Spath et al. (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen

Der Forschungsbericht des Fraunhofer Instituts für Arbeitswissenschaft und Organisation IAO Spath/Hirsch-Kreinsen/Kinkel (Hrsg.) (2008): Organisatorische Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen beleuchtet einen interessanten Aspekt produzierender Unternehmen. Produzierende Unternehn sind aus ihrer Historie von Einzelfertiger zu Massenproduzenten geworden, die sich nun wiederum den Individualisierungswünschen ihrer Kunden gegenüber stehen (Mass Customization). Die Organisatorische Wandlungsfähigkeit ist somit ein Kernelement der Anpassung produzierender Unternehmen an die veränderten Rahmenbedingungen. Die Studie stellt dazu fest (Seite 6): “Wesentliche Handlungsfelder organisatorischer Wandlungsfähigkeit beziehen sich auf die Bereiche

  • Personal- und Personalinstrumente
  • zwischenbetriebliche Kooperationen
  • prozessorientierte Organisation

Die einzelnen Bereiche werden weiter erläutert. Schauen Sie sich die Ergebnisse doch einmal an.

RKW-Arbeitskreis ´Kundenindividuelle Produktion – Mass Customization´ trifft sich am 18.06.2009

Der RKW-Arbeitskreis “Kundenindividuelle Produktion – Mass Customization” trifft sich am 18.06.2009 nun schon zum vierten Mal. Diesmal werden wir beim RKW Kompetenzzentrum in Eschborn zu Gast sein. Unter anderem werden wir über Voraussetzungen für Mass Customization sprechen. Darüber hinaus möchte ich Sie noch darauf hinweisen, dass im Oktober voraussichtlich eine größere Veranstaltung zu Mass Customization in Marburg/Lahn stattfinden wird. Sobald ich weitere Informationen dazu habe, werde ich hier darüber berichten. Siehe dazu auch Treffen bei der Firma Eisenbach vom 10.02.2009 und das Treffen bei der Firma Rittal in Herborn

Wirtschaftspsychologie 1/2009: Der (freiwillig?) arbeitende Kunde

Eine ganze Ausgabe Wirtschaftspsychologie 1/2009: Der (freiwillig?) arbeitende Kunde befasst sich mit dem Phänomen, dass immer mehr Kunden die Arbeit von Produzenten übernehmen. Alleine die Begriffe Kunde und Produzent deuten auf eine arbeitsteilige Struktur hin, die schon seit langem durch den Begriff Prosument überwunden scheint. Kunde und Produzent sind dabei wechselseitig am Wertschöpfungsprozess beteiligt. Die Frage ist, ob diese Entwicklung eher zum Wohl des Kunden, oder doch eher zum Wohl der Anteilseigner von Unternehmen beiträgt. Einige Unternehmen nutzen dabei den Kunden schamlos aus, andere gestalten mit ihm gemeinsam die Wertschöpfungskette zu beiderseitigem Nutzen (Open Innovation). Eine weitere Variante ist, dass Kunden (?) ohne Unternehmen sich selbst über das Netz organisieren, um ihre Probleme zu lösen. Unternehmen sind gut beraten, diese Entwicklungen konstruktiv aufzunehmen.

Taylor, F. W. (1911): The Principles of Scientific Management

Sie sind es gewohnt, relativ aktuelle Informationen von mir zu erhalten und fragen sich jetzt bestimmt, warum ich einen Beitrag zu Taylor, F. W. (1911): The Principles of Scientific Management (PDF) schreibe.

Der Grund ist ein aktueller: Die Auseinandersetzung mit dem Scientific Management ist in Zeiten von Lernenden Organisationen und Wissensmanagement wichtig, doch es machen sich wenige die Mühe, den Originaltext von Taylor zu lesen. Was hat Frederick Winslow Taylor unter Scientific Management wirklich verstanden?

  • Gibt es möglicherweise tendenzielle Texte, die sich auf Taylor beziehen, allerdings nicht genau zitieren?
  • Können wir von Taylors Ideen möglicherweise mehr profitieren als gedacht?

Es ist immer gut, wenn man sich nicht mit Sekundärliteratur zufrieden gibt, und das Original liest. Probieren Sie es aus. 

Center for Open Innovation at UC Berkeley

Das Center for Open Innovation at Berkeley wird von Henry Chesbrough geleitet, der den Begriff Open Innovation mit seinem Buch Chesbrough, H. (2003): Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology bekannt gemacht hat. Henry Chesbrough wird Anfang April als einer der Top 50 Autoren auf dem Gebiet Innovation im Rahmen einer Konferenz geehrt (News). Die COI-Website informiert sehr ausführlich über Open Innovation und  Open Business Models. Weiterhin werden viele Beiträge zu Open Innovation angeboten die zeigen, wie dynamsich sich das Thema entwickelt. Insgesamt ist die COI-Website eine ausgezeichnete Quelle, sich über Open Innovation zu informieren. Siehe dazu auch von Hippel, E. (2005): Democratizing Innovation.

Open Source Innovation: Was versteht man darunter?

Das OSI-Projekt an der TU Hamburg: “Unter Open Source Innovation (OSI) verstehen wir eine in freiwilliger Kollaboration erstellte Innovation, bei welcher ein nicht-marktlich vermittelter Übergang von den an der Invention beteiligten Akteuren zu den an der Verwertung beteiligten Akteuren stattfindet: Die Ergebnisse der Invention sind in wesentlichen Teilen für alle interessierten Akteure zugänglich und können genutzt, modifiziert und weiterverbreitet werden.” Es geht also um die Frage, ob man das erfolgreiche Open Source Prinzip auf andere Bereiche übertragen kann. Interessant dabei ist die aktuelle Studie Rasch/Herstatt/Balka (2009): The open source model beyond software: Comparative case studies on the open design of tangible goods. Siehe dazu auch Open Innovation.

