Der Begriff “Sozial” – alles nur ein ein Marketingtrick?

Mitsui Garden Hotel Osaka Premier – unser Hotel in Osaka, Japan (20.-25.04.2025)

Heute scheint alles irgendwie “sozial” sein zu wollen. Die Politik will bei ihren Entscheidungen irgendwie “sozial” wirken, wir nutzen sogenannte “Soziale Netzwerke”, Unternehmen betonen ihre “Corporate Social Responsibility (CSR)” und auch einzelne Personen sehen sich als soziale Bürger. Doch: Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Wort “sozial”? Dazu habe ich folgenden Text gefunden:

“Der Begriff sozial scheint als alltäglicher Begriff intuitiv verständlich; er weist auf das gemeinsame Handeln und Zusammenleben von Personen hin (vgl. Balog 2006, S. 12 ff.). Dieses Handeln hat sich als Selbstverständlichkeit in der Interaktion der Subjekte manifestiert, sodass es sich oft einer bewussten Ausführung entzieht (vgl. Schmidt 2012, S. 10” (Rathmann 2022).

Es geht also bei dem Begriff “sozial” darum, “gemeinsames Handeln und Zusammenleben” zu fördern. Wenn ich mir die oben genannten Beispiele ansehe, habe ich manchmal den Eindruck, dass der Begriff zwar verwendet, doch teilweise genau das Gegenteil von dem erreicht werden soll, was unter “sozial” zu verstehen ist.

In den sogenannten “Sozialen Netzwerken” geht es oftmals darum, Personen, oder auch Personengruppen, gegeneinander auszuspielen, statt das Zusammenleben zu fördern. Unternehmen nutzen das Lable CRS oft gerne, um ihre Verkäufe anzukurbeln – ähnlich wie bei Greenwashing etc.

Bei unserer Reise nach Taiwan, Japan und Singapur (April 2025) ist uns gerade in Japan das gesellschaftlich anerkannte soziale Verhalten aufgefallen. Beispielsweise wird kein Müll einfach so weggeworfen, oder der Platz am Frühstückstisch im Hotel “nicht verwüstet” verlassen, auch die Lautstärke in öffentlichen Räumen ist moderat usw. usw. – alles, um andere nicht zu stören.

Es geht bei der Verwendung des Begriffs “sozial” also nicht nur um mich, wobei andere sehen sollen, wie sie mit mir klar kommen – in dem Sinne “ist mir doch egal.”.. Es geht um soziales Verhalten, das ein angenehmes Zusammenleben ermöglicht – und das fängt bei jedem Einzelnen an.

Siehe dazu auch Beck: Individualisierung ist ein Unbegriff, ein Unding.

Wir behandeln oftmals Menschen wie Roboter und Künstliche Intelligenz wie Kreative

In den letzten Jahren wird immer deutlicher, dass Künstliche Intelligenz unser wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben stark durchdringen wird. Dabei scheint es so zu sein, dass die Künstliche Intelligenz der Menschlichen Intelligenz weit überlegen ist. Beispielsweise kann Künstliche Intelligenz (GenAI) äußerst kreativ sein, was in vielfältiger Weise in erstellten Bildern oder Videos zum Ausdruck kommt. In so einem Zusammenhang behandeln wir Künstliche Intelligenz (AI: Artificial Intelligence) wie Kreative und im Gegensatz dazu Menschen eher wie Roboter. Dazu habe ich folgenden Text gefunden:

“We are treating humans as robots and ai as creatives. it is time to flip the equation” (David de Cremer in Bornet et al. 2025).

David de Cremer ist der Meinung, dass wir die erwähnte “Gleichung” umstellen sollten. Dem kann ich nur zustimmen, denn das aktuell von den Tech-Giganten vertretene Primat der Technik über einzelne Personen und sogar ganzen Gesellschaften sollte wieder auf ein für alle Beteiligten gesundes Maß reduziert werden. Damit meine ich, dass die neuen technologischen Möglichkeiten einer Künstlichen Intelligenz mit den Zielen von Menschen/Gesellschaften und den möglichen organisatorischen und sozialen Auswirkungen ausbalanciert sein sollten.

Der japanische Ansatz einer Society 5.0 ist hier ein sehr interessanter Ansatz. Auch in Europa gibt es Entwicklungen, die in diese Richtung gehen: Beispielsweise mit den Möglichkeiten von EuroLLM, einem Europäischen Large Language Model (LLM) auf Open Source Basis. Siehe dazu auch Open EuroLLM: Ein Modell Made in Europe – eingebunden in unsere LocalAI.

Shisa kanko – Gibt es das in Japan wirklich?

Das Foto der Yamanote-Line haben wir auf unserer Japan-Reise im April 2025 aufgenommen

Im April waren wir insgesamt 10 Tage in Japan (Tokyo-Kyoto-Osaka). Dabei haben wir viele neue, positive Eindrücke mitgenommen. Für mich bemerkenswert und überraschend war, dass Shisa kanko wirklich praktiziert wird.

