Innovationsforschung: Knowledge Angel oder besser Competence Angel?

Der Artikel There must be an angel – oder? (Managerseminare Juni 2010, S. 14) verweist auf ein interessantes Forschungsfeld des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI). Untersucht werden hier KIBS (Knowledge-Intensive-Business-Services), also wissensintensive Dienstleistungen. Dabei konnten die Forscher herausarbeiten, dass Innovationen bei den KIBS von bestimmten “Kernpersonen” abhängen. Anhand von Inteviews, die in verschiedenen Ländern durchgeführt wurden, konnte man nachweisen, dass es diese Knowledge Angels wirklich gibt. In dem Artikel liest man auch folgendes: “Sie haben ein Gespür dafür, die richtigen Personen zur Lösung von Aufgaben zusammenzubringen”. Recherchiert man noch ein wenig zu dem Thema, findet man auch wissenschaftliche Paper, die den Hintergrund ein wenig genauer beleuchten: Müller/Zenker/Héraud (2009): Entering the KIB´s Black Box: There must be an angel! (or is tehre somthing like a knowledge angel?) Auf Seite 7 wird der Knowledge Angel abgegrenzt vom Business Angel, und auf Seite 23 liest man etwas von “feeling before the others”. Diese Charakteristika von Knowledge Angels scheint mir etwas zu kurz gegriffen. Die auf Erfahrungswissen basierenden impliziten Dimensionen einer Person mit ihrer beruflichen Kompetenz (Multiple Kompetenzen) sind aus meiner Sicht entscheidend für den modernen und hoch kompexen Innovationsprozess (Closed Innovation und Open Innovation). Die ganze Person und die ganze Arbeit sind hier zu thematisieren. Handelt es sich daher nicht eher um einen Competence Angel?

Apitzsch, B. (2010): Flexible Beschäftigung, neue Abhängigkeiten

In dem Buch Apitzsch, B. (2010): Flexible Beschäftigung, neue Abhängigkeiten geht es um “Projektarbeitsmärkte und ihre Auswirkungen auf Lebensläufe”. Flexibilieisrung und Entgrenzung bewirken, dass das Normalarbeitsverhältnis immer öfter zu Gunsten von Projektarbeit aufgelöst wird. Die Autorin zeigt anhand der Projektarbeitsmärkte in Architektur und Medien wie sich die Abkehr vom ´fordistischen Produktionsmodell´ in den genannten Branchen konkret auswirkt. Das Buch gibt dabei differenzierte Einblicke. Ergänzend wäre es schön gewesen, wenn die Autorin noch mehr auf die Verbindungen zur Theorie der reflexiven Modernisierung, zur Rückkehr des Subjekts in den Prozess der Arbeit, zu Unsicherheit/Unbestimmtheit und Komplexität eingegangen wäre. Siehe dazu auch Projektmanager (IHK).

Wissensmanagement-Lösungen für den Mittelstand individuell anpassen

Am 27.05.2010 fand auf Einladung des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die Veranstaltung Fit durch Wissen – Wissensmanagement-Lösungen für den Mittelstand in Berlin statt. Das Bundesministerium hat in der Vergangenheit ca. 30 Projekte rund um das Thema “Wissen” gefördert. Auf der Tagung wurde anhand einiger dieser Projekte gezeigt, wie man das schwierige Thema Wissen in mittelständischen Unternehmen erfolgreich umsetzen kann. Man sieht auch hier deutlich, dass Wissensmanagement sehr individuell auf den Unternehmenskontext abgestimmt werden muss. Ein allgemeines Verständnis darüber, was man heute unter Wissen, Wissensmanagement oder Wissensbilanz – Made in Germany ist hilfreich, um eine firmenspezifische Lösung zu finden. Siehe dazu auch Projekt ProWis.

