Unsicherheit und Unbestimmtheit akzeptieren?

In dem Interview “Konjunkturprognosen sind absurd” mit Prof. Homburg (SZ vom 11.05.2010, S. 26) geht es um den Unsinn von Konjunkturprognosen, die immer wieder gerne von der Politik instrumentalisiert werden. Herr Homburg verweist darauf, dass wir lernen müssen, “die Unsicherheit zu akzeptieren”. Aber wollen wir nicht alle “sichere Arbeitsplätze”, “sichere Renten” usw. Diese Klischees werden dann ja auch von der Politik bedient – auch wenn klar ist, dass man den Anforderungen nicht gerecht werden kann. Der Umgang mit Unsicherheit bzw. Unbestimmtheit ist darüber hinaus vom Umgang mit Risiken zu unterscheiden. In komplexen Situationen zeigen sich die Grenzen, der rationalen (scheinbar objektiven) Analyse. Wir sollten nicht krampfhaft an den Instrumenten der Industriegesellschaft festhalten, die rationale Beherrschbarkeit postuliert, sondern die Chancen der neuen Entwicklungen nutzen (Reflexive Modernisierung). Es stellt sich die Frage, wie Organisationen und Individuen in dem neunen Umfeld Handlungfähig bleiben können. Es geht um die Handlungsfähigkeit unter Unsicherheit/Unbestimmtheit. Diese Kompetenz geht über die oftmals propagierte Handlungskompetenz hinaus. Siehe dazu auch Mitchell/Streek (2009): Complex, historical, self-reflective. Expect the Unexpected!

IMPULSE berichtet ausführlich über die Wissensbilanz – Made in Germany

Das Unternehmermagazin impulse berichtet unter dem Titel Was wisst Ihr denn schon? (Mai 2010, S. 58-62) recht ausführlich über die Wissensbilanz – Made in Germany. Unternehmer aus unterschiedlichen Branchen erläutern die vielen Vorteile der Wissensbilanz – Made in Germany. Bei dem einen geht es um die Priorisierung von Wissensmanagement-Projekten, bei dem anderen um die Vorteile beim Rating. Der Artikel sollte Unternehmen/Organisationen dazu bewegen, sich mit dem Themen Wissen, Wissensmanagement und Wissensbilanz – Made in Germany intensiver zu befassen. Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden zu klären, was im Unternehmen unter “Wissen” zu verstehen ist… Ein gar nicht so leichtes Unterfangen. In dem Artikel findet man z.B. folgenden Satz: “Wie beim Staffellauf gibt ein Kollege dem anderen Wissen weiter, …”. Die Wissenskonstruktion mit einem Weitergeben physischer Teile zu vergleichen halte ich für kein gutes, ja sogar für ein kontraproduktives Beispiel.

Kultur- und Kreativwirtschaft: Was ist damit gemeint?

Auf der Website Kreativwirtschaft Deutschland erfährt man etwas über die Abgrenzung der jeweiligen Begriffe: “Kultur- und Kreativwirtschaft meint demnach alle Aktivitäten zur Herstellung und zum Vertrieb von Kulturprodukten mit dem Ziel Geld zu verdienen”. Weiterführend wird auf diesen Beitrag verwiesen. Weiterhin wird auf die Unterschiede zwischen Kultur- und Industriegüter hingewiesen, wobei diese Dichotomie aus der Sicht einer reflexiven Modernisierung kritisch gesehen werden muss.  Die Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft der Bundesregierung zählt fast 5 Mio. Menschen zur Kultur- und Kreativwirtschaft (Weitere Fakten) und verweist deutlich auf die wirtschaftlichen Effekte. Die deutsche Bürokratie benötigt wohl immer noch (ganz im Sinne von Max Weber) genaue Zuständigkeiten (Kompetenzen der Bürokratie). Man liest auch etwas von “innovativen kleinen Kulturbetrieben”… Es ist gut, wenn es Initiativen gibt, die auf immaterielle Dimensionen hinweisen. Dabei ist allerdings nicht so klar, wie sich diese Themen von der propagierten Wissensökonomie unterscheiden. Ist kreative, kulturelle Arbeit Wissensarbeit? Wenn es das Ziel ist, aus der Kreativität heraus Geld zu verdienen (Siehe oben), stellt sich natürlich weiterhin die Frage, ob es sich nicht um Innovationen handelt – also um die Umsetzung der kreativen Ideen. Im “Zeitalter der Nebenfolgen” und dem “Wegfall der Rationalisierungsunterstellungen” sollte eine mehrdimensionale/multiple und komplexe Sicht zugelassen werden. Benötigen wir immer neue Schubladen, oder immer mehr Entgrenzungen?