Bei Shisa kanko handelt es sich um eine Maßnahme des Arbeitsschutzes, bei der die Mitarbeiter “zeigen und benennen”. Beispielsweise “benennen” Zugbegleiter an Haltestationen die nächste Aktion und “zeigen” in die entsprechende Richtung.

Wir haben die Yamanote-Line und auch andere Verbindungen genutzt. Shisa kanko ist uns dabei mehrmals aufgefallen. Anfangs dachten wir, das wäre eine Ausnahme, doch weit gefehlt.

Wenn man das Schauspiel aus unserer westlichen Perspektive betrachtet, erscheinen die lauten Ansagen und das fast übertriebene Zeigen durchaus etwas “komisch”. Nachdem ich nachgelesen hatte, kam mir das gar nicht mehr “komisch” vor, denn es wurde nachgewiesen, dass Shisa kanko bei einfachen Aufgabenstellungen die “Fehlerquote um bis zu 85 % reduzieren konnte” (Quelle: Wikipedia).

Die Antwort auf die in der Überschrift des Beitrags gestellten Frage lautet also: Ja, Shisa kanko wird in Japan praktiziert. Möglicherweise hauptsächlich im Eisenbahnsektor, der für seine Sicherheit und Pünktlichkeit weltbekannt ist. Außerhalb von Japan findet man Shisa kanko selten. Warum eigentlich?

EXPO 2025 in Osaka (Japan): Auf unserer Asien-Rundreise werden uns das ansehen

Screenshot: https://www.expo2025.or.jp/en/

Wir (Jutta und ich) sind Fans der EXPO, da die Weltausstellungen die vielen positiven Seiten der Welt zeigen. Die Länder-Pavilions zeigen neue, innovative und interessante Entwicklungen, aus allen Regionen der Welt.

Wir haben schon verschiedene Weltausstellungen besucht, u.a. natürlich die Weltausstellungen in Hannover, in Mailand und Dubai. In Dubai waren wir sogar über Silvester, was noch einmal einen besonderen Kick ergab.

Jetzt also die Expo 2025 in Osaka, Japan. Im Rahmen einer kleinen Rundreise über Taiwan (Taipeh), Japan (Tokyo, Kyoto, Osaka) und Singapur, werden wir wieder viele positive Begegnungen haben, und vielfältige Eindrücke mitnehmen. Siehe dazu auch unsere Reisen.

Worin unterscheiden sich Industry 5.0 und Society 5.0?

Quelle: https://www8.cao.go.jp/cstp/english/society5_0/index.html (Abgerufen am 01.11.2024)

Wir haben uns an die verschiedenen Beschreibungen industriellen Fortschritts gewöhnt, indem wir beispielsweise von Industry 4.0, oder jetzt auch Industry 5.0 sprechen. Was ist darunter zu verstehen?

Industry 5.0 recognises the power of industry to achieve societal goals beyond jobs and growth to become a resilient provider of prosperity by making production respect the boundaries of our planet and placing the well-being of the industry worker at the centre of the production process” (Breque et al., 2021:14, zitiert in Nielsen & Brix 2023).

Es wird deutlich, dass hier ein menschenzentrierter Ansatz zu erkennen ist, der allerdings auf den Industriearbeiter fokussiert ist. Erweiternd hat sich ein Gedanke etabliert, der schon vor einigen Jahren in Japan mit dem Begriff Society 5.0 beschrieben wurde, und in der Zwischenzeit auch in Europa Beachtung findet.

“By comparison, Society 5.0 is “A human-centred society that balances economic advancement with the resolution of social problems by a system that highly integrates cyberspace and physical space” (Japan Cabinet Office, 2016, zitiert in Nielsen & Brix 2023).

Auch hier geht es um einen menschenzentrierten Ansatz, der allerdings nicht auf den Industriearbeiter begrenzt ist, sondern alle Bürger generell mitnehmen will. Dabei sollen die konkreten Probleme der Menschen (endlich) gelöst werden, wobei die neuen Technologien eine große Bedeutung haben. Innovationen müssen letztendlich in diesem Zusammenhang auf soziale und gesellschaftliche Innovationen erweitert werden.

Nielsen und Brix (2023) beschreiben diese Zusammenhänge ausführlich und stellen ein entsprechendes Modell vor, das im Raum Aalborg (Dänemark) auch schon erfolgreich umgesetzt wurde. Interessant dabei ist, dass beide Autoren vorschlagen, den Weg zu einer Society 5.0 nicht Top-Down – also nur von den politischen EU-Gremien aus -sondern von “unten” – also von den Bürgern aus – anzugehen. Daher nennen Nielsen und Brix dieses Vorgehensweise auch “bottom-up ‘society transition model’”.

Ich mag diesen Bottom-Up-Gedanken sehr, da es mit den Überlegungen von Eric von Hippel (Democratizing Innovation, Free Innovation) und den vielfältigen Open Source Initiativen zusammenpasst.