Trend zur Individualisierung: Gesellschaftliche und ökonomische Dimension

Es gibt einen Trend zur Individualisierung
Neben dem Trend zur Globalisierung und zur Lokalisierung gibt es auch noch einen Trend zur Individualisierung. Dabei kann man zwei Dimensionen unterscheiden: Die gesellschaftliche und die ökonomische Dimension.

Die gesellschaftliche Dimension der Individualisierung
“Wenn das vergangene Jahrtausend zu mehr Demokratie geführt hat, ist zu erwarten, dass das neu begonnene zu verstärkter Individualisierung führen wird – Individualisierung nicht im Sinne der Selbstsucht oder Selbst-Suche, sondern im Sinne wachsender Einsicht in die Eigenart der einzelnen Individuen und wachsender Achtung vor ihnen” (Gardner 2002:260). „In der individualisierten Gesellschaft muss der einzelne entsprechend bei Strafe seiner permanenten Benachteiligung lernen, sich selbst als Handlungszentrum, als Planungsbüro in Bezug auf seinen eigenen Lebenslauf, seine Fähigkeiten, Orientierungen, Partnerschaften usw. zu begreifen“ (Beck 1986:217). „Individualisierung meint (…) erstens die Auflösung, zweitens die Ablösung industriegesellschaftlicher Lebensformen (…) durch solche, in denen die Individuen ihre Biographie selbst herstellen, inszenieren, zusammenschustern müssen (…). Individualisierung beruht also keineswegs auf einer freien Entscheidung. Die Menschen sind – um es mit Sartre zu sagen – zur Individualisierung verdammt” (Beck 1993). Weg also von der Fremdorganisation durch den Staat und die Gesellschaft, hin zur Selbstorganisation. Begriffe wie Selbstorganisiertes Lernen, Selbstmanagement, Selbstorganisationsdisposition usw. sind Ausdruck dieser Veränderungen. Es fällt vielen Menschen noch sehr schwer, sich selbst und ihr eigenes Lebensumfeld stärker selbst zu organisieren.

Die ökonomische Dimension der Individualisierung
Viele Unternehmen stehen vor Anforderungen, die mit den klassischen Wettbewerbsstrategien nicht mehr zu bewältigen sind. Durch die neuen Informations- und Kommunikations-Technologien ist es z.B. nun möglich geworden, individuelle Produkte und Dienstleistungen für einen großen Markt zu “ganz normalen” Preisen anzubieten (Kundenindividuelle Massenproduktion oder Mass Customization). Der Trend zur Individualisierung ist somit eine Vorbedingung für die neue Wettbewerbsstrategie. Aber auch Open Innovation (Open Source, Open Content…), Diversity Management, Lernende Organisation, Wissensmanagement oder Wissensbilanz – Made in Germany sind Entwicklungen, die aus den veränderten Rahmenbedingungen entstanden sind.

TommyKlein Individual Tailoring: Image-Broschüre enthält Informationen aus einem meiner Konferenzpaper

Das Unternehmen TommyKlein – Individual Tailoring nutzt seit einigen Jahren die Möglichkeiten von Mass Customization für die Herstellung hochwertiger Maßkleidung (Selbstversuch Teil 1, Teil 2). Diese Erfahrungen haben dazu geführt, dass ich das Konzept von TommyKlein mit dem EU-Projekt LEAPFROG verglichen habe. Die Analyse ist in einem Konferenzpaper zusammengefasst, das ich auf der MCP-CE 2008 präsentiert habe (Veröffentlichungen). Die Ergebnisse sind nun auch neu in der TommyKlein Image-Broschüre (Seite 6) enthalten. Es ist nicht verwunderlich, dass sich die Modebranche immer mehr mit den Möglichkeiten von Mass Customization befasst, denn immerhin werden durch die massenhafte Produktion von Standardgrößen ca. 300 Mrd. Euro pro Jahr verschwendet. Siehe dazu SizeGermany: Braucht man diese Messungen? oder auch Was hat Prokrustes mit Mass Customization zu tun?

Massenproduktion und das Toyota Produktions-System (Lean Production)

Die massenhafte Herstellung standardisierter Produkte und Dienstleistungen (Massenproduktion) hat dazu geführt, dass wir uns mit der Zeit viele Güter leisten konnten, die vorher unerschwinglich waren. Ein gutes Beispiel dafür ist natürlich das Auto, das zunächst in Handarbeit hergestellt, nur etwas für die Reichen war.

Mit der Massenproduktion des Ford T Modells änderte sich das schlagartig. In Japan konnte man sich nach dem 2. Weltkrieg eine solch verschwenderische Produktion wie die Massenproduktion einfach nicht erlauben und Toyota entwickelte sein berühmtes Toyota Produktions-System, das im IMVP-Projekt Lean Production bezeichnet wurde.

Der nächste Schritt ist die kundenindividuelle Massenproduktion von Autos: Mass Customization. Wie das aussehen kann, sehen Sie hier. In der März-Ausgabe von Automotive Design and Production gibt es darüber hinaus den Artikel What To Do In This Age Of Uncertainty, in dem bemerkt wird: A key is Mass Customization. Dem ist nichts hinzuzufügen, oder?