Open Innovation und Wissensmanagement

leadingopeninnovationWenn ich über Open Innovation schreibe, dann unterscheide ich zwischen der Definition von Chesbrough (Open Innovation in einem Business Model) und der von von Hippel (Open Innovation benötigt kein Business Model). In dem Beitrag Open Innovation ist nicht gleich Open Innovation habe ich ausführlich darauf hingewiesen. Um den Zusammenhang zwischen Open Innovation und Wissensmanagement aufzuzeigen, benutze ich zunächst die  Definition von Chesbrough, die sich seit 2003 auch immer wieder weiterentwickelt hat. Folgende Kernelemente finden sich in der Definition con Chesbrough und Bogers aus dem Jahr 2014:

  • Ideas can come from anywhere
  • Ideas must be commercialized through business models

Für ein Unternehmen bedeutet das, dass verteiltes Wissen (Distributed Knowledge) in Innovationen überführt werden sollte. Dieser Umgang mit Wissen (innerhalb und außerhalb der Organisation) sollte zunächst einmal verstanden, und anschließend für das Unternehmen nutzbar gemacht werden. Hier sollten Innovationsmanager und Wissensmanager zusammenarbeiten, um die Potentiale zu erschließen.Siehe dazu auch Wissen in Innovationsnetzwerken nutzen. Diese Zusammenhänge besprechen wir in den von uns entwickelten Blended Learning Lehrgänge Innovationsmanager (IHK) und Wissensmanager (IHK). Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

Open Innovation ist nicht gleich Open Innovation

open-innovation-2-0Die Überschrift hört sich erst einmal seltsam an, denn wenn man über “Open Innovation” spricht oder schreibt, sollte die Definition klar sein – ist es aber nicht. Viele beziehen sich bei Open Innovation zunächst auf Chesbrough, der in seinem Buch 2003 eine erste Definition formuliert hat. Diese Definition hat Chesbrough allerdings 2006 und später zusammen mit Bogers 2014 erheblich verändert. Chesbrough bezieht Open Innovation auf Organisationen und deren Business Model. Im Gegensatz dazu steht die Perspektive von Baldwin und von Hippel (2011), die nicht die Organisationen, sondern alle User für solche offenen Innovationsprozesse sehen. Hier spricht man auch eher von Open User Innovation. Weiterhin gibt es im Open Innovation Yearbook 2015 der Europäischen Kommission einen Hinweis auf Open Innovation 2.0,, das als Framework (Rahmen) für die verschiedenen Perspektiven auf Open Innovation dienen soll. Diese Hinweise sind nicht vollständig, sondern sollen nur zeigen, wie vielfältig Open Innovation ist. Jeder der von Open Innovation spricht – oder über Open Innovation schreibt – sollte daher deutlich machen, welche Perspektive er einnimmt. Genau das habe ich im Rahmen meines Papers zur MCPC 2015 (20-22.10.2015) erst einmal gemacht. In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK) gehe ich natürlich auf die verschiedenen Ansätze ein. Informationen zum Lehrgang finden Sie auf unserer Lernplattform.

Open Innovation und Google´s Initiative “Open Web of Things”

innovationEs ist sehr interessant, dass sich Google´s Initiative Open Web of Things ausdrücklich auf Open Innovation bezieht:

Google is soliciting proposals for pioneering research related to the Internet of Things. This is a crossdisciplinary expedition intended to address the complex challenges and opportunities before us as we explore the next generation of systems, services and Internetconnected devices. Open innovation is a core principle of this program to make the Internet of Things a reality for everybody.

Dabei bezieht man sich bei der Quellenangabe ausdrücklich nur auf Chesbrough (2003). Das verwundert etwas, da im Text später ausdrucklich User Innovation angesprochen werden, die möglicherweise nicht nur auf Unternehmen bezigen sind. Wenn dem so ist, wäre ein zusätzlicher Hinweis auf Eric von Hippel gut, der schon in den 80er Jahren auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht, und in seinem Buch aus dem Jahr 2005 “Democratizing Innovation” beschriben hat. Aber so genau will man es wohl hier nicht nehmen – schade.