“Having no problems is the biggest problem of all” (Taiichi Ohno)

Wenn es um “Lean” geht kommt oft das Toyota Production System (TPS) ins Spiel, das nicht nur in der Automobilbranche eingesetzt wurde und wird, sondern auch in vielen anderen gesellschaftlichen Bereichen. Taiichi Ohno hat dieses gesamte System so perfektioniert, dass Toyota beispielsweise in den 70er Jahren in 10 Jahren um 400% profitabler geworden ist. Es ist daher folgerichtig, dass Taiichi Ohne in die Automotive Hall of Fame aufgenommen wurde: “Taiichi Ohno, a Japanese engineer and former Toyota executive, has been officially inducted into the 2022 Automotive Hall of Fame.” Auch heute kann der “Lean-Gedanke” ein sehr guter Einstieg in agile Strukturen sein. Leider wird das oftmals in den Organisationen nicht – oder zu wenig – erkannt.

Global Start-Up Ecosystem Ranking 2015

start-up-ranking-2015Die Start-Up-Szene boomt weltweit. Dabei ist zu beachten, dass Start-Ups im Industriezeitalter anders waren, als die Start-Ups, die wir heute sehen. Früher benötigten Start-Ups sehr viel Geld, um sich auf dem Markt zu etablieren. Heute reichen einige tausend Euro/Dollar aus, um eine Idee in einem Geschäftsmodell umzusetzen. Darüber hinaus benötigen Start-Ups heute ganz andere Rahmenbedingungen. Heute ist die IKT-Infrastruktur ein wesentliches Element, neben persönlichen Vernetzungsmöglichkeiten usw. Heute wird so ein Umfeld Ökosystem genannt. Der Report Global Start-Up Ecosystem Ranking 2015 (PDF) zeigt diese neuen Entwicklungen auf und hebt verschiedene Brennpunkte hervor. Darunter ist in Deutschland auch Berlin, das sich in dem Ranking verbessert hat. Allerdings ist das Ranking aus der westlichen Perspektive verfasst, denn China, Südkorea und Japan sind in diesem Report nicht enthalten! Darauf wird nur sehr klein hingeweisen. Würden diese Länder mit aufgenommen, wäre das Ranking z.B. für Berlin deutlich schlechter ausfallen. Honi soit qui mal y pense. In dem von uns entwickelten Blended Learning Lehrgang Innovationsmanager (IHK) gehen wir auch auf solche Punkte ein. Informationen dazu finden Sie auf unserer Lernplattform.

In einem Roboter-Hotel übernachten

roboter“In diesem Sommer eröffnet in Nagasaki ein Hotel, das über eine Belegschaft aus zehn menschenähnlichen Robotern verfügt” (Cordis-Meldung). Die Aufregung ist bei vielen groß: “Was, ein Roboter soll mich bedienen?” Wenn man allerdings etwas genauer überlegt, ist es die logische Konsequenz, Roboter für Servicedienstleistungen zu nutzen. Immerhin haben wir uns ja schon daran gewöhnt, vieles selbst zu machen: Fahrkartenautomat, Schließfach, Postfach, usw. usw. Bei der Servicequalität in Deutschland, wünsche ich mir sogar manchmal einen Serviceroboter …

Chatti/Klamma/Jarke/Naeve (2007): The Web 2.0 Driven SECI-Model Based Learning Process

am-computer.jpgDie Autoren haben dieses Paper auf der ICALT 2007 in Niigata (Japan) vorgestellt. Es wird schlüssig gezeigt, wie Web 2.0-Anwendungen Sozialisation (S), Externalisierung (E), Kombination (K) und Internalisierung (I) unterstützen können. Abstract: “Nonaka and his knowledge transformation model SECI revolutionized the thinking about organizations as social learning systems. He introduced technical concepts like hypertext into organizational theory. Now, after 15 years Web 2.0 concepts seem to be an ideal fit with Nonaka’s SECI approach opening new doors for more personal, dynamic, and social learning on a global scale. In this paper, we present an extended view of blended learning which includes the combination of formal and informal learning, knowledge management, and Web 2.0 concepts into one integrated solution, by discussing what we call the Web 2.0 driven SECI model based learning process.” Ganz besonders möchte ich auf die Grafik auf Seite 3 hinweisen, die die Web 2.0-Anwendungen den vier Bereichen des SEKI-Modells zuordnet. Das ist eine große Hilfe für die praktische Nutzung. Mein Dank an die Autoren …

Vortrag auf der PGLIII(2004) in Kyoto, Japan

Robert Freund Kyoto 2004.gifDie Konferenz fand vom 24.-26.09.2004 in Kyoto, Japan, statt. Mein Vortrag: Freund, R. (2004): Mass Customization and Multiple Intelligences in Education. Nach dem Vortrag wurde intensiv über meine Ideen diskutiert. Es war sehr spannend, die Argumente auszutaschen. Wir (meine Frau und ich) waren 2004 das erste Mal in Japan. Um es vorweg zu nehmen: Es war eine tolle Erfahrung. Kyoto ist aber auch eine besonders schöne Stadt. Dabei sind Moderne und Tradition überall sehr stark miteinander verbunden. Darüber hinaus haben uns aber auch die ungemein freundlichen und zuvorkommenden Menschen imponiert.