Ohne soziale Interaktion kein ICH? Wie ist das denn zu verstehen?

In der Printausgabe von Die Zeit (Nr 24 vom 10. Juni 2010, S, 37) ist ein Interview mit Wolfgang Prinz, seit 2004 Direktor am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaftten in Leipzig, zu lesen. Der Titel “Die soziale Ich-Maschine” ist gut gewählt, denn im Untertitel heißt es: “Unser Gehirn erzeugt Subjektivität. Doch ohne Gegenüber geht das nicht”.  Wolfgang Prinz vertritt die These, dass “das Ich ein Konstrukt ist, das im sozialen Kontext entsteht”. Konzepte, die ein “Ich”, oder auch “Subjektivität” usw. ohne den Kontextbezug darstellen und analysieren wollen, wären somit zu hinterfragen. Wir im “Westen” verstehen uns als “autonome und unabhängige Subjekte”, in Asien definieren sich die Subjekte eher als “Glieder in sozialen Netzwerken”. Bezüge zur Individualisierung (Theorie der Reflexiven Modernisierung, Mass Customization…) sind dabei unübersehbar. Gerade bei Mass Customization wird der Begriff “Indivisualisierung” sehr eng ausgelegt und weniger im sozialen Kontext bestimmt. Hier gibt es Verbesserungsbedarf. Ein insgesamt spannendes Interview – Danke.

Innovationsmanager (IHK) ab Herbst bei der IHK Köln

Ab Herbst 2010 bietet die IHK Köln den Blended-Learning-Lehrgang Innovationsmanager (IHK) an. Der Lehrgang ergänzt den erfolgreich eingeführten Projektmanager (IHK). Das methodisch-didaktische Konzept ist ähnlich, die zu erlernenden Inhalte (Innovation) natürlich unterschiedlich. Informieren Sie sich über den Aufwand und die geplanten Termine. Da ich den Lehrgang durchführen werde, können Sie sich auch direkt an mich wenden. Es würde mich freuen, Sie im Herbst in Köln begrüßen zu können:

“Mit jeder Innovation ist eine komplexe Führungsaufgabe verbunden – das Managen von Innovationen. Kleine und mittelständische Unternehmen bedürfen dabei häufig einer Unterstützung. Der Innovationsmanager (IHK) hilft denUnternehmen dabei, ein modernes Innovationsmanagement aufzubauen und umzusetzen. Ziel des Lehrgangs ist es, die dafür erforderlichen Kompetenzen der zukünftigen Innovationsmanager (IHK) zu entwickeln. Zielgruppen für den Lehrgang sind Führungskräfte und Mitarbeiter, die schon in Innovationsprojekten mitgearbeitet haben.”

Das ´Bauchgefühl´: Eine unbewusste Intelligenz?

Wir gehen in vielen Bereichen der Wissenschaft und besonders in der Ökonomie von rationalen Entscheidungen aus, die auf Basis vollständig vorliegender Informationen, rational getroffen werden. Andererseits können wir viele Geschichten erzählen, wo wir uns auf unser Bauchgefühl verlassen haben. Doch was ist das nur? Prof. Dr. Gigerenzer hat dazu ein bekanntes Buch geschrieben: Gigerenzer, G. (2007): Bauchentscheidungen. Im Untertitel nennt er es: Die Intelligenz des Unbewussten und die Macht der Intuition. Der Autor geht dabei auch von einem Intelligenzverständnis aus, das von der klassischen Messintelligenz (IQ) abweicht. “Häufig ist Intelligenz ohne bewusstes Denken am Werk” (S. 24). Für hochkomplexe Handlungen ist die Intuition, die Bauchentscheidung, oder die unbewusste Intelligenz entscheidend. Siehe dazu auch Multiple Intelligenzen, Unternehmer sind gar nicht die rationalen Entscheider, für die sie sich halten, Die Welt bleibt unberechenbar.

Wissensbilanz – Made in Germany gastiert am 28.06.2010 in Koblenz

Die Handwerkskammer Koblenz ist am 28.06.2010 Gastgeber der Roadshow Wissensbilanz – Made in Germany. Wie Sie dem Einladungsflyer entnehmen können, findet die kostenlose Veranstaltung von 13.30 Uhr bis ca. 17.-18.00 Uhr statt. Nach einer kurzen Einführung in die Methode der Wissensbilanz – Made in Germany werden zwei Beiträge aus der Praxis zeigen, welche Vorteile die Wissensbilanz – Made in Germany gerade für kleine und mittelständische Unternehmen bietet. Es würde mich freuen, Sie zu dieser Veranstaltung in Koblenz begrüßen zu können.

