Hoeren, T. (2009): Internetrecht

Prof. Dr. Thomas Hoeren vom Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht an der Universität Münster hat wieder ein umfassendes Werk zum Thema Internetrecht (Stand: September 2009) veröffentlicht, das kostenlos zur Verfügung steht. Es ist wirklich beeindruckend, was Thomas Hoerer hier immer wieder zusammenstellt. Gerade weil sich die Veröffentlichung an dem Bedarf von Internetnutzern orientiert, ist sie so wertvoll. Ich habe mir das dritte Kapitel zum Thema “Immaterialgüterrecht” einmal genauer angesehen. Immerhin befasst sich die Wissensbilanz – Made in Germany mit dem immateriellen Vermögen eines Unternehmens.

Gibt es Wissensinhalt und Wissensqualität an sich?

Da Wissen konstruiert wird (Konstruktivismus) und situiert (an die jeweilige Situation gebunden) ist, muss die Antwort auf die oben gestellte Frage lauten: Nein, Wissensinhalt und Wissensqualität an sich gibt es nicht. Aus der bildungstheoretischen Perspektive formulieren es Dewe/Weber (2007:24) folgendermaßen: 

“Es lässt sich resümieren, dass in der bildungstheoretischen Diskussion um Wissen bisher nicht hinreichend zwischen der Frage nach Form, Inhalt und Qualität von Wissen und jener nach den jeweils spezifischen Kontextbedingungen der Anwendung des Wissens differenziert worden ist: Wissensinhalt und -qualität an sich gibt es nicht“.

Der Hinweis auf die jeweiligen Kontextbedingungen von Wissensinhalt und Wissensqualität lässt sich natürlich auch auf die unternehmerische Ebene übertragen.

Deklaratives Wissen (Faktenwissen) und Expertenwissen: Gibt es Unterschiede?

Um die Frage in der Überschrift gleich zu beantworten: Ja, es gibt sehr wohl Unterschiede (Siehe Steiner 2000:136ff.). Deklaratives Wissen ist im Allgemeinen Faktenwissen, das man sich aneignet, wenn man ein neues Wissensgebiet erschließen möchte. Wenden Sie dieses Wissen nicht an (Angewandtes Wissen), vergessen Sie davon recht schnell sehr viel… Was glauben Sie, in welche Kategortie gehört das Wissen, das Sie sich z.B. während des Studiums angeeignet haben. Genau: Faktenwissen. Erpertenwissen bedeutet nach Frensch/Sternberg (1989), dass Sie in einer bestimmten Domäne gute Leistungen erbringen. Dazu bedarf es nach Norman (1981) ca. 5.000 Stunden – beachtlich. Faktenwissen ist also eine wichtige Voraussetzung um dann angewandtes Wissen und letztendlich Expertenwissen zu konstruieren. Faktenwissen reicht also bei weitem nicht aus, um in einer bestimmten Domäne gute Leistungen zu erbringen. Siehe dazu auch Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany

Was hat das Städte-Ranking mit Wissen zu tun?

Das aktuelle Städte-Ränking (Hinweis in der Süddeutschen Zeitung) wurde vom Feri-Institut im Auftrag des Magazins Capital erstellt. Das Ranking zeigt, welche Städte sich in Deutschland von 2006-2015 positiv (bzw. nicht so positiv) entwickeln. Interessant dabei ist eine Anmerkung zu Münster (Platz 3), die darauf verweist, dass gerade Hochschulstädte im Ranking Boden gut gemacht und (man höre und staune) “traditionell wirtschaftsstarken Ballungszentren verdrängt” haben. Es ist offensichtlich, wie wichtig Wissen als Wirtschaftsfaktor geworden ist. Dennoch habe ich den Eindruck, dass immer noch zu sehr in die Infrastruktur der Industriegesellschaft investiert wird anstatt auch in die Infrastruktur einer eher wissensbasierten Gesellschaft zu investieren. Wissen wird von Menschen konstruiert. Dieser Satz bedingt, dass ein Umfeld geschaffen werden sollte, dass dies ermöglicht. Wenn man dann noch die individuellen Stärken berücksichtigt und Unterschiede als Chance betrachtet, ergeben sich zwangsläufig Ansätze für eine entsprechende wissensbasierte Infrstruktur. Möglicherweise sogar mit Hilfe der Wissensbilanz – Made in Germany? Aber wer will das schon? Unsere Politiker scheinbar nicht. Machen wir es eben selbst…

Wissen und Emotionen: Warum wundern sich so viele darüber, dass beides im Zusammenhang steht?

Auf einmal ist Emotion das Zauberwort beim CRM-Trend 2009… Auf einmal befassen sich Wirtschaftswissenschaften mit den anderen Seiten des Homo Oeconomicus (Animal Spirits)… Auf einmal? Wie kommt es, dass sich so viel Menschen über den Zusammenhang zwischen Emotionen und Wissen wundern? Betrachtet man in einfacher Näherung die erweiterte Wissenstreppe so wird deutlich, dass die Wissenskonstruktion durch Menschen geschieht. Die elementare Wertschöpfung in wissensbasierten Prozessen leistet somit der Mensch. Jener Mensch, der in der klassischen industriellen Bilanzierung nur als Kosten geführt wird. Der Mensch als soziales Wesen (System) ist nun mal emotional und nicht nur rational. Zur Wissenskonstruktion und somit im Unternehmenskontext zur Wertschöpfung trägt eine Emotionalität bei, die vielen Stakeholder-Value-Enthusiasten supekt ist. Sie müssen sich daran gewöhnen… Der Zusammenhang macht die Sache allerdings nicht einfacher, sondern komplexer. Das Verständnis von Komplexität ist dabei Grundvoraussetzung um die Zusammenhänge besser zu verstehen und mit ihnen dann umzugehen. Siehe dazu auch Die ausschließliche Orientierung an Finanzgrößen ist übersimplifitierend und somit untauglich

Kennen Sie das KP-Lab?

