von Kompetenz beziehen.  Auch Grollmann (2005) weist in der Diskussion um Kompetenzmodelle auf den Zusammenhang zwischen der Multiplen Inteligenzen Theorie und der Kompetenzdebatte hin: “Am ehesten scheinen Zugänge geeignet, wie sie z.B. im Rahmen der Diskussion um multiple Kompetenz/Intelligenz entstanden sind.” Mit dem Konzept der Multiplen Kompetenzen kann man die Interaktionskompetenz von Unternehmen verbessern. Das ist aus meiner Sicht eine vielversprechende These, aus der konkrete Vorschläge für Verbesserungen abzuleiten sind.

Ein wirtschaftlich erfolgreiches Open-Source-Projekt sollte Unternehmen zu denken geben

firefox.jpgUnter der Überschrift Firefox macht der Erfolg zu schaffen berichtet das HANDELSBLATT heute über das Open-Source-Projekt Firefox, an dem ca. 2000 Programmierer arbeiten und das dem Internet Explorer gehörig Konkurrenz macht. Open-Source-Projekte sind normalerweise nicht auf Profit aus, und dennoch gibt es immer mehr dieser erfogreichen Projekte, die sich normalerweise nur über Spenden finanzieren. Diese Entwicklung ist für viele Unternehmen erstaunlich, sollte allerdings eher als Fingerzeig interpretiert werden. Denn nach Drucker (1954): It´s the customer who determines what a business is. Und der Kunde weicht immer öfter auf Open-Source-Angebote aus, da diese wohl eher seinen Anforderungen entsprechen. Unternehmen können diese Entwicklungen (Open Source, Open Content, Open Innovation usw.) ignorieren oder gezielt nutzen, indem sie das Wissen der Kunden in Ihre Wertschöpfungkette integrieren (Interaktive Wertschöpfung). Dabei geht es nicht nur um das Wissen um die Anforderungen an Produkte und Dienstleistungen, sondern auch (und gerade) um das Problemlösungswissen. Gerade das Wissen um die Problemlösung war bisher vom Kunden entkoppelt (Closed Innovation).

Mass Customization, Interaktive Wertschöpfung und Kompetenzen

Mass Customization hat sich in den letzten Jahren (wie viele andere Anästze auch) weiterentwickelt. Am Anfang standen Branchen wie die Bekleidungsindustrie, Schuhindustrie usw. im Mittelpunkt der Überlegungen. Mit dem Hype des Internets und den damit verbundenen reduzierten Kosten für Informations- und Kommunikationstechnologie verlagerte sich der Schwerpunkt in Richtung “E – Mass Customization”. Auch das hat sich beruhigt. Verstärkt befasst man sich nun mit Fragen nach dem Umgangs mit Wissen (Nicht nur Informationen) im Mass Customization Modell. (Siehe dazu z.B. auch meinen Vortrag auf der MCPC2005 in Hong Kong). Salvador/Forza haben auf der MCPC2005 in Hong Kong auf die besondere Bedeutung der individuellen Kompetenz im Mass Customization Konzept hingewiesen und interessante Ergebnisse vorgestellt. Auf der organisationalen Ebene befasst sich Klaus Moser (2007) mit den Kompetenzen von Unternehmen im Rahmen der Mass Customization Strategie. Nicht zuletzt sind Reichwald/Piller (2006) zu nennen, die bei der Beschreibung der Interaktiven Wertschöpfung von einer “Interaktionskompetenz” sprechen (Anmerkung: Der Begriff “Interaktionskompetenz” wird auch von anderen Autoren verwendet, u.a. von Habermas). Salvador/Forza (2005), Moser (2007) und auch Reichwald/Piller (2006) gehen allerdings von einem eher statischen Verständnis eines Kompetenzmodells aus (Resource-Based-View), das ich in meinem Blog schon häufiger kritisiert habe. In meinem Paper für die MCPC2007 gehe ich auf dieses Themenfeld noch genauer ein.

Was hat Open Innovation mit Selbstorganisationsdisposition zu tun?

Reichwald/Piller (2006:44) nennen Prinzipien der Interaktiven Wertschöpfung. Unter anderm unter

Punkt 6: Interaktive Wertschöpfung bildet eine neue Form der Arbeitsteilung auf Basis von Granularität (Mikro-Spezialisierung), Selbstselektion und -koordination

Punkt 9: Interaktive Wertschöpfung verlangt Kompetenzen sowohl auf Seiten der Kunden als auch der Anbieter

Darüber hinaus heben die Autoren auf Seite 58 hervor, dass sich Unternehmen und Kunden in unterschiedlichen Domänen bewegen. In eine ähnliche Richtung argumentieren Burmeister/Neef/Linnebach (2006): Sie möchten eine Erweiterung des Innovationsprozesses durch Kontextdenken. Den Selbstselektions- und -koordinationsbezug (Reichwald/Piller) möchte ich gerne durch die Selbstorganisationsdisposition (Kompetenz nach Erpenbeck) erweitern und darüber hinaus Kompetenz kontextabhängig betrachten. In Summe ergeben diese Überlegungen, dass Unternehmen und Kunden ihre jeweiligen Selbstorganisationsdispositionen so aufeinander abstimmen müssen, dass es für alle Beteiligten von Vorteil ist (Wert schöpfend ist). Ein nicht gerade einfaches Unterfangen …oder?