Neue Entwicklungen in der Presse

MCPC2011_Charcoal_Vertical_100Heute möchte ich den Artikel Jeder darf Mal (ZeitOnline vom 22.06.2014) nutzen, um darauf hinzuweisen wie lange es doch dauert, bis Redakteure/Zeitungen merken, was auf der Welt los ist… Im dem genannten Artikel geht es um Open Source und um die neuen Möglichkeiten der verschiedenen Additive-Manufacturing-Verfahren. In dem Text liest man dann “Jetzt bringen Aktivisten die Idee in die Industrie” oder “Mittlerweile haben sogar erste Unternehmen die Idee der Offenheit entdeckt und beziehen ihre potenziellen Kunden mit ein.” Es ist wirklich nicht zu fassen! Seit den 80er Jahren befasst sich Eric von Hippel zum Beispiel mit User Innovation. Er hat in den letzten Jahrzehnten deutlich gemacht, wie groß der Anteil der User ist, die Innovationen entwickeln und auf den Markt bringen (User Innovation). Auch dass Unternehmen sich öffnen und ihre potenziellen Kunden mit einbeziehen ist schon seit Jahrzehnten der Fall, z.B. im Marketing mit der Conjoint Analyse usw. Was heute neu ist: Unternehmen befragen die Kunden nicht alleine um Bedürfnisinformationen zu erhalten, sondern diese Unternehmen wollen die Lösungsinformationen der Kunden – bestenfalls der Lead User. Diese Zusammenhänge hat Chesbrough schon 2003 in seinem Buch Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology dargestellt – nicht zu vergessen die vielen Konferenzen zu dem Thema: An der Weltkonferenz MCPC 2011 mit Henry Chesbrough in San Francisco habe ich selbst teilgenommen. In der Zwischenzeit gibt es sehr, sehr viele Organisationen, die Open Innovation nutzen – nicht erst seit heute, wie es der oben genannte Artikel darstellt. Wenn das Qualitätsjournalismus darstellt, der sich intensiv mit einer Thematik auseinandersetzt, dann gute Nacht…. PS: Natürlich findet man auch viele Beiträge in unserem Blog (Aktuell: 517 Beiträge zu Open Innovation), doch wer will sich schon intensiver mit einem Thema auseindersetzen? In diesem Sinne: Jeder darf Mal.

Open Innovation bedeutet auch Open Service Innovation

Open Innovation wird immer noch zu sehr auf die Öffnung des Innovationsprozesses für physische Produkte angewendet. Das eigentliche Potential liegt allerdings in der Nutzung von Open Innovation für Dienstleistungen (Services). In dem EU-Jahrbuch zu Service Innovation geht Henry Chesbrough genau darauf ein: “Businesses today often labour under a product mindset as they innovate. What is needed instead is a new services mindset. This mindset will place the customer experience at the centre of a business’s purpose. It will unlock greater value for customers in their dealings with providers. It will differentiate providers and enhance margins. It will redesign business processes and business models. And it will lead to renewed growth for the business, and for an economy of such businesses.” Quelle: Chesbrough, H. (2011): Open services innovation — a new mindset to find new sources of growth. In: EU (2011): Service Innovation Yearbook 200-2011, p. 13. Siehe dazu auch Corral, M. (2010: Put user in the center for services.

Chesbrough, H.; Brunswicker, S. (2013): Managing Open Innovation in large firms

Open Innovation ist erst seit der Veröffentlichung des Buchs Chesbrough, H.W. (2003): Open Innovation: The new imperative for creating and profiting from technology, Boston: Harvard Business School Press, S. XXIV in aller Munde. Es hat mich erstaunt, dass schon wenige Jahre danach, die ersten großen Unternehmen Open Innovation ganz bewusst in Ihre Unternehmensstrategie eingebaut haben. Da solche Entwicklungen bei großen Unternehmen ja bekanntlich nicht so schnell verlaufen, kann ich mir gut vorstellen, dass die Öffnung der Innovationsprozesse nicht erst nach dem Buch von Chesbrough initiiert wurde, sondern diese Öffnung ein Kontinuum zwischen Closed Innovation und Open innovation darstellt. Die jetzt vorliegende Studie Chesbrough, H.; Brunswicker, S. (2013): Managing Open Innovation in large firms haben die UC Berkeley und die Fraunhofer-Gesellschaft zusammen erarbeitet. Auf der Website des Fraunhofer-Instituts werden die Ergebnisse wie folgt zusammengefasst:

“Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich, dass Open Innovation keine Modeerscheinung ist, sondern eine nachhaltige Entwicklung”, so Open Innovation-Vater Henry Chesbrough über die Publikation. Nach der Befragung sind die Unternehmen, die bereits Erfahrungen mit der Praxis haben, mit den Ergebnissen zufrieden – und zufriedener, je mehr Erfahrung sie haben. Der Spielraum ist aber noch längst nicht ausgeschöpft. »Unternehmen werden in den nächsten Jahren noch viel Erfahrung sammeln, um von Open Innovation zu profitieren, und so wird sich das Phänomen stetig weiterentwickeln«, so Chesbrough. Die größte Herausforderung liegt dabei innerhalb der Unternehmen: Und zwar im organisatorischen Wandel weg vom geschlossen zum offenen Modell und im Aufbau neuer Strukturen, Prozesse und Verantwortlichkeiten.

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ich Henry Chesbrough persönlich auf der MCPC 2011 in San Francisco erleben durfte. Siehe dazu MCPC2011: Die Weltkonferenz in San Francisco. Sollten Sie an dem Thema interessiert sein, so sprechen Sie mich bitte an. Gerne können wir ein unverbindlichen Gespräch vereinbaren.