Bei der Arbeitssituationsanalyse rückt ´das Ganze der Arbeit´ in den Mittelpunkt

Das Buch Meyn, Ch./ Peter, G. (2010): Arbeitssituationsanalyse. Bd. 1: Zur phänomenologischen Grundlegung einer interdisziplinären Arbeitsforschung befasst sich mit der veränderten Arbeitswelt und den veränderten Arbeitssituationen: “Arbeitssituationen als subjektive wie objektive Gegebenheiten von Arbeitshandlungen werden angesichts der Flexibilisierung und Entgrenzung von Erwerbsarbeit zentraler Gegenstand der empirischen Arbeitsforschung. Die arbeitsbezogenen Wissenschaften müssen zukünftig ´das Ganze der Arbeit´ stärker berücksichtigen und dabei auch dem Prozess der Subjektivierung Rechnung tragen.”

Die Beschreibung legt den Schluss nahe, dass bei der Beschreibung der Arbeitssituationen bisher eben nicht “das Ganze der Arbeit” und somit nur ein Teil (körperliche Arbeit, Wissensarbeit…) untersucht und betrachtet wurde. Es wird Zeit, dass sich das ändert. Allerdings wird diese Veränderung auch weit reichende Folgen für Unternehmen haben…

Siehe dazu auch Fritz Böhle: Der Mensch als geistiges und praktisches Wesen, Subjektivierung von ArbeitDie “Rückkehr des Subjekts” in die betriebliche Organisation von Arbeit

Vernetztes Denken spielerisch erlernen und in allen Bereichen der Gesellschaft nutzen

Liest man tagtäglich Zeitungen, sieht fern, surft im Netz oder hört Radio, so fällt auf, dass immer wieder einfache Zusammenhänge dargestellt werden. Klimaerwärmung? Klar das Auto ist schuld. Finanzmarktkrise? Klar die Banker sind schuld. Es ist doch alles so einfach. Es gibt eine Wirkung und schwupps, hier ist die Ursache. Doch die Realität ist komplexer, es gibt viele Verbindungen und Verzweigungen in einer globalisierten Welt, die man auf den ersten Blick nicht erkennt (Komplexität). Es ist deshalb sehr erfreulich, wenn schon in jungen Jahren mit dem vernetzten Denken nach Frederik Vester begonnen wird. Mit der rundbasierten Simulation ecopolicy® können Schüler spielerisch die Zusammenhänge erkunden und dabei für die Zukunft wichtige Erkenntnisse gewinnen. Professor Malik erläutert die Kraft des vernetzten Denkens und verweist darauf, dass die Fähigkeit, vernetzt zu denken “die wichtigste Eigenschaft für eine funktionierende Gesellschaft des 21. Jahrhunderts” ist – auch für Fühungskräfte, Politiker (Siehe Verein der Versager) usw. Die Vernetzung ist auch Bestandteil der Wissensbilanz – Made in Germany. Beim Wirkungsnetz bezieht sich das Strukturmodell ausdrücklich auf Vester…

Lohmann, C.; Depner, H. (2010): Open Innovation – Kundenwissen für neue Produkte nutzen

Das RKW-Faktenblatt 1/2010 Lohmann, C.; Depner, H. (2010): Open Innovtion – Kundenwissen für neue Produkte nutzen stellt verschiedene Formen von Open Innovation und entsprechende Beispiele vor. Die Autoren legen dabei Wert auf eine verständliche Darstellung der Möglichkeiten, Kundenwissen zu nutzen. Besonders hervorheben möchte ich die einfache, aber wirkungsvolle Checkliste auf Seite 5, mit deren Hilfe Sie schnell und einfach klären können, ob Open Innovation für Ihre Organisation geeignet ist. Probieren Sie es doch einfach einmal aus.

Open Xerox: Open Innovation bei Xerox

Unter Open Xerox läuft ein Projekt, dass sich mit Open Innovation bei Xerox befasst: “Open Xerox is a virtual research laboratory, intended to attract and engage open innovation partners external to Xerox. Open Xerox is a web portal for the external community to access, provide feedback, and engage in broad discussions on emerging Xerox technologies and prototypes”. Es geht also ganz bewusst um die Integration externer Partner in den Innovationsprozess. Dieses Beispiel zeigt wieder deutlich auf, dass der Innovationsprozess in den Unternehmen langsam aber sicher geöffnet wird (geöffnet werden muss), um vorhandene Potenziale zu Nutzen und das Unternehmen damit zukunftsfähiger zu machen. Der bisher übliche geschlossene Innovationsprozess (Closed Innovation) wird durch Open Innovation sinnvoll ergänzt. Siehe dazu auch APP MY RIDE von VW.

