Die sieben Intelligenzen in der Urform (Gardner 2002:55-57): „In Abschied vom IQ hatte ich sieben unabhängige menschliche Intelligenzen postuliert. Die ersten beiden, die sprachliche und die logisch-mathematische, sind im allgemeinen für unsere Schulen und auch in den Unternehmen (noch) von großer Bedeutung”. Je stärker sich die wissensbasierte Gesellschaft entwickelt, umso stärker werden die anderen Intelligenzen in den Fokus rücken.
Multiple Intelligenzen nach Howard Gardner (Gardner 2002:69)
Sprache: Zur sprachlichen Intelligenz gehören die Sensibilität für die gesprochene und die geschriebene Sprache, die Fähigkeit, Sprachen zu lernen, und die Fähigkeit, Sprache zu bestimmten Zwecken zu gebrauchen. Rechtsanwälte, Redner, Schriftsteller und Dichter zählen zum Kreis der Personen mit hoher sprachlicher Intelligenz. Persönlichkeiten: Homer, William Shakespeare, Johann Wolfgang von Goethe.
Logik & Mathematik: Zur logisch-mathematischen Intelligenz gehört die Fähigkeit, Probleme logisch zu analysieren, mathematische Operationen durchzuführen und wissenschaftlicheFragen zu untersuchen. Von der logisch-mathematischen Intelligenz machen Mathematiker, Logiker und Naturwissenschaftler Gebrauch (…). Persönlichkeiten: Aristoteles, Euklid, Pascal, Leibnitz.
Musik: Musikalische Intelligenz bedeutet Begabung zum Musizieren, zum Komponieren und Sinn für die musikalischen Prinzipien (…). Persönlichkeiten: Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven.
Bewegung & Körper: Die körperlich-kinästhetische Intelligenz enthält das Potential den Körper und einzelne Körperteile (wie Hand oder den Mund) zur Problemlösung oder zur Gestaltung von Produkten einzusetzen. Die offensichtlichen Vertreter dieser Intelligenz sind natürlich die Tänzer, Schauspieler und Sportler. Wichtig ist diese Form der Intelligenz aber auch für Handwerker, Chirurgen, experimentell arbeitende Naturwissenschaftler, Mechaniker und Angehörige vieler anderer technischer Berufe. Persönlichkeiten: Charlie Chaplin, Marlene Dietrich, Jesse Owens, Michael Jordan.
Sehen und Raumdenken: Zur räumlichen Intelligenz gehört der theoretische und praktische Sinn einerseits für die Strukturen großer Räume, wie sie zum Beispiel von Seeleuten und Piloten zu bewältigen sind, andererseits aber auch für das Erfassen der enger begrenzten Raumfelder, die für Bildhauer, Chirurgen, Schachspieler, Graphiker oder Architekten wichtig sind … . Persönlichkeiten: Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Vincent van Gogh, Pablo Picasso.
Personale und soziale Intelligenz: Als interpersonale Intelligenz wurde die Fähigkeit bezeichnet, Absichten, Motive und Wünsche anderer Menschen zu verstehen und dementsprechend in der Lage zu sein, erfolgreich mit ihnen zu kooperieren. Verkäufer, Lehrer, Ärzte, führende Vertreter von Kirche und Staat, Schauspieler – sie alle sind in hohen Graden auf interpersonale Intelligenz angewiesen. Persönlichkeiten: Mahatma Gandhi, Mutter Teresa, Nelson Mandela, Kofi Anan.
Sich selbst kennen: Die intrapersonelle Intelligenz schließlich ist die Fähigkeit, sich selbst zu verstehen, ein lebensgerechtes Bild der eigenen Persönlichkeit – mitsamt ihren Wünschen, Ängsten Fähigkeiten – zu entwickeln und dieses Wissen im Alltag zu nutzen“.
Naturkenntnis: In der Zwischenzeit spricht Gardner von einer weiteren Intelligenz: „Mein kritischer Durchgang lässt klar erkennen, dass die Erweiterung der Ursprünglichen Siebenerliste um den Begriff der naturalistischen Intelligenz gerechtfertigt ist“. Persönlichkeiten: Isaac Newton, Charles Darwin, Albert Einstein.
An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die Zuordnung der prominenten Personen zu den Multiplen Intelligenzen oft missverstanden wird. Die Zuordnung von Johann Wolfgang von Goethe nur sprachlichen Intelligenz bedeutet, dass diese Intelligenz bei ihm stark ausgeprägt war. Es bedeutet nicht, dass die anderen Intelligenzen keine Rolle spielen.
In einem speziellen beruflichen Umfeld (Kontext, Domäne) zeigen sich immer mehrere Intelligenzen.
Howard Gardner weist weiter darauf hin, dass sich daraus zwingend ergibt, dass Intelligenzen auf “intelligenz-gerechte” Weise beurteilt werden müssen – das heißt unmittelbar im Medium der betreffenden Intelligenz, und nicht durch die Brille sprachlicher oder logischer Intelligenz.