Open Innovation bei optischen Technologien

In dem Artikel Chesbrough, H.; Eichenholz, J. M. (2013): Open Innovation in Photonics. In: SPIE Professional January 2013 zeigen die Autoren auf, wie Open Innovation für den Bereich der optischen Technologien genutzt werden kann. Neben der grundsätzlichen Darstellung der Unterschiede zwischen Closed Innovation und Open Innovation wird auch ganz praktisch aufgezeigt, dass (Inside-out) Open Innovation gerade bei Patenten großen Nutzen bringen kann, denn immerhin werden 70-90% der angemeldeten Patente nicht genutzt… Im Innovationsmanager (IHK) spreche ich solche konkreten Ankerpunkte für Open Innovation an

Spannende Beiträge im RKW-Magazin 12/2012

Im  aktuellen RKW-Magazin 12/2012 gibt es wieder spannende Beiträge zu den Themen Nachhaltigkeit, Social Entrepreneurship, Open Innovation, Produktivität usw. Die einzelnen Artikel sind oftmals als Einstieg gedacht und verweisen für die intensivere Auseindersetzung auf weitere Quellen. Bei dem einen oder anderen Beitrag hätte ich mir eine etwas differenziertere Analyse gewünscht. Beispielsweise hätte man bei dem Thema Social Innovation (s. 40ff.) auf  Howaldt/Schwarz (2010): Soziale Innovation im Fokus verweisen können. Weiterhin ist beim Beitrag zu Open Innovation auf S. 46 nicht klar, auf welches Verständnis von Open Innovation sich der Autor bezieht. Ist es Open Innovation im Sinne von Chesbrough (2003), so muss in diesem Zusammenhang der Hinweis auf von Hippel etwas differenzierter analysiert werden, denn von Hippel grenzt seine Auffassung von User Innovation deutlich von den Ansichten Chesbroughs ab. Siehe dazu auch Open Innovation oder doch besser Innovation Openess? oder Freund, R. (2012): Co-Creation and Bottom-Up Economy oder European Commission (2012): Open Innovation.

Open Innovation oder doch besser Innovation Openess?

In der aktuellen Debatte um die Öffnung des Innovationsprozesses wird häufig das Modell von Chesbrough (2003) genannt, das allerdings so seine Grenzen hat. In einer ausführlichen Literaturrecherche (West/Bogers 2011) haben die Autoren u.a die Linearität des Models von Chesbrough kritisiert und festgestellt, dass die kulrurellen Besonderheiten, bzw. die Reflexivität bei den Interaktionen (um nur einige Punkte zu nennen) noch zu wenig untersucht worden sind. Es verwundert daher nicht, dass sich von Hippel fundamental von Chesbrough unterscheidet, indem er Innovation Openess gemeinsam mit Baldwin wie folgt beschreibt: “An innovation is ‘open’ in our terminology when all information related to the innovation is a public good – non-rivalrous and non-excludable. This usage is closely related to the meaning of open in the terms ‘open source software’ (Raymond 1999) and ‘open science’ (Dasgupta and David 1994). It differs fundamentally from the recent use of the term to refer to organizational permeability – an organization’s ´openness´ to the aquisition of new ideas, patents, products, etc from outside its boundaries, often via licensing protected intellectual property (Chesbrough 2003)” (Baldwin/von Hippel 2009:4-5). Insofern wundert es mich nicht, dass ich auf der MCPC 2011 in San Francisco nur Henry Chesbrough, aber nicht Eric von Hippel gesehen habe. Ich habe Eric von Hippel auf der MCPC 2007 am MIT in den USA in einem Vortrag erleben dürfen und muss sagen, dass mir seine Ansichten sehr gut gefallen. Meiner Meinung nach vertritt Eric von Hippel mit seiner Sicht stärker den Bottom-Up-Ansatz von Innovationen, die durch Interaktionen entstehen (Co-Creation) – nur eben nicht beschränkt auf Unternehmen..

GDI-Studie (2011): Servicekultur im Netzzeitalter

Die GDI-Studie (2011): Servicekultur im Netzzeitalter. Zwischen Algorithmen und Intuition – Wie digitale Dienste zu sinnlichen Erlebnissen werden (Martina Kühne) kann nach Eingabe der Kontaktdaten kostenfrei heruntergeladen werden. “Dienstleistungen dominieren die entwickelten Ökonomien, sie stellen den grössten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftssektor” (S.4) zeigt die Bedeutung von Dienstleistungen und von Dienstleistungs-Innovationen (Service-Innovationen). Dabei sind die Spielregeln heute anders als früher, denn neue Technologien machen es möglich, den Service z.B. zu personalisieren. Zahlreiche Beispiele zeigen deutlich auf, dass die Virtualisierung einhergeht mit einem Trend zum Berühren (Touch), was zu einer sinnlichen Erfahrung von Service führt. Das erinnert mich stark an die Experience Economy von Pine und Gilmore. B. Joseph Pine konnte ich gerade auf der MCPC 2011 in San Francisco in einem Vortrag erleben, wo er diesen Aspekt noch weiter ausführte – spannend. Weiterhin weist Chesbrough mit dem begriff Open Service Innovation (MCPC 2011) auf die Öffnung des Innovationsprozesses bei Dienstleistungen hin. Siehe dazu auch Mein Vortrag auf der MCPC 2011. Sollten Sie dazu Fragen haben, so stehe ich Ihnen gerne für ein unverbindliches Gespräch zur Verfügung.