VfL Bochum verliert gegen Hannover 96 mit 0:3 und steigt aus der ersten Fussballbundesliga ab

Die Stimmung vor dem Spiel war gestern top. Bochumer Fans und auch die vielen mitgereisten Fans von Hannover 96 unterstützten ihre Mannschaften – Mannschaften? Es stand allerdings nur eine Mannschaft auf dem Platz, denn die Truppe des Vfl Bochum spielte die ersten Minuten relativ kopflos drauf los. Dabei vernachlässigte das Team des Vfl Bochum sträflich die Defensive. Solche Situationen haben wir schon bei verschiedenen Spielen (z.B. Stuttgart) “bewundern” können. Es kam also, wie es kommen musste: Konter, Tor, 0:1. Dann noch zwei weitere Tore, die nach einem ähnlichen Muster fielen. Hannover machte es vor, wie man in der ersten Bundesliga bestehen kann: Relativ gute Struktur und gutes Passspiel, zielstrebige Aktionen auf das gegnerische Tor und ein guter Abschluss. Bedenkt man, dass die Mannschaft des VfL Bochum in dieser Saison schon 9 Punkte Vorsprung vor den Relegationsplatz hatte, so ist es doch verwunderlich, dass zuletzt nacheinander 12 Spiele nicht gewonnen werden konnten. Die Truppe, die gestern auf dem Platz stand, war allerdings nicht bundesligatauglich. Der sechste Abstieg bietet für den VfL Bochum (wieder einmal) die Chance, die Strukturen und die Mannschaft zu erneuern. Es reicht allerdings dabei nicht aus, einfach auf das Malocherimage zu setzen. Zusätzlich fehlt es im Verein an Professionalität und Kreativität. Der obligatorische Hinweis auf die schwachen finanziellen Möglichkeiten greift hier zu kurz, denn Vereine wie Mainz und Freiburg haben in dieser Saison gezeigt, wie man in der ersten Fussballbundesliga bleiben kann. Die nächsten Wochen und Monaten muss deutlich werden, welchen Weg der VfL Bochum gehen will. Wir sind gespannt und natürlich auch in der nächsten Saison wieder dabei: Tief im Westen…

Wissensbilanz – Made in Germany: Moderatorentreffen in Eschborn

Heute haben sich über 40 Moderatoren der Wissensbilanz – Made in Germany in den Räumen des AWV (Arbeitskreis Wirtschaftliche Verwaltung) in Eschborn zu einem Erfahrungsaustausch getroffen. Ich war doch etwas überrascht, dass so viele Moderatoren gekommen waren. Am Vormittag haben uns Prof. Mertins und seine Kollegen vom Fraunhofer IPK Berlin über die aktuellen und zukünftigen Entwicklungen informiert. Anschließend wurden Themen analysiert und drei Workshops gebildet. Ich habe mich für das Netzwerk der Moderatoren interessiert, da es hier noch gute Möglichkeiten für Verbesserungen gibt. Abschließend wurden die Workshopergebnisse im Plenum vorgestellt und abschließend diskutiert. Es war schön, viele Kollegen persönlich zu treffen, und Ideen auszutauschen. Solche Treffen motivieren mich, die Wissensbilanz – Made in Germany noch öfter in meinen Gesprächen mit Unternehmen einzubringen. Wenn Sie wollen, können wir uns auch gerne im Rahemend er nächsten Roadshow Wissensbilanz – Made in Germany am 20.05.2010 in Euskirchen darüber unterhalten.

Mass Confusion in der Süddeutschen Zeitung

Normalerweise wollte ich nichts mehr zu den vielen Zeitungsartikel zum Thema schreiben, da ich das in meinem Blog schon zu genüge gemacht habe. Doch der Artikel Ich und Ich von Oliver Herwig (Süddeutsche Zeitung vom 02.05.2010) lässt mir keine andere Wahl… Die Überschrift des Artikels wird noch durch folgende Zeile ergänzt: Personalisierte Konsumgüter. Also, so sollte man meinen, geht es um Personalization. Oder etwa doch um Customization? Im Text findet man auch den Hinweis, dass es um alles, “außer Massenware” geht. Die dann noch benannte “muntere Kombination von Bausteinen” lässt allerdings vermuten, dass es dem Autor um Mass Customization geht, denn hier steht ein Konfigurator im Mittelpunkt, mit dem man in einem fest definierten Lösungsraum (Solution Space) Produkte/Dienstleistungen zusammenstellen kann. Auf der zweiten (Online-) Seite erwähnt der Autor: “So entstehen, zwar dutzende von Varianten, aber doch nichts neues, dass den ´Stempel der Exklusivität´trägt”. Hallo! Schon mal was von Open Innovation gehört? Es geht nicht darum, noch mehr Möglichkeiten zu haben, sondern um die Produkte/Dienstleistungen, die jeder einzelne möchte. Auf dem Weg dorthin gibt es viele Alternativen: Personalization, Customization, Mass Customization, Open Innovation. Das sind für einen Redakteur möglicherweise schon zu viele Varianten… Wie Sie dem Text entnehmen können, bin ich über solche einfältigen Artikel (Siehe oben) verärgert, da sie den geneigten Lesern ein wirres Bild der vielfältigen Optionen aufzeigen und dadurch diese neuen Wettbewerbsstrategien blockieren. Ich kann also nicht versprechen, dass ich mich beim nächsten Artikel dieser “Qualität” nicht wieder aufrege – auch wenn ich dann wohl nie eine Interviewanfrage erhalten werde. Siehe dazu auch Faktenblatt 2009.

Inflation der Innovationspreise?

Der Deutsche Innovationspreis 2010 ist einer von sehr vielen Innovationspreisen, die an Unternehmen in verschiedenen Kategorien vergeben werden. Gibt man bei Google “Innovationspreis 2010” ein, so findet man auch den Innovationspreis-IT 2010, den NRW Innovationspreis 2010, den BAUMA Innovationspreis 2010, den Innovationspreis 2010 des Landkreises Göttigen, den Innovationspreis 2010 Thüringen, den IHK Forschungs- und Innovationspreis 2010 usw. Es ist grundsätzlich erfreulich, wenn Innovationen hervorgehoben und ausgezeichnet werden und somit auf die besondere Bedeutung von Innovationen für Deutschland hingewiesen wird. Man fragt sich allerdings, ob alle von dem gleichen Konstrukt Innovation sprechen, oder ob der eine oder andere eher Ideen (Kreativität) bzw. Erfindungen (Inventionen) beurteilt. Eine Innovation ist es erst, wenn diese auch (erfolgreich) im Markt eingeführt wird. Darüber hinaus weist Stefan Scholtissek(Die Welt wird zum Labor, Harvard Business Manager vom 08.04.2010), auf folgenden Umstand hin: “Der Innovationsprozess feht in allen Unternehmen”. Wenn Innovationen also für Unternehmen existenziell sind, warum fehlt dann der dafür erforderliche Prozess? Weiter liest man: “Wer Open Innovation nicht beherrscht, dem gehen schlicht die Ideen aus”. Dem kann ich nur zustimmen. Zusammenfassend ist festzustellen, dass Unternehmen zwar einen Innovationsprozess haben sollten, dieser bisher geschlossenen Prozess (Closed Innovation) allerdings auch geöffnet werden sollte: Open Innovation.