Wissensbilanz – Made in Germany gastierte gestern in Euskirchen

Gestern waren wir mit der Wissensbilanz – Made in Germany in Euskirchen. Gastgeber waren das Bildungsinstitut der Rheinischen Wirtschaft GmbH und der Kreis Euskirchen (Flyer). Im Kreishaus des Landkreises begrüßte zunächst der Landrat des Kreises Euskirchen, Herr Rosenke, alle Anwesenden. Seinen Worten konnten wir entnehmen, dass die Wissensbilanz – Made in Germany und der Umgang mit Wissen ganz allgemein ein wichtiges Anliegen des Kreises Euskirchen ist. Es wäre schön, wenn noch mehr Kommunalpolitiker diese Einstellung mitbrächten. Nach meinem einleitenden Vortrag zur Wissensbilanz – Made in Germany stelletn Herr Gürtner (Gürtner Apparatebau) und Herr Offen (VR Bank Südpfalz) Ihre Erfahrungen mit der Wissensbilanz – Made in Germany dar. In der abschließenden angeregten Diskussion standen Nutzung der Wisensbilanz – Made in Germany für das Rating, sowie Vorgehen/Aufwand und Kosten/Nutzen im Mittelpunkt. Ich bin sicher, dass sich der eine oder andere Teilnehmer nun intensiver mit dem Thema befassen wird. Es lohnt sich bestimmt. Sollten Sie zur Wissensbilanz – Made in Germany Fragen haben, so können Sie mich gerne direkt ansprechen.

Kommt es zu einer Entgrenzung wirtschaftswissenschaftlicher Theorien?

DIE ZEIT hat in der Ausgabe vom 12.05.2010 unter dem Titel “Gier frisst Verantwortung” (Uwe Jean Heuser, S. 53) zwei wichtige Bücher zur aktuellen Krise vorgestellt. Es handelt sich um Stiglitz, J. E. (2010): Im freien Fall und um Roubini/Mihm (2010): Das Ende der Weltwirtschaft und ihre Zukunft. Die große Bekanntheit der Autoren lässt auf neue Erkenntnisse hoffen. Der ZEIT-Artikel stellt beide Bücher sehr gut gegenüber.  Interessanterweise findet sich auf der genannten Seite auch ein Hinweis auf Schmidt, S. (2010): Markt ohne Moral. Gerade in Zeiten des Booms hat man im Finanzsystem keine Moral gekannt. Jetzt, da viele Wetten geplatzt sind, wird wieder von Moral gesprochen. Wer weiß wie lange noch. Die Krise an den Finanzmärkten hat gezeigt, dass die allseits beliebten Pole (Markt-Staat, Gewinn-Moral, Arbeit-Freizeit, usw.) nicht mehr gelten. Es kommt zu einer Entgrenzung der jeweiligen Positionen (Dichotomien) und somit eher zu vielfältigen Optionen in einer globalisierten Welt. China z.B. zeigt, dass man in einem “politisch-totalitären” System, marktwirtschaftliche Strukturen ermöglichen kann. In Europa und in den USA reden sogar Politiker, die eher “rechts” stehen, von staatlichen Eingriffen in das ach so hoch gelobte marktwirtschaftliche System. Die Theorie der reflexiven Modernisierung kann Hinweise darauf geben, wie diese Entwicklungen zu erklären sind. Interessanterweise kommen die guten Ansätze weniger aus den Wirtschaftswissenschaften, sondern eher aus der Soziologie. Viele Soziologen finden allerdings nach ihrem Studium kaum eine Anstellung (im Gegensatz zu BWLer…). Es wäre gut, wenn Politiker/Banker usw. einmal mit Geisteswissenschaftlern reden würden. Es ist kein Wunder, dass die Wirtschaftssoziologie in den letzten Jahren immer stärker beachtet wird (Smelser, Swedberg,…).