Robert Freund Newsletter 2010-05 an alle Abonnenten versandt

Heute haben wir den Robert Freund Newsletter 2010-05 an alle Abonnenten versandt. Alle bisher erschienenen Newsletter finden Sie auf dieser Seite als PDF-Dateien.  Sollten Sie an unserem monatlich erscheinenenden (kostenlosen) Newsletter interessiert sein, so senden Sie uns bitte eine E-Mail. Wir nehmen Sie gerne in unseren Verteiler auf. Denn Sie wissen doch: 

K N O W L E D G E M A K E S T H E W O R L D G O R O U N D ®

Unternehmer sind gar nicht die rationalen Entscheider, für die sie sich halten

Unternehmer sind gar nicht die rationalen Entscheider, für die sie sich halten. Das ist der Untertitel zum Artikel “Die Unvernuft der Erfolgreichen” (Die Zeit vom 20.05.2010, S. 35). Geny Piotty, Wirtschaftssoziologin vom Kölner Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, erläutert auf der Basis von finanzwissenschaftlichen und wirtschaftssoziologischen Arbeiten, dass sich Unternehmer nicht auf die Computeranalysen verlassen: Trotz solcher Hilfen, entziehen sich unternehmerische Entscheidungen rationalem Kalkül. Unternehmer handeln irrational – häufiger, als ihnen das klar ist. Und: In manchen Fällen ist es das Geheimnis ihres Erfolges.” Sich auf das ´Bauchgefühl´ zu verlassen, ist oft Alltag in vielen mittelständischen Unternehmen. Diese Zusammenhänge aufzuzeigen, ist Schwerpunkt der Wissensbilanz – Made in Germany, die eher qualitativ als quantitativ an die immateriellen Erfolgsfaktoren eines Unternehmens herangeht.  Siehe dazu auch Multiple Kompetenzen

Kuri, J. (2010): Die Welt bleibt unberechenbar

Eben habe ich in der Printausgabe der FAZ vom 04.06.2010 den Artikel Die Welt bleibt unberechenbar von Jürgen Kuri (Chefredakteur des Computermagazins c´t) gelesen. Es ist erstaunlich, dass jemand, der sich beruflich fast ausschließlich mit Computern befasst, einen “flammenden Beitrag” gegen die Herrschaft der allgegenwärtigen Algorithmen schreibt – prima. Der Autor kritisiert, dass genau definierte Handlungsvorschriften zur Lösung eines Problems (Algorthmen) nicht ausreichen und widerspricht damit der Prognostizierbarkeit komplexen Verhaltens sowie der Zahlengläubigkeit der Gesellschaft, des Staates, der Unternehmen. Dabei bezieht sich Jürgen Kuri auf viele Beispiele aus der Vergangenheit, u. a. auf den Film Colossus – The Forbin Project aus dem Jahr 1970 und  plädiert letztendlich für “ein Zeitalter der digitalen Aufklärung”. Siehe dazu auch If you cannot measure it, you can not manage it oder Die ausschließliche Orientierung an Finanzgrößen ist übersimplifizierend und somit untauglich

Innovationsforschung: Knowledge Angel oder besser Competence Angel?

Der Artikel There must be an angel – oder? (Managerseminare Juni 2010, S. 14) verweist auf ein interessantes Forschungsfeld des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Untersucht werden hier KIBS (Knowledge-Intensive-Business-Services), also wissensintensive Dienstleistungen. Dabei konnten die Forscher herausarbeiten, dass Innovationen bei den KIBS von bestimmten “Kernpersonen” abhängen. Anhand von Inteviews, die in verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, konnte man nachweisen, dass es diese Knowledge Angels wirklich gibt. In dem Artikel liest man auch folgendes: “Sie haben ein Gespür dafür, die richtigen Personen zur Lösung von Aufgaben zusammenzubringen”. Recherchiert man noch ein wenig zu dem Thema, findet man auch wissenschaftliche Paper, die den Hintergrund ein wenig genauer beleuchten: Müller/Zenker/Héraud (2009): Entering the KIB´s Black Box: There must be an angel! (or is tehre somthing like a knowledge angel?) Auf Seite 7 wird der Knowledge Angel abgegrenzt vom Business Angel, und auf Seite 23 liest man etwas von “feeling before the others”. Diese Charakteristika von Knowledge Angels scheint mir etwas zu kurz gegriffen. Die auf Erfahrungswissen basierenden impliziten Dimensionen einer Person mit ihrer beruflichen Kompetenz (Multiple Kompetenzen) sind aus meiner Sicht entscheidend für den modernen und hoch kompexen Innovationsprozess (Closed Innovation und Open Innovation). Die ganze Person und die ganze Arbeit sind hier zu thematisieren. Handelt es sich daher nicht eher um einen Competence Angel?

Apitzsch, B. (2010): Flexible Beschäftigung, neue Abhängigkeiten

In dem Buch Apitzsch, B. (2010): Flexible Beschäftigung, neue Abhängigkeiten geht es um “Projektarbeitsmärkte und ihre Auswirkungen auf Lebensläufe”. Flexibilieisrung und Entgrenzung bewirken, dass das Normalarbeitsverhältnis immer öfter zu Gunsten von Projektarbeit aufgelöst wird. Die Autorin zeigt anhand der Projektarbeitsmärkte in Architektur und Medien wie sich die Abkehr vom ´fordistischen Produktionsmodell´ in den genannten Branchen konkret auswirkt. Das Buch gibt dabei differenzierte Einblicke. Ergänzend wäre es schön gewesen, wenn die Autorin noch mehr auf die Verbindungen zur Theorie der reflexiven Modernisierung, zur Rückkehr des Subjekts in den Prozess der Arbeit, zu Unsicherheit/Unbestimmtheit und Komplexität eingegangen wäre. Siehe dazu auch Projektmanager (IHK).