Nutzerinnovationen, Lead User und Open Innovation

Der Artikel Wie Unternehmen von innovativen Kunden profitieren (Daniel Roman Jung, ZEIT ONLINE vom 01.07.2010) thematisiert die große Rolle der Nutzer im Innovationsprozess. Eine besondere Spezies sind dabei die Lead User, die Produkte und Dienstleistungen in ihrem Umfeld einsetzen und auch verändern (wollen). Immer mehr Unternehmen/Organisationen erkennen die großen Möglichkeiten, den Innovationsprozess zu öffnen und orientieren sich an Open Innovation. Es stellen sich allerdings auch kritische Fragen: Wenn der Kunde alles selbst macht (z.B. bei Open Source Projekten), wozu benötigt man denn dann noch Unternehmen? Mit der bekannten Transaktionskostentheorie kann man hier nicht mehr kommen. Wo liegt also der ausgewogene Ansatz, Open Innovation für die Kunden, für das Unternehmen und nicht zuletzt für die Gesellschaft zu nutzen? Auf diese Frage kann es aus meiner Sicht keine pauschale Antwort geben, da es sich um branchen-, bzw. unternehmensspezifische Kontexte handelt. Bei der Beachtung der verschiedenen Dimensionen von Open Innovation, können auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) von den Entwicklungen profitieren. Ich habe allerdings den Eindruck, dass gerade KMU sich immer noch zu sehr an den traditionellen Innovationsprozessen orientieren (Closed Innovation) und manche dadurch die Chancen verpassen. Siehe dazu auch Lead User und Open Innovation und Lohmann/Depner (2010): Open Innovation – Kundenwissen für neue Produkte nutzen.

Lohmann, C.; Depner, H. (2010): Open Innovation – Kundenwissen für neue Produkte nutzen

Das RKW-Faktenblatt 1/2010 Lohmann, C.; Depner, H. (2010): Open Innovtion – Kundenwissen für neue Produkte nutzen stellt verschiedene Formen von Open Innovation und entsprechende Beispiele vor. Die Autoren legen dabei Wert auf eine verständliche Darstellung der Möglichkeiten, Kundenwissen zu nutzen. Besonders hervorheben möchte ich die einfache, aber wirkungsvolle Checkliste auf Seite 5, mit deren Hilfe Sie schnell und einfach klären können, ob Open Innovation für Ihre Organisation geeignet ist. Probieren Sie es doch einfach einmal aus.

Open Xerox: Open Innovation bei Xerox

Unter Open Xerox läuft ein Projekt, dass sich mit Open Innovation bei Xerox befasst: “Open Xerox is a virtual research laboratory, intended to attract and engage open innovation partners external to Xerox. Open Xerox is a web portal for the external community to access, provide feedback, and engage in broad discussions on emerging Xerox technologies and prototypes”. Es geht also ganz bewusst um die Integration externer Partner in den Innovationsprozess. Dieses Beispiel zeigt wieder deutlich auf, dass der Innovationsprozess in den Unternehmen langsam aber sicher geöffnet wird (geöffnet werden muss), um vorhandene Potenziale zu Nutzen und das Unternehmen damit zukunftsfähiger zu machen. Der bisher übliche geschlossene Innovationsprozess (Closed Innovation) wird durch Open Innovation sinnvoll ergänzt. Siehe dazu auch APP MY RIDE von VW.

Mass Confusion in der Süddeutschen Zeitung

Normalerweise wollte ich nichts mehr zu den vielen Zeitungsartikel zum Thema schreiben, da ich das in meinem Blog schon zu genüge gemacht habe. Doch der Artikel Ich und Ich von Oliver Herwig (Süddeutsche Zeitung vom 02.05.2010) lässt mir keine andere Wahl… Die Überschrift des Artikels wird noch durch folgende Zeile ergänzt: Personalisierte Konsumgüter. Also, so sollte man meinen, geht es um Personalization. Oder etwa doch um Customization? Im Text findet man auch den Hinweis, dass es um alles, “außer Massenware” geht. Die dann noch benannte “muntere Kombination von Bausteinen” lässt allerdings vermuten, dass es dem Autor um Mass Customization geht, denn hier steht ein Konfigurator im Mittelpunkt, mit dem man in einem fest definierten Lösungsraum (Solution Space) Produkte/Dienstleistungen zusammenstellen kann. Auf der zweiten (Online-) Seite erwähnt der Autor: “So entstehen, zwar dutzende von Varianten, aber doch nichts neues, dass den ´Stempel der Exklusivität´trägt”. Hallo! Schon mal was von Open Innovation gehört? Es geht nicht darum, noch mehr Möglichkeiten zu haben, sondern um die Produkte/Dienstleistungen, die jeder einzelne möchte. Auf dem Weg dorthin gibt es viele Alternativen: Personalization, Customization, Mass Customization, Open Innovation. Das sind für einen Redakteur möglicherweise schon zu viele Varianten… Wie Sie dem Text entnehmen können, bin ich über solche einfältigen Artikel (Siehe oben) verärgert, da sie den geneigten Lesern ein wirres Bild der vielfältigen Optionen aufzeigen und dadurch diese neuen Wettbewerbsstrategien blockieren. Ich kann also nicht versprechen, dass ich mich beim nächsten Artikel dieser “Qualität” nicht wieder aufrege – auch wenn ich dann wohl nie eine Interviewanfrage erhalten werde. Siehe dazu auch Faktenblatt 2009.

Inflation der Innovationspreise?

Der Deutsche Innovationspreis 2010 ist einer von sehr vielen Innovationspreisen, die an Unternehmen in verschiedenen Kategorien vergeben werden. Gibt man bei Google “Innovationspreis 2010” ein, so findet man auch den Innovationspreis-IT 2010, den NRW Innovationspreis 2010, den BAUMA Innovationspreis 2010, den Innovationspreis 2010 des Landkreises Göttigen, den Innovationspreis 2010 Thüringen, den IHK Forschungs- und Innovationspreis 2010 usw.

Es ist grundsätzlich erfreulich, wenn Innovationen hervorgehoben und ausgezeichnet werden und somit auf die besondere Bedeutung von Innovationen für Deutschland hingewiesen wird. Man fragt sich allerdings, ob alle von dem gleichen Konstrukt Innovation sprechen, oder ob der eine oder andere eher Ideen (Kreativität) bzw. Erfindungen (Inventionen) beurteilt. Eine Innovation ist es erst, wenn diese auch (erfolgreich) im Markt eingeführt wird.

Darüber hinaus weist Stefan Scholtissek (Die Welt wird zum Labor, Harvard Business Manager vom 08.04.2010), auf folgenden Umstand hin: “Der Innovationsprozess fehlt in allen Unternehmen”. Wenn Innovationen also für Unternehmen existenziell sind, warum fehlt dann der dafür erforderliche Prozess? Weiter liest man: “Wer Open Innovation nicht beherrscht, dem gehen schlicht die Ideen aus”. Dem kann ich nur zustimmen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Unternehmen zwar einen Innovationsprozess haben sollten, dieser bisher geschlossenen Prozess (Closed Innovation) allerdings auch geöffnet werden sollte: Open Innovation.

Die Projektmethode (Dewey) überwindet die Trennung von Theorie und Praxis und ist daher aktueller denn je

Die Entgrenzung von Arbeit (Reflexive Modernisierung) führt auch zur Entgrenzung von Innovationsprozessen (Open Innovation), aber auch zur Entgrenzung von Theorie und Praxis. Die Überwindung der Abgrenzung von Theorie und Praxis durch einen gesunden Pragmatismus (Projektmethode) ist der Versuch,  “die Suche nach Sicherheit durch praktische Mittel an die Stelle der Suche nach absoluter Gewissheit durch kognitive Mittel zu setzen” (Dewey 1998:29). Die Projektmethode ist mit dem Namen John Dewey verbunden und stellt eine gute Möglichkeit dar, sich auf die Veränderungen um uns herum (Individuum, Team, Organisation) einzustellen. Es ist daher kein Wunder, dass Projektarbeit und Projektmanagement immer stärker in den Vordergrund rücken. Dennoch sollte man darauf achten, dass es sich zwar um bekannte Begriffe, allerdings mit neuer inhaltlicher und methodischer Ausrichtung handelt. Das, und auch der Bezug zu Dewey, wird leider oftmals übersehen …

MCP-CE 2010: Abgabetermin für Abstracts ist der 23.03.2010

Die vierte Konferenz zu Mass Customization, Personalization and Open Innovation in Central Europe MCP-CE 2010 findet vom 22.-24.09.2010 an der Universität Novi Sad (Serbien) statt. Schwerpunkt der Konferenz ist diesmal das Thema: “MC&OI and the Financial Crisis – Challenge and Opportunity”. Wir wollen mit Forschern und Unternehmen darüber diskutieren, wie Mass Customization und Open Innovation unter dem Einfluss der aktuellen Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise zu beurteilen sind. Dabei kommt es uns darauf an, gerade die Chancen dieser neuen Wettbewerbsstrategien für Unternehmen und Organisationen in Mittel- und Osteuropa herauszuarbeiten. Sollten Sie einen theoretischen oder praktischen Beitrag zur Konferenz leisten wollen, so können sie noch bis zum 23.03.2010 ein Abstract einreichen. Als Initiator der Konferenzreihe würde ich mich darüber sehr freuen. Sollten Sie zur MCP-CE 2010 Fragen haben, so können Sie mich gerne ansprechen. Siehe auch: Fotogallerie, Paper oder auch die Google Map zum Thema.

itb (2009): Dienstleistungen systematisch entwickeln – Leitfaden

Der Methoden-Leitfaden für den Mittelstand itb (2009): Dienstleistungen systematisch entwickeln weist darauf hin, dass neben den notwendigen Produktinnovationen auch Innovationen im Bereich der Dienstleitungen wichtig sind. Weiterhin stellt der Leitfaden Schritt für Schritt dar, wie man Dienstleistungen systematisch entwickeln kann. Die Printversion enthält auch noch eine CD mit Dateien, die dann gleich bei der Bearbeitung genutzt werden können. Der Methoden-Leitfaden unterstützt daher sehr gut das klassische Innovationsmanagement (Closed Innovation) im Unternehmen. Es wäre schön gewesen, wenn man gleichzeitig darauf hingewiesen hätte, dass man den Innovationsprozess weiter öffnen kann (Open Innovation). Die Begriffe Open Innovation oder auch Mass Customization tauchen allerdings in dem Leitfaden nicht auf…

Gassmann, O.; Widenmayer, B. (2010): Open Innovation: Vom Schlagwort zum praktischen Tool

In dem Artikel Gassmann, O.; Widenmayer, B. (2010): Open Innovation: Vom Schlagwort zum praktischen Tool (Technische Rundschau 2/2010, S. 56-57) stellen die Autoren  “Stellhebel und Umsetzungsschritte für Open Innovation” vor. Anhand von Beispielen (OSRAM, 3M, BMW) wird weiterhin deutlich, wie Open Innovation praktisch umgesetzt werden kann. Allerdings bedeutet Open Innovation auch, dass sich das Unternehmen öffnen muss. Das fällt traditionell KMU relativ schwer, das sie es doch gewohnt sind, ihre Ideen eher im Unternehmen zu halten: “Sich öffnen macht verletzbar, andererseits besteht oft das grösste Risiko darin, verschlossen im eigenen Labor zu entwickeln, während sich die Welt aussen schneller dreht”. Dem ist nichts hinzuzufügen…

Diener, K.; Piller, F. (2010): The Market for Open Innovation

In Frank Piller´s Newlstter Mass Customization and Personalization News Vol. 13, No. 1 (Feb 2010) wird auf eine interessante Veröffentlichung hingewiesen Diener, K.; Piller, F. (2010): The Market for Open Innovation (Extrakt des Reports, PDF). Es ist eine sehr umfangreiche und detaillierte Studie zu Open Innovation, die man sich nicht entgehen lassen sollte, wenn man sich intensiver mit dem Thema Open Innovation befassen möchte. In dem entsprechenden Blogbeitrag zum Thema fasst Frank die wichtigsten Ergebnisse ein wenig zusammen. Schade, dass die Studie selbst sehr teuer und für manche kleine und mittelständische Unternehmen daher nicht erschwinglich ist, und auch nur in englischer Sprache vorliegt. Frank weiss wohl selbst, dass der Preis (795 EUR) abschreckend wirken kann und fügt seinem Blogbeitrag eine entsprechende Fußnote an…