Das Projekt KP-Lab “focuses on creating a learning system aimed at facilitating innovative practices of sharing, creating and working with knowledge in education and workplaces.” Interessant ist, dass es um das Thema Wissen in den zwei (unterschiedlichen) Kontexten “Education” und “Workplaces” geht. Auf den Webseiten habe ich allerdings nichts zum Thema “Träges Wissen” gelesen. Dabei geht es um den schwierigen Transfer von Wissen aus dem Lernbereich in den Arbeitsbereich.

Missachtung des Wissens

In meinem Blog habe ich schon häufiger darüber geschrieben, dass Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen ein oftmals unscharfes Verständnis von Wissen entwickelt haben. Liessmann (2008:149) führt dazu teffend aus: “Das Wissensmanagement verfährt letztlich wie ein ´Materialwirtschaftssystem´, und der Wissensmanager erhebt gerade einmal den paradoxen Anspruch, unter ´Ausklammerung von Wahrheits- und Geltungsfragen´ herauszufinden, welche Art von Wissen sein Unternehmen zur Lösung seiner Probleme benötigt.” Der Autor nennt das eine “tiefe Missachtung des Wissens” (ebd.:157). Ich kann mich dieser Sichtweise nur anschließen, doch für viele Manager ist es eben leichter, klassische Managementmethoden des Scientific Managements auf Wissen zu übertragen, als sich mit den vielfältigen Facetten im Umgang mit Wissen zu befassen. Diese Manager investieren viel Geld in Software und stellen dann spät fest, dass der Mensch Wissen konstruiert und somit der entscheidende Faktor im Prozess ist. Wenn dann noch erkannt wird, dass der Umgang mit impliziten Wissen die Wettbewerbsfähigkeit stark beeinflusst, kommen wir der Sache (Umgang mit Wissen) schon einen erheblichen Schritt näher. Aber wer will das schon?

Markkula, M.; Sinko, M. (2009): Knowledge economies and innovation society evolve around learning

Der Beitrag Markkula, M.; Sinko, M. (2009): Knowledge economies and innovation society evolve around learning befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Lernen und der Entwicklung zu einer eher wissensbasierten Gesellschaft. Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass man heute unter Lernen etwas anderes verstehen sollte. In innovativen, wissensbasierten und komplexen Umgebungen kommt es darauf an, das Lernen in dem jeweiligen Kontext zu berücksichtigen (Ba-Learning). Traditionelles Lernen ist oftmals ein Lernen Out-Of-Context: “Dieser Artikel ist ein Versuch, die zentrale und dynamische Rolle des Lernens bei der Entwicklung und Förderung der Umwandlung der gegenwärtigen postindustriellen Gesellschaften und Ökonomien in echte Wissensökonomien und Innovationsgesellschaften zu beschreiben und zu untersuchen.” Es lohnt sich, diesen Artikel zu lesen – auch wenn er in englischer Sprache verfasst ist….

Streit, M. E. (2008): Wissen, Wettbewerb und Wirtschaftsordnung

Das Buch Streit, M. E. (2008): Wissen, Wettbewerb und Witschaftsordnung wurde in der FAZ vom 04.05.2009 durch Philipp Krohn besprochen (FAZ-Besprechung). Der Autor des Buches kritisiert das “neoklassische Modell des Wissens”, wodurch das Werk an Aktualität gewinnt. Es ist gut, wenn der Umgang mit Wissen differenziert betrachtet wird. Allerdings ist in der heutigen Welt der ´30-Sekunden-Statements´ kaum noch jemand bereit, sich intensiver mit einem Thema zu befassen. Doch diese Anstrengung lohnt sich, denn wie der Titel des Buches schon andeutet, hängt ein tieferes (besseres) Verständnis des Konstrukts Wissen mit Wettbewerb und unserer Wirstchaftsordnung zusammen…

Nicht-wissende deutsche Ärzte?

In dem Artikel Deutsche Ärzte bilden sich zu wenig weiter (Die Welt vom 06.05.2009, Seite 27) wird wie selbstverständlich darauf verwiesen, dass sich das medizinische Wissen alle 5 Jahre verdoppelt, deutsche Ärzte es allerdings nicht für nötig halten, sich auf dem laufenden zu halten – sprich: sich weiterzubilden. Was soll man von unseren nicht-wissenden deutschen Ärzten denn dann halten? Ist die medizinische Diagnose denn überhaupt noch up-to-date? Bezeichnend ist darüber hinaus, dass diese Situation gerade in Deutschland besonders ausgeprägt sein soll (Deutsches Cochrane Zentrum). Der Umgang mit Wissen, bzw. das Nicht-Wissen der deutschen Ärzte sollte viel stärker in die aktuelle Diskussion im Gesundheitswesen in den Mittelpunkt rücken. Es ist der Ärzteschaft allerdings gelungen davon abzulenken, und immer nur über Kosten zu sprechen. Ein Schelm könnte auf die Idee kommen, die Kostendiskussion mit der Aktualität des Wissens in der Ärzteschaft in Verbindung zu bringen. Aber wer will das schon? Siehe dazu auch

  1. Halb-Wissen in Weiss
  2. Die Ressource Wissen im Gesundheitswesen
  3. Wissensmanagement im toxikologischen Laboratorium
  4. Probleme des anthropologisch-medizinischen Wissens
  5. Wissensmanagement